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Cruel World

Cruel World

Titel: Cruel World Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neslihan Dadas
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auf sein Herz, ehe sein Blick verblüfft zu mir glitt.
     
    Allmächtiger Gott!, rief er dann und sprang zurück, Ich war tot! Azrael wollte mich in die Zwischenwelt bringen, wo ich auf den Tag des jüngsten Gerichts warten sollte, aber-
     
    Du bist wieder zum Leben erweckt worden., hauchte ich - ebenso erstaunt wie er.
     
    In seinen Haaren und auch an seinen Klamotten klebte das nasse Blut aus seinem dünnen Körper, das er sich verzweifelt wegzuwischen versuchte, was aber nichts brachte, denn es wurde nur noch mehr verschmiert.
     
    Das kann doch gar nicht sein. Er bedeckte sich schluchzend mit einer Hand das Gesicht. Der hübsche Engel hat mir den Kopf abgerissen. Da bin ich mir ganz sicher!
     
    Ich konnte gut nachvollziehen, wie er sich fühlen muss. Er war innerhalb eines Tages in mehreren Welten gewesen. So etwas konnte einen bestimmt aus dem Verstand bringen. Daran bestanden überhaupt keine Zweifel.
     
    Aus den Augenwinkeln nahm ich wahr, wie die kleine, runde Lasermaschine lautlos auf die Fensterbank sprang und dann hinaus aus dem Gebäude hüpfte, nachdem es einmal leise gepiept hat. Daraus schloss ich, ich sollte dem jungen wohl besser nichts davon erzählen. Also dachte ich mir schnell etwas aus.
     
    Nun ja... Vampire sind doch unsterblich. Also mich wundert es nicht, dass du wieder lebst. Ich schluckte, als ich seinen skeptischen Blick sah. Wahrscheinlich bist du nie richtig tot gewesen.
     
    Er kniff die Augen zusammen. Hältst du mich für dumm?
     
    Nein, natürlich nicht., meinte ich schnell und dachte weiter scharf nach, Es ist auch gut möglich, dass Olivia dich zurückgeholt hat, weil ich sie angefleht habe...
     
    Ach, hast du das wirklich?, fragte er überrascht und strahlte, was mich erleichterte. Ja, klar. Ich habe dir zum zweiten mal das Leben gerettet, Kleiner.
     
    Vielen Dank, Hoheit! Mit ehrfürchtigem Blick fiel er auf einmal auf die Kniee und senkte seinen Kopf, der meiner Meinung nach ziemlich brüchig aussah. Vielleicht aber kam mir das nur so vor.
     
    Findest du nicht, du bist mir etwas schuldig? Ich deutete mit meinem Kinn auf die Ketten. Sein Blick folgte mir dahin, ehe er innehielt und sich ernst wieder erhob.
     
    Sie werden mich umbringen, wenn ich das tu.
     
    Das hatte Olivia doch bereits., sagte ich drängend, Sie ist jetzt ganz sicher weg. Es ist... jemand gekommen, der ihr furchtbare Angst bereitet hat.
     
    Wer?
     
    Ich kenne ihn nicht, verdammt! Warum stellte er so viele Fragen? Mach mich bitte los, Kleiner. Ich sorge dafür, dass du reichlich belohnt wirst, wenn-
     
    Hast du keine Schmerzen erlitten?, unterbrach er mich irritiert, woraufhin ich genervt stöhnte und log, indem ich ihm erzählte, Olivia hätte es in der letzten Sekunde verhindert und mich stattdessen gequält.
     
    Wie ich erwartet hatte, glaubte er mir sofort. Es war so leicht Kinder zu überzeugen.
     
    Versprich, mich zu beschützen, wenn ich dich losmache., verlangte er danach.
     
    Ich verspreche es.
     

Kapitel 33
    Endlich hatte ich seinen Namen erfahren. Der kleine Junge hieß Aurelios Drimakis, stammte aus Griechenland und er war der jüngste von sechs Geschwistern gewesen, die heute allesamt nicht mehr am Leben waren.
Bevor er meine Fesseln gelöst hat, ist er eine ganze Weile weg gewesen, um Klamotten für mich zu suchen, die er letztendlich, wie er mir erzählt hatte, im Keller gefunden hat. Es fiel mir jetzt noch schwer, das weiße knielange Kleid unserer ehemaligen Schulkrankenschwester zu tragen, an dem sich sogar noch die Flecken ihres Blutes befanden. Aber mir blieb keine Wahl, denn es war furchtbar kalt in diesem Gebäude und ich wollte nicht, dass meinem Baby etwas zustieß, wenn es überhaupt noch am Leben war. Das interessierte mich am meisten und bereitete mir auch die größten Sorgen. Aurelios hatte mich einmal gefragt, warum ich ständig meine Hände auf meinen Bauch legte, waraufhin ich bloß meinte, dass ich ein bisschen Bauchschmerzen bekommen hatte aufgrund der Schmerzen, die mir zugefügt worden sind.
Es hätte zu lange gedauert, ihm die ganze Wahrheit zu erzählen. Außerdem war ich mir nicht so sicher gewesen, ob er das überhaupt verstehen würde. Immerhin war er bloß ein kleines Kind. Vielleicht hatten ihn seine Eltern nie aufgeklärt.
Wir waren leise und schnell durch den Flur geschlichen, bis wir letztendlich in der Mensa ankamen, die vollkommen leer war. Hier drin hatte sich rein gar nichts verändert. Die bunten Bilder unserer Mitschüler hingen noch immer an

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