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Crusie, Jennifer - Der Cinderella-Deal

Crusie, Jennifer - Der Cinderella-Deal

Titel: Crusie, Jennifer - Der Cinderella-Deal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Crusie
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umkippe.«
    Daisy zwinkerte. »Das soll wohl ein Witz sein. Du vergisst zu atmen?«
    Linc drehte sich weg, um aus dem Fenster zu sehen. »Das ist eine sehr weit verbreitete Reaktion auf Stress.«
    »Ich wusste nicht, dass du überhaupt gestresst sein kannst«, erklärte Daisy. »Es passt so gar nicht zu dir.«
    »Tut es auch nicht«, gab Linc kurz angebunden zurück. »Deswegen atme ich. Können wir über etwas anderes reden?«
    »Klar.« Daisy grinste. »Wenn du dir keine Sorgen wegen der Rede machst, was beunruhigt dich dann?«
    »Hör mal«, fing Linc an und wollte ihr gerade raten, sich um ihre eigenen Probleme zu kümmern. Aber dann merkte er, dass sie recht hatte. Er war so verspannt, dass er demnächst wahrscheinlich anfangen würde, zur Schnappatmung überzugehen. »Ich glaube, es ist das Lügen«, gab er schließlich zu. »Ich bin nicht gut darin, habe noch nie gelogen. Jetzt habe ich nicht nur gelogen, sondern dich in den Schlamassel mit reingezogen, und nun lügst du auch. Es ist nicht richtig.«
    »Das ist keine Lüge«, widersprach ihm Daisy. »Es ist eine Geschichte.«
    Entnervt sah Linc sie an. »Haarspalterei. Das ist doch dasselbe.«
    »Nein, das ist es nicht.« Wütend funkelte Daisy ihn an. Zu spät fiel Linc ein, dass sie schließlich vom Geschichtenerzählen lebte - also hatte er sie eben eine professionelle Lügnerin genannt.
    »Ich wollte dich nicht beleidigen…«
    »Lügen sind unwahr«, erklärte Daisy ebenso überzeugt wie Moses beim Niederschreiben der Zehn Gebote. »Geschichten sind unwirklich, aber wahr. Sie sind immer wahr.«
    Linc schüttelte den Kopf. »Ich sehe da keinen Unterschied. Tut mir leid, aber…«
    »Hör zu.« Daisy lehnte sich vor und packte ihn beim Arm. »Wenn du lügst, sagst du absichtlich die Unwahrheit. Hättest du ihnen erzählt, dass du sechs Bücher veröffentlicht oder in Yale unterrichtet oder den Pulitzerpreis gewonnen hast, dann hättest du gelogen. Du würdest niemals lügen. Dazu bist du zu ehrlich.«
    »Daisy, ich habe ihnen weisgemacht, ich wäre mit dir verlobt. Das war eine faustdicke Lüge.«
    »Nein.« Entschieden schüttelte Daisy den Kopf. »Von mir hast du ihnen überhaupt nichts gesagt. Du hast behauptet, dass du gern heiraten, dich in Prescott niederlassen und Kinder haben möchtest.«
    »Genau, und das ist eine Lüge«, beharrte Linc. Dennoch war ihm klar, worauf sie abzielte. »Ich habe ihnen gesagt, was sie hören wollten.«
    »Ja, aber du wolltest es genauso hören.« Daisy lehnte sich in ihrem Sitz zurück. »Manchmal sind Geschichten nur Vorahnungen von zukünftigen Wahrheiten. Ich wette, dass du es dir tief in deiner verklemmten Akademikerseele doch wünschst. Und als du gerade zu gestresst warst und zu beschäftigt damit, zu atmen, hat dein Unterbewusstsein dich dazu veranlasst, einfach die Wahrheit auszuposaunen.«
    »Sehr hübsch«, entgegnete Linc. »Würdest du dann bitte auch die Alizarinkatze, das Blümchenringdebakel und den Bruder aus Jersey erklären?«
    Daisy zuckte mit den Schultern. »Klar. Annie ist eine einzigartige Katze, auf jeden Fall außergewöhnlich. Außerdem ist sie rötlich, also war es an und für sich nicht gelogen, als ich Guthrie gegenüber behauptet habe, dass sie eine krapprote Alizarin sei. Als du mich in dem Laden nicht meinen eigenen Ring aussuchen lassen wolltest, hast du mich wie ein Kind behandelt. Also wurde ich eins. Eigentlich war das deine Geschichte, nicht meine. Und das mit dem Bruder…« Ein wenig schüchtern sah sie wieder zu ihm auf. »Ich glaube, ich wollte einfach, dass mich jemand rettet, weißt du? Howard war so eine Ratte, und ich habe mir gewünscht, dass jemand wie ein Bruder für mich einsteht. Ich bin es leid, all meine Schlachten allein zu schlagen. Und dann kamst du herein, und ich wusste, dass du dich für mich einsetzen würdest. Ich wusste es einfach. Und du wusstest es auch. Darum ist es wahr, auch wenn es nicht stimmt. Du bist geradewegs in meine Geschichte hineingestolpert.«
    Linc rückte von ihr ab. »Das wusste ich aber nicht.«
    »Doch, das wusstest du.« Daisy ließ den Kopf gegen die Rückenlehne sinken. »Du hättest alles abstreiten oder mir den Mund verbieten oder mich aus dem Laden schleifen oder einfach gehen können. Wirklich, du hättest fast alles machen können.« Sie wandte sich ihm zu, um ihm direkt in die Augen zu sehen. »Stattdessen warst du mein Bruder aus New Jersey. Auch du hast gewusst, dass es wahr ist.«
    »Das kaufe ich dir immer noch nicht ab«,

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