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Cruzifixus

Cruzifixus

Titel: Cruzifixus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Peter Dinesh Bauer
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welke Paradiesfrüchtchen in die Schale zurück und griff dankbar nach dem Espressotässchen. Seine gute Mokkamaid deutete auf ein irdenes, mit kruden, die Kunst der Aborigines imitierenden Kringeln bepinseltes Döschen:
                „Wenn du Zucker willst, bediene dich!“
                Simon nippte an dem bitteren Bohnengebräu und erkundigte sich im beiläufigen Ton:
                „Und hast du etwas ausgegraben? Im Archiv müsste es an sich Material en masse geben. Nicht nur die paar dürren Meldungen im Wirtschaftsteil und ellenlange Hommagen auf Paintingers Engagement in Sachen Ökologie und Nachhaltigkeit. Diese miese Type war doch mittendrin im Filz: schwarze Kassen, illegale Parteienfinanzierung, Treuhand-Konten in Liechtenstein et cetera.“
                Simon hielt nichts mehr auf dem Fensterbänkchen. Heftig gestikulierend lief er in der Küche auf und ab:
                „Diese Type hatte garantiert keine blütenreine Weste. Irgendetwas muss es geben! Schwarze Konten, fingierte Zahlungen, Scheingeschäfte! Einmal angenommen, dass Paintinger zusammen mit Dirrigl die Schmiergeldzahlungen an korrupte Kirchenmänner abgewickelt hat. Da kommt es zu Divergenzen. Depots werden leer geräumt, Gelder verschwinden. Die beiden Bankiers geraten in Verdacht, ihre Kunden nach Strich und Faden zu bescheißen.“
                Simon fuhr mit der Handkante quer über den Hals:
                „Und den beiden Judasen geht es an den Kragen.“
                Vroni schien in Gedanken woanders zu sein. Geistesabwesend stocherte Sie mit dem Löffel im Kaffeesatz. Simon knetete mit beiden Händen an einer imaginären Plastilinfigur:
                „Das klingt doch durchaus plausibel, oder?“
                Vroni stellte das Tässchen ins Spülbecken und gähnte wie ein aus dem Winterschlaf gerissenes Murmeltier:
                „Halt mal. Bleib bei den Fakten. Hast du irgendeinen Anhaltspunkt dafür, dass die beiden Halunken in dunkle Geschäfte verwickelt waren? Das sind doch bloße Vermutungen.“
                Simon leckte sich die von Milchschaum benetzten Lippen. Nein, er hielt keine stichhaltigen Beweise für seine Hypothese in der Hand. Sein Bauchgefühl sagte ihm jedoch, dass hier etwas faul war. Der Prälat und der Magnat hatten sterben müssen, weil Sie eidbrüchig, weil Sie zu Verrätern geworden waren und das Schweigegelübde gebrochen hatten.
     
    Jeder Orden, jede Brüderschaft, jede „ehrenwerte Gesellschaft“ hatte ihre Initiationsriten. Oberste Pflicht der Eingeweihten war es, das geheime Wissen wie ihren Augapfel zu hüten und nichts davon nach draußen dringen zu lassen. Mafiosi, Jesuiten und Freimaurer einte das Wissen, um die im Keller liegenden Leichen. Vroni verdrehte genervt die Augen:
                „Überleg doch mal! Bloß weil jemand Bestechungsgelder verteilt unter Korruptionsverdacht gerät, bringt man ihn doch nicht gleich um. Denk nur an den Fall Breitwieser. Jeder hat gewusst, warum er sich im Kreistag für eine rigorose Liberalisierung der Baugesetzgebung stark gemacht und vehement die Ausweisung von neuen Gewerbe- und Baugebieten gefordert hat. Geltungssüchtig und großmäulig wie er war, hat er sich selbst als Lobbyist bezeichnet. Erst als er sich ungeniert die Konten geplündert hat, ist er aufgeflogen.“
                Wie ein läufiger Kater schlich Simon um Vroni herum:
                „Da hast du es! Die Amigos haben ihn ans Messer geliefert. Anstatt ihn über die Klippe springen zu lassen, haben Sie ihn verpfiffen.“
                Vroni legte den Kopf schief:
                „So weit ich weiß, war das Zufall. Ein Subunternehmer, der nicht in den Deal eingeweiht war, ist auf offene Posten in den Abrechnungen gestoßen und hat darauf Anzeige erstattet.“
                Ein mokantes, abfälliges Lächeln kerbte ihre Mundwinkel:
                „Diese Möchtegern-Mafioso kapieren es einfach nicht. Wenn ich selber Dreck am Stecken und schwarze Flecken in der Bilanz habe, kann ich nicht hergehen und meine früheren Komplizen vor Gericht zu verklagen. In der Verhandlung gegen Breitwieser kam schlussendlich heraus, dass Summen im zweistelligen Millionenbereich auf Konten in Liechtenstein und der Schweiz überwiesen worden sind. Getarnt als Beraterhonorare. Die Zahlungen selbst wurden über eine

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