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Cruzifixus

Cruzifixus

Titel: Cruzifixus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Peter Dinesh Bauer
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„Schwarz wie die Nacht, süß wie die Sünde!“
                Dazu lächelte Sie wie die Inkarnation einer orientalischen Mokka-Bajadere:
                „Ein Löffelchen Zucker?“
                Simon wusste nicht wie ihm geschah. Die Dame des Hauses umhätschelte ihn, als ob er Padischah und Prinz in einem war. Simon zwang sich zu einem süß, sauren Lächeln:
                „Ja gerne! Das Frühstück sieht super lecker aus!“
                Ja es sah zu schön aus, um wahr zu sein. Manch bittere Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass der Kokon des schönen Scheins, dass Seifenblasen in aller Regel zu platzen pflegten. Mit der Grandezza eines Garcons servierte ihm Vroni Kaffee und Croissants auf dem Silbertablett. „Voilà! Bon appetit!“
                Simon bedankte sich und nahm einen hastigen Schluck, um seinem Kreislauf mit einer Koffeininjektion in Schwung zu bringen. Die erlesenen, zartbitteren Aromen mild gerösteter Hochlandbohnen umnebelten seine Sinne, schläferten seine Wachsamkeit ein. Der Kaffee war ein Gedicht, war Poesie aus den Wüstenbergen des Jemen! Mit einem versonnenen Genießerlächeln ließ Simon die zähflüssige Schlehenmarmelade auf die Croissantkruste tröpfeln:
                „Mmmh! Woher hast du die Teile, vom Hofpfister?“
                Wie ein dienstbarer Dschinn stand Vroni mit vor der Brust gefalteten Händen da:
                „Möchtest du einen frisch gepressten O-Saft oder ein Schälchen grünen Tee?“
                Langsam begann sich Simon mit der Rolle des Pantoffelpaschas anzufreunden. Ehe sich der Haremsherr zu einer Entscheidung aufraffen konnte, stand wie von Zauberhand eine Schüssel Obstsalat vor ihm:
                „Ein paar Vitamine können dir nicht schaden. Zu viel Fett und Kohlehydrate sind auf Dauer Gift für den Körper! In deinem Alter solltest du anfangen, dich bewusster zu ernähren.“
                Ohne Widerrede schaufelte Simon Kiwischnitten, Mangomanna und Papayascheiben in sich hinein. Irgendwie wurde er das seltsame Gefühl nicht los, dass er sich über dünnes Eis bewegte, dass er extrem vorsichtig sein musste. Sein Instinkt sagte ihm, dass Vroni etwas vor ihm verheimlichte und gleichzeitig etwas von ihm wollte. Was hatte er ihr in somnambuler Absenz erzählt, hatte er Blödsinn verbrochen? Vroni jedenfalls schien die Situation auszukosten:
                „So ein Vitaminstoß wirkt Wunder und lässt das Chi, die positive Energie in dir fließen.“
                Simon biss in den sauren Apfel und blickte wie ein Musterschüler zu seiner Klassenlehrerin auf. Ein rötlicher Schimmer, ein geheimnisvolles Glühen lag in ihren Augen:
                „Da ist eine Sache, die lässt mir keine Ruhe: wenn der Mörder wusste, dass Paintinger ein Maulwurf war, warum hat er ihn nicht schon früher liquidiert? Und warum sollte ihn Dirrigl erpressen, wenn er höchstwahrscheinlich selbst in das Komplott verwickelt gewesen ist? Wenn ich eins und eins zusammenzähle, erscheint nur ein Schluß plausibel: Dirrigl war sein Komplize!“
                Simon glotzte Vroni mit seinen trüben Kuhaugen verständnislos an:
                „Der Komplize? Von wem?“
                Vronis Augen verengten sich zu zwei schmalen, scheißschartenähnlichen Schlitzen:
                „Spiel nicht den Ahnungslosen! Du weißt genau von was ich rede.“
                Simon kratzte sich verlegen die Bartstoppel. Er fühlte sich wie ein Trüffelschwein, dem der Geruchssinn abhanden gekommen war:
                „Ehrlich gesagt nein!“
                Die gute Fee verwandelte sich in eine vor Zorn sprühende Furie:
                „Traust du mir etwa nicht? Gestern plapperst du wie ein Wasserfall und gibst an wie eine Steige voller Affen, dass du aus sicherer Quelle weißt, dass der Eremit eine Sekte religiöser Fanatiker um sich geschart hat! Die Waldmeister oder so ähnlich.“
                Simon breitete seine Hände in der Geste eines zu Unrecht Beschuldigten, der vehement seine Unschuld beteuert:
                „Du meinst die Waldbrüder. Aber, dass ist doch nur eine vage Vermutung und ich…“
                Ihre Blicke waren hart und mitleidlos wie eine Staatsanwältin, die ihr Schlußplädoyer gegen einen

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