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Cruzifixus

Cruzifixus

Titel: Cruzifixus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Peter Dinesh Bauer
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Kaffeetasse fest. Die Stringenz der auf weiblicher Logik fußenden Gedankengänge war bestechend:
                „Jetzt brauchst du nur noch die Geheimakten auszugraben, die die geschäftlichen Beziehungen zwischen den Nazi-Nabobs um Paintinger und den apostolischen Amigos haarklein dokumentieren. Ich vermute aber nach wievor, dass es hier nicht nur um krumme Geschäfte geht, sondern um das Mysterium der Macht selbst.“
                Einen „X-Faktor“ in den Berechnungen schien Madame indes nicht berücksichtigen zu wollen. Die Erwähnung eines Arkanums entlockte ihr überdies ein spöttisches Scully-Lächeln:
                „Ah ich verstehe Agent Mulder, ein ungelöstes Rätsel! Ich wüsste nur zu gern, welch großes Geheimnis es da zu hüten gilt.“
                Sich der Ablenkungsstrategie ausgebuffter Konspirologen bedienend, konterte er:
                „Im japanischen Bunraku-Theater hüllen sich die Marionettenspieler in schwarze Kimonos und bewegen sich völlig frei auf der Bühne. Obwohl Sie zu sehen sind, gelten Sie gemäß der traditionellen Konvention als unsichtbar, denn die Aufmerksamkeit konzentriert sich allein auf die Puppen. Das Schauspiel auf der Bühne dient zur Ablenkung und zum Amüsement des Publikums – die eigentlichen Drahtzieher werden bewusst übersehen. Erkennst du die Analogien zu unserem Fall?“
                Vroni war nicht gewillt, sich in das unsichere Fahrwasser
     der Analogien zu begeben:
                „Spar dir deine Ausflüchte und gib dir keine Mühe weiter wilde Volten zu schlagen. Du meinst also, dass des Rätsels Lösung in irgendwelchen alten Akten begraben liegt? Ehe du mich in die Bleiwüste schickst, habe ich einen Alternativvorschlag: lass doch unsere neue Praktikantin die Karteileichen exhumieren. Die leckt dir dafür noch das Pfötchen.“
                Entrüstet wies er Vronis Vorschlag von sich:
                „Das ist nicht dein Ernst, oder? Die hält doch Adolf Hitler für einen Gangster-Rapper und Göring für ein flippiges, kultiges Modelabel.“
                Im Stil eines Managers, der just von einem Seminar für Mitarbeitermotivation kam, schmierte er Vroni Honig ums Maul:
                „Wenn jemand was rausbekommt, dann du! Vielleicht finden wir ja in den alten Ausgaben des „Gadener Gäu-Boten“ einen Anhaltspunkt. Kannst du dich an diesen Hinterhof-Spaguzzi mit seinen Prada-Schnürschuhen und dem öligen Gigolo-Grinsen erinnern. Der Fiesling hat doch nach belastendem Material gesucht, das die Verbindung von hochrangigen Klerikern und führenden Nazi-Größen belegen sollte. Angeblich wären die Schwarzkittel aus Rom damals in Scharen in Gaden und Bad Erchtenhall herumgeflattert.“
                Vroni legte ihre Stirn in tiefe, furchenartige Falten:
                „Ja, ich erinnere mich an den Unsympathen! Wenn der Historiker war, bin ich eine Heilige. Er hat uns eine Bestätigung gefaxt, dass er an der historischen Fakultät irgendeiner italienischen Uni promoviert hat. Ein paar Tage später ist der sonnenbebrillte Schönling in der Redaktion aufgetaucht und in Griesgrubers Büro verschwunden. Ich habe keine Ahnung, was unser werter Chef mit dem gegelten Schleimkopf zu bereden hatte.“
                Simon tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn:
                „Ich Idiot! Warum bin ich da nicht früher draufgekommen. Der Typ roch doch förmlich nach Undercover-Agent. Er wurde hierher geschickt, um verräterische Spuren zu beseitigen!“
                Verblüffung und Unmut standen seinem Gegenüber ins Gesicht geschrieben:
                „Denk mal nach! Italien, Rom, der heilige Stuhl! Es ist doch sonnenklar, dass dieser Prada-Boy vom vatikanischen Secret Service war, der die braunen Flecken in den Akten tilgen sollte. Oder er sollte ein bestimmtes, brisantes Dokument ausfindig machen.“
                Vronis Gelduld ging allmählich zur Neige:
                „Du solltest dich mal reden hören. Du klingst wie einer der sich  seine eigene Paranoia vom Leib redet.“
                Seine Zähne mahlten aufeinander. Wie Körner wurden die Wörter zwischen den Mühlsteinen zerquetscht:
                „Paintinger, Niederstrasser, Hallhofer! Drei Alt-Nazis, die der guten alten Zeit nachtrauern, als der Herr aller Arier oben am

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