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Cry Baby - Scharfe Schnitte: Thriller (German Edition)

Cry Baby - Scharfe Schnitte: Thriller (German Edition)

Titel: Cry Baby - Scharfe Schnitte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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neu gepolstert werden. Adora hat den Akzent von Apricot zu Gelb hin verlagert. Sie hat mir versprochen, dass wir in den Stoffladen gehen und neue Bezüge aussuchen. Ich hänge sehr an diesem Puppenhaus.« Es klang beinahe natürlich. Die Wörter flossen süß und rund wie Bonbons aus ihrem Mund, doch der Satz stammte eindeutig von meiner Mutter. Das Püppchen lernte, wie Adora zu sprechen.
    »Sieht aus, als würdest du dir viel Mühe geben.« Ich winkte müde.
    »Danke.« Ihre Augen richteten sich auf mein Zimmer im Puppenhaus. Ein kleiner Finger bohrte sich ins Bett. »Ich hoffe, du genießt deinen Aufenthalt«, murmelte sie hinein, als spräche sie mit einer winzigen, unsichtbaren Camille.
     
    Chief Vickery war gerade dabei, ein verbeultes Stoppschild an der Ecke Second und Ely Street zurechtzuhämmern. Bei jedem blechernen Schlag zuckte er zusammen. Sein Rücken war schon nass, die Bifokalbrille auf die Nasenspitze gerutscht.
    »Ich habe Ihnen nichts zu sagen, Miss Preaker.«
Bumm.
    »Dass es Ihnen nicht gefällt, kann ich gut verstehen, Chief Vickery. Ich habe mich auch nicht um den Auftrag gerissen, sondern musste ihn übernehmen, weil ich von hier stamme.«
    »Hab gehört, Sie sind seit Jahren nicht mehr hier gewesen.«
Bumm.
    Ich schwieg. Betrachtete die Fingerhirse, die durch einen Riss im Gehweg wucherte. Das
Miss
passte mir nicht. Ich wusste nicht, ob es höflich klingen sollte oder eine Anspielung auf einen fehlenden Ehemann war. In dieser Gegend fällt es auf, wenn man mit dreißig noch unverheiratet ist.
    »Ein anständiger Mensch wäre wieder gefahren, statt über tote Kinder zu schreiben.«
Bumm
. »Das nennt man Opportunismus, Miss Preaker.«
    Gegenüber schlurfte ein älterer Mann zu einem mit weißen Schindeln verkleideten Haus, in der Hand hielt er eine Packung Milch.
    »Sie haben recht, im Augenblick fühle ich mich nicht sehr anständig.« Es machte mir nichts aus, Vickery ein bisschen nach dem Mund zu reden. Er sollte mich mögen, und zwar nicht nur weil es mir die Arbeit erleichtern würde, sondern weil mich sein Gepolter an Curry erinnerte, den ich vermisste. »Etwas Publicity könnte dennoch zur Aufklärung beitragen. Das ist schon vorgekommen.«
    »Verdammt nochmal.« Er warf den Hammer auf den Boden und sah mich an. »Wir haben bereits Hilfe angefordert. Die haben uns einen Sonderermittler aus Kansas City geschickt, aber selbst der hat nicht einen einzigen blöden Hinweis gefunden. Sagt, es könne ein irrer Tramper gewesen sein, dem es hier gefiel und der sich ein Jahr in der Gegend herumgetrieben hat. Na ja, so groß ist die Stadt nun auch wieder nicht. Ich merke schon, wenn einer nicht hierhergehört.« Er sah mich nachdrücklich an.
    »Die Wälder sind ziemlich groß und dicht«, gab ich zu bedenken.
    »Es war kein Fremder, das wissen Sie so gut wie ich.«
    »Aber das wäre Ihnen doch lieber.«
    Vickery seufzte, zündete sich eine Zigarette an und legte die Hand seltsam schützend um das Straßenschild. »Scheiße, natürlich. Hatte zwar noch keinen Mordfall, aber ganz dämlich bin ich auch nicht.«
    Plötzlich wünschte ich, ich hätte nicht am Wodka genuckelt. Meine Gedanken lösten sich in Nebel auf. Ich konnte mir weder merken, was er sagte, noch die richtigen Fragen stellen.
    »Sie meinen, es war jemand aus Wind Gap?«
    »Kein Kommentar.«
    »Mal ganz unter uns, weshalb sollte jemand aus Wind Gap plötzlich Kinder umbringen?«
    »Einmal haben sie mich gerufen, weil Ann den Vogel eines Nachbarn mit einem Stock getötet hatte. Hatte ihn selbst mit dem Jagdmesser ihres Vaters angespitzt. Natalies Familie zog vor zwei Jahren hierher, weil sie in Philadelphia einer Klassenkameradin eine Schere ins Auge gestoßen hatte. Ihr Daddy kündigte bei seiner großen Firma, sie wollten noch mal von vorn anfangen. In dem Staat, in dem sein Großvater aufgewachsen war. In einer Kleinstadt. Als wenn es in einer Kleinstadt solche Probleme nicht gäbe.«
    »Immerhin weiß hier jeder, wer missraten ist und wer nicht.«
    »Verdammt richtig.«
    »Sie glauben also, es könnte jemand gewesen sein, der keine Kinder mag? Vor allem diese Mädchen nicht? Hatten sie ihm vielleicht etwas getan, wofür er sich rächen wollte?«
    Vickery zupfte an seiner Nasenspitze und kratzte sich den Schnurrbart. Er betrachtete den Hammer, der am Boden lag, und ich spürte, dass er überlegte, ob er ihn aufheben und weiterarbeiten oder mit mir reden sollte. In diesem Augenblick brauste eine schwarze Limousine heran, deren

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