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Cry Baby - Scharfe Schnitte: Thriller (German Edition)

Cry Baby - Scharfe Schnitte: Thriller (German Edition)

Titel: Cry Baby - Scharfe Schnitte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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Bürstete mir die Haare und betrachtete mich im Spiegel. Während ich meinem Körper so viel angetan hatte, war mein Gesicht immer noch schön. Nicht die Details sprangen ins Auge, aber meine Züge bildeten ein vollkommenes Gleichgewicht. Ergaben einen verblüffenden Sinn. Große blaue Augen, hohe Wangenknochen, kleine Nase. Volle Lippen, an den Winkeln leicht nach unten gebogen. Ich war hübsch anzusehen, solange ich mich nicht auszog. Wäre mein Leben anders verlaufen, hätte ich vielen Liebhabern das Herz gebrochen. Mit brillanten Männern geflirtet. Vielleicht sogar geheiratet.
    Draußen war unser Teil des Himmels von Missouri wie immer elektrisierend blau. Mir tränten die Augen, wenn ich nur daran dachte.
     
    Ich entdeckte Richard in Broussards Café. Er aß gerade Waffeln mit Sirup, neben sich einen schulterhohen Aktenstapel. Ich setzte mich ihm gegenüber und fühlte mich seltsam glücklich und entspannt, als hätten wir uns gegen die Welt verschworen.
    Er blickte hoch und lächelte. »Ms. Preaker. Möchten Sie Toast? Ich sage jedes Mal ohne Toast, bitte, aber es funktioniert nicht. Als müssten sie ihr Soll erfüllen.«
    Ich nahm eine Scheibe, bestrich sie dünn mit Butter. Das Brot war kalt und hart und krümelte, als ich hineinbiss. Ich schob die Krümel unter den Teller und kam zur Sache.
    »Richard, reden Sie bitte mit mir, offiziell oder privat. Ich werde nicht schlau aus der ganzen Geschichte. Mangelnde Objektivität, nehme ich an.«
    Er klopfte auf den Aktenstapel und wedelte mit seinem gelben Notizblock. »Objektivität habe ich in rauen Mengen – jedenfalls von 1927 an. Niemand weiß, was aus den Akten aus der Zeit davor geworden ist. Vermutlich hat eine Sekretärin sie beim Aufräumen weggeworfen.«
    »Was für Akten sind das?«
    »Ich stelle gerade ein Verbrechensprofil von Wind Gap zusammen, eine Geschichte der Gewalt in dieser Stadt. Wussten Sie, dass 1975 zwei junge Mädchen mit durchtrennten Pulsadern tot am Ufer des Falls Creek aufgefunden wurden? Ganz in der Nähe der Stelle, an der Ann Nash gefunden wurde? Die Polizei ging von Selbstmord aus. Die Mädchen hätten sich ›auf eine für ihr Alter ungesunde Weise nahegestanden. Man vermutet eine homosexuelle Beziehung‹. Das Messer wurde allerdings nie gefunden. Schon eigenartig.«
    »Eine hieß Murray.«
    »Aha, Sie wissen Bescheid.«
    »Sie hatte gerade ein Baby bekommen.«
    »Ja, ein kleines Mädchen.«
    »Das muss Faye Murray sein. War mit mir auf der Highschool. Man nannte sie Fick Murray. Die Jungs gingen nach der Schule mit ihr in den Wald und hatten abwechselnd Sex mit ihr. Ihre Mutter tötet sich, und sechzehn Jahre später muss Faye mit allen Jungs der Schule vögeln.«
    »Ich kann Ihnen nicht ganz folgen.«
    »Na, um zu beweisen, dass sie keine Lesbe ist. Wie die Mutter, so die Tochter. Hätte sie nicht mit den Jungs gefickt, hätte niemand was mit ihr zu tun haben wollen. Auf diese Weise wollte sie beweisen, dass sie zwar eine Schlampe, aber immerhin keine Lesbe war. Trotzdem wollte niemand was mit ihr zu tun haben. So läuft das in Wind Gap. Wir kennen die Geheimnisse der anderen. Und benutzen sie auch.«
    »Nette Gegend.«
    »Ja. Bitte geben Sie mir einen Kommentar.«
    »Hab ich gerade getan.«
    Zu meiner Überraschung musste ich lachen. Ich stellte mir vor, wie ich meinen Artikel an Curry lieferte:
Polizei hat keine Spur, hält Wind Gap aber für eine »nette Gegend«.
    »Camille, ich mache Ihnen einen Vorschlag. Ich liefere Ihnen einen brauchbaren Kommentar, und Sie helfen mir bei den alten Geschichten weiter. Ich brauche jemanden, der mir sagen kann, wie diese Stadt wirklich tickt, auf Vickery kann ich dabei nicht zählen. Er will … die Stadt schützen.«
    »Ich bekomme von Ihnen einen offiziellen Kommentar, und wir arbeiten inoffiziell zusammen. Ich werde nichts verwenden, bevor Sie mir nicht die Erlaubnis gegeben haben. Und Sie können alles verwenden, was Sie von mir bekommen.« Kein ganz astreiner Deal, aber es musste reichen.
    »Wie soll mein Kommentar denn lauten?«, fragte Richard lächelnd.
    »Glauben Sie wirklich, dass die beiden Mädchen von einem Außenstehenden ermordet wurden?«
    »Wird das gedruckt?«
    »Ja.«
    »Wir haben noch niemanden ausgeschlossen.« Er steckte das letzte Stück Waffel in den Mund und schaute nachdenklich zur Decke. »Wir ermitteln gegen mögliche Verdächtige in Wind Gap, ziehen aber auch die Möglichkeit in Betracht, dass dies die Tat eines Außenstehenden sein könnte.«
    »Also

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