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Cry Baby - Scharfe Schnitte: Thriller (German Edition)

Cry Baby - Scharfe Schnitte: Thriller (German Edition)

Titel: Cry Baby - Scharfe Schnitte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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den Lukas hauen.«
    »Mit dieser Haltung machen Sie sich hier sicher beliebt.«
    »Kathy mag mich jedenfalls.«
    »Weil Sie dicke Trinkgelder geben.«
    Wir landeten im Garrett Park, klemmten uns auf zu kleine Schaukeln und schwangen im heißen Abendstaub hin und her. An diesem Ort wurde Natalie Keene zuletzt lebend gesehen, doch wir erwähnten es nicht. Hinter dem Spielplatz sprudelte Wasser aus einem alten Trinkbrunnen und würde auch noch bis zum Labor Day im September weitersprudeln.
    »Hier kommen abends viele Kids von der Highschool zum Feiern hin«, sagte Richard. »Vickery ist jetzt zu sehr beschäftigt, um sie zu vertreiben.«
    »So war ich damals auch. Trinken ist in Wind Gap keine große Sache. Außer bei Gritty’s.«
    »Ich hätte Sie gern mit sechzehn gekannt. Mal überlegen: Sie waren wie die wilde Tochter des Predigers in den Romanen von Beverly Lewis. Sahen gut aus, hatten Geld und Verstand. In dieser Gegend eine Mischung, die Ärger einbringt. Ich stelle Sie mir dort drüben vor.« Er deutete auf die heruntergekommene Tribüne. »Sie tranken die Jungs unter den Tisch.«
    Das war noch das geringste Vergehen, das ich in diesem Park begangen hatte. Hier war ich zum ersten Mal geküsst worden und hatte einem Jungen zum ersten Mal einen geblasen. Mit dreizehn. Ein Typ aus der Baseballmannschaft nahm mich unter seine Fittiche und dann mit in den Wald. Er wollte mich erst küssen, wenn ich ihm einen runtergeholt hatte. Danach wollte er mich erst recht nicht mehr küssen. Erste Liebe. Kurz danach kam es zu der wilden Nacht nach der Footballparty. Achte Klasse, vier Typen. Da war mehr los als in den vergangenen zehn Jahren. Ich spürte, wie das Wort
lasterhaft
an meinem Becken aufflammte.
    »Ich habe meinen Spaß gehabt«, sagte ich. »Wenn man gut aussieht und Geld hat, kommt man in Wind Gap ziemlich weit.«
    »Und der Verstand?«
    »Den versteckt man besser. Ich hatte viele Freundinnen, aber keine richtig gute.«
    »Kann ich mir vorstellen. Hatten Sie ein gutes Verhältnis zu Ihrer Mutter?«
    »Nicht besonders.« Ein Drink zu viel, mein Gesicht war heiß und spannte.
    »Wieso?« Richard drehte seine Schaukel, so dass er mich ansehen konnte.
    »Manche Frauen sind einfach nicht dazu geschaffen, Mütter zu sein. Und andere eigenen sich nicht als Töchter.«
    »Hat sie Ihnen jemals wehgetan?« Diese Frage beunruhigte mich, vor allem nach dem Gespräch beim Essen. Hatte sie mir denn nicht tatsächlich wehgetan? Gewiss würde ich mich eines Tages an eine Situation erinnern, in der sie mich gekratzt, gebissen oder gekniffen hatte. Es fühlte sich schon jetzt ungeheuer real an. Ich stellte mir vor, wie ich meine Bluse auszog, ihm die Narben zeigte und
Schau doch hin!
schrie.
    »Das ist eine ungewöhnliche Frage, Richard.«
    »Tut mir leid, Sie klangen so … traurig. Wütend. Egal.«
    »Typisch für jemanden, der eine gute Beziehung zu seinen Eltern hat.«
    »Treffer.« Er lachte. »Soll ich das Thema wechseln?«
    »Ja.«
    »Gut, mal überlegen … leichte Konversation also. Schaukelgespräche.« Richard verzog das Gesicht, als er meine Denkermiene imitierte. »Was ist Ihre Lieblingsfarbe, Ihr Lieblingseis, Ihre liebste Jahreszeit?«
    »Blau, Kaffee, Winter.«
    »Winter? Niemand mag den Winter.«
    »Da wird es früh dunkel, das gefällt mir.«
    »Warum?«
    Weil der Tag dann zu Ende ist. Ich streiche gern die Tage im Kalender ab – 151 gestrichen, noch ist nichts Schlimmes passiert. 152 , die Welt ist nicht untergegangen. 153 , ich habe niemanden zerstört. 154 , niemand hasst mich. Manchmal glaube ich, ich werde mich erst dann sicher fühlen, wenn ich die Tage, die mir noch bleiben, an einer Hand abzählen kann. Noch drei Tage, dann muss ich mir keine Gedanken mehr ums Leben machen.
    »Ich mag eben den Abend und die Nacht.« Ich wollte noch etwas sagen, als ein klappriger gelber Chevrolet Camaro IROC auf der anderen Straßenseite anhielt und Amma und ihre Blondinen ausstiegen. Amma beugte sich mit aufreizendem Ausschnitt an der Fahrerseite hinein, wo ein Junge saß, dessen langes schmutzig-blondes Haar zu seinem Auto passte. Die drei Mädchen standen hinter ihr, die Hüften herausgeschoben. Die Größte kehrte ihnen den Hintern zu und bückte sich, als schnürte sie sich die Schuhe. Wunderbar fließende Bewegungen.
    Die Mädchen kamen auf uns zu. Amma wedelte übertrieben mit der Hand, als schwarzer Rauch aus dem Auspuff drang. Wirklich heiß, die Kleinen, das musste ich zugeben. Lange blonde Haare,

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