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Cryer's Cross

Cryer's Cross

Titel: Cryer's Cross Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baumhaus
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Tiffany?« Es macht Kendall Angst, dass die Suche ebenso ergebnislos verlaufen könnte wie das letzte Mal. Nein. So etwas darf sie nicht denken.
    »Sie wird bereits geplant, und die ersten Einsatzteams sind schon draußen, für alle Fälle. Wahrscheinlich bekommt ihr heute Abend einen Anruf mit genauen Instruktionen, damit wir direkt morgen früh mit einer organisierten Suche starten können. Hoffentlich stellt sich heraus, dass er nur in den Bergen wandert oder so und die Aktion gar nicht nötig ist.«
    »Danke«, sagt Kendall. Mrs Fletcher begleitet die Polizisten zur Tür. Kendall lässt den Kopf auf den Tisch sinken. Sie fühlt sich benommen. Sie weiß, dass er nicht wandern ist. Das würde er niemals alleine tun. Nicht ohne sie.
    In diesem Augenblick steckt Sergeant Dunne noch einmal den Kopf herein.
    »Noch eine Frage, Kendall, wie war das Verhältnis von Nico zu Tiffany Quinn? Haben sie sich gekannt?«
    Kendall hebt den Kopf und sieht ihn an. Sie runzelt die Stirn. »Natürlich. Haben Sie bemerkt, wie klein die Stadt ist? Hier kennt jeder jeden.«
    Er lächelt entwaffnend. »Haben sie je etwas zusammen unternommen? Du weißt schon … vielleicht lief etwas zwischen ihnen?« Er denkt kurz nach. »Es ist schon ein sehr merkwürdiger Zufall, zwei Teenager aus einer so kleinen Stadt …«
    Kendall setzt sich langsam auf. »Nein. Nein, da lief nichts zwischen ihnen. Sie war nur ein kleines Mädchen.«
    »Als sie verschwunden ist, war sie fünfzehn. Und Nico ist siebzehn.« Er hält inne, als ob das etwas erklären würde. »Hast du dich zu dieser Zeit mit Nico getroffen?«
    Kendall beißt die Zähne zusammen. »Ja, irgendwie schon.«
    »Hat er dich jemals zu irgendwelchen geheimen Orten mitgenommen? Verstecke in den Bergen oder im Wald? Vielleicht, um alleine zu sein oder um Sex zu haben?«
    »Nein!«, wehrt sie aufgebracht ab. »So ernsthaft ist das nicht. Wir sind nicht … sexuell aktiv.«
    »Oh ja, du sagtest ja, du wolltest keine Verpflichtungen in eurer Beziehung. Das heißt, es stand euch frei, euch auch mit anderen zu treffen?«
    Kendall schüttelt den Kopf und versucht zu verstehen, was er eigentlich sagt. Sie hat das Gefühl, als befände sie sich in einer Episode von Law & Order – Special Victim’s Unit . »Er hat sich nicht mit ihr getroffen. Das weiß ich. Okay?«
    Sergeant Dunne schweigt einen Moment und sieht sie nur an. Dann sagt er leise: »Nun, vielleicht tut er es jetzt.«
    Mrs Fletcher erhebt sich schnell, als Kendall aufspringt und dabei ihren Stuhl umstößt. Er kratzt laut über die Holzdielen. Ihre Hände zittern. »Was wollen Sie denn damit sagen?«
    »Wir müssen nur alle Eventualitäten bedenken und alle Szenarien durchspielen.« Seine klischeegeladenen Erklärungen machen Kendall noch wütender.
    »Warum sollte er ihr etwas antun? Wenn sie zusammen sein wollten, hätte sie doch niemand daran gehindert?«
    Sergeant Dunne legt den Kopf schief. »Vielleicht war er etwas genervt von deiner Nicht-Verpflichtung und hat etwas getan, wofür er sich schämte. Ich weiß es nicht. Sag du es mir.«
    »Nun, Sie irren sich.« Kendalls Stimme versagt.
    Mrs Fletcher tritt einen Schritt vor und stellt sich schützend vor ihre Tochter. »Sergeant, ist sonst noch etwas?«
    Sergeant Dunne lässt Kendall nicht aus den Augen, obwohl sein Blick etwas sanfter wird. Einen Augenblick lang rührt er sich nicht, doch dann anwortet er: »Nein, Ma’am, das ist alles für heute.« Er nickt und geht wieder hinaus. »Sag uns Bescheid, falls dir noch etwas einfällt, was uns bei der Suche nach deinem Freund helfen könnte.«
    Kendall flieht aus der Küche und rennt die Treppe hinauf in ihr Zimmer.
    Dort bricht sie zusammen. Schluchzt. Hilflos. Sie kann damit nicht umgehen. Ihr Kopf kann damit nicht umgehen.
    Sie kann es nur versuchen. Versuchen, aufzuhören, sich Nico und Tiffany in einem Versteck in den Bergen beim Sex vorzustellen.

Wir
    Keuchend atmen Wir gemeinsam in der Tiefe einer finsteren Nacht. Du hast deinen Weg gefunden, dein neues Heim in der Erde. Dein Opfer ist angenommen worden. Eine weitere gefangene Seele befreit.
    Unsere restlichen Seelen flehen, sie dürsten nach Blut. Dürsten nach Seelen. Zusammen, gefangen in Holz und Metall, warten Wir wieder und ritzen etwas Neues.
    Berühre mich.

9
    Am nächsten Morgen haben die Landesnachrichten das Thema aufgegriffen. Diese Kleinstadt-Teenager-Ausreißer-Geschichte ist nicht länger nur ein winziger Punkt im Sendegebiet von Bozeman-TV. Innerhalb von

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