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Cryer's Cross

Cryer's Cross

Titel: Cryer's Cross Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baumhaus
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nicht übertreiben.
    Jacián sieht sie kommen und dehnt sich weiter. Kendall bleibt unbeholfen vor ihm stehen und wartet auf eine Reaktion.
    »Ja?«, fragt er schließlich.
    »Marlena schläft. Hector fährt in die Stadt.«
    Jacián blinzelt zu ihr auf. »Was bist du? Der Butler?«
    Kendall verdreht die Augen. »Hast du etwas dagegen, wenn ich mitspiele? Solange ich auf Marlena warte?«
    Er steht auf, greift nach dem Netz und zieht es auf. Die Bälle fallen heraus und rollen über das Gras.
    »Die Wiese ist ja groß genug.« Er kickt ihr einen Ball zu und dribbelt einen anderen auf dem Gras hin und her, um sich aufzuwärmen.
    Kendall holt ein Gummiband aus der Tasche und bindet sich die Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen. Dann wärmt sie sich auf wie bei einem normalen Training, wobei sie Jacián aus dem Weg geht. Sie spielen jeder für sich.
    Es dauert nicht lange, bis Kendall im Spiel aufgeht. Das ständige Wirbeln ihrer Gedanken wird leiser und langsamer. Sie zählt einhundert Schritte, danach kann sie sich voll und ganz auf den Ball konzentrieren. Sie liebt es, wie er über das Gras rollt und alle Einzelheiten erforscht, wie eine Hand auf nackter Haut. Sie spürt, wie ihre Muskeln ihr für die Dehnung danken, spürt die Schweißperlen, die ihr auf die Stirn treten. Spürt ihren Atem, der ihr den Weg vorgibt.
    Es gibt in ihrer Welt nichts Vergleichbares. Nichts, das ihr diese Glückseligkeit geben würde, die sie gerade empfindet. Nach sieben Tagen ständigen Dröhnens kommt ihr Gehirn endlich zur Ruhe. Eine unglaubliche Befreiung.
    Sie ignoriert Jacián komplett und wahrt Abstand. Sie beginnt mit den Übungen, die sie früher mit Nico gemacht hat, schießt sich selbst die Pässe zu und rennt wie der Teufel, um den Ball einzuholen und ins Netz zu befördern. Dann holt sie ihn wieder heraus und läuft zurück ans andere Ende der Wiese, immer hin und her, als würde sie Wettrennen mit dem Ball machen. Immer wieder ein neues Spiel mit dem unsichtbaren Nico.
    Es ist komisch, wie tröstlich die Erinnerung an jemanden hier draußen sein kann.
    Es vergeht eine Stunde, bis Kendall ihren Stress abgebaut hat. Sie und Jacián gehen sich erfolgreich aus dem Weg, doch als er einmal seinen Ball verliert, platziert Kendall ihn vor seinen Füßen, und er bedankt sich mit einer Handbewegung.
    Hector wäre stolz auf sie.
    Als Kendall vor Durst fast umkommt, beendet sie ihr Training und hofft, dass Marlena mittlerweile wach ist. Jaciáns Hemd klebt an seinem Körper. Schweiß tropft ihm aus den dunklen, lockigen Haaren. Er atmet schwer, als sie vorbeigeht und ihren Ball in das Netz fallen lässt.
    »Danke«, sagt sie.
    »Schon gut.« Beinahe hätte er gelächelt.
    Spontan fügt sie hinzu: »Brauchst du etwas zu trinken? Ich gehe rein.«
    »Nein, ich habe eine Flasche in meiner Sporttasche.«
    Wie höflich.
    Marlena ist wach. Kendall nimmt sich ein Papiertuch, feuchtet es an und wischt sich damit über Gesicht und Nacken. Anschließend gießt sie sich ein Glas Wasser ein und geht ins Wohnzimmer, wo Marlena wieder auf dem Sofa sitzt.
    »Entschuldige, ich stinke wie die Pest. Wie geht es dir heute?«
    »Tut ziemlich weh.«
    »Kannst du denn schon herumlaufen?«
    »Nicht, ohne mich zum Idioten zu machen oder mich umzubringen. Aber ich arbeite daran.«
    »Das heißt also, du wirst noch ein paar Tage zu Hause bleiben?«
    »Ja. Das ist total bescheuert. Mir ist todlangweilig.« Vorsichtig dreht Marlena sich um. »Also … ich habe dich draußen gesehen. Ihr seid früh hier. Was hat der Trainer gesagt?«
    Kendall nimmt einen großen Schluck Wasser und wischt sich einen Tropfen von der Lippe.
    »Wir sind am Ende. Es ist vorbei«, erklärt sie und zuckt mit den Achseln. »Er hat herumtelefoniert, hat aber niemanden gefunden, der uns helfen kann. Er meinte, es sei schon ziemlich gut gewesen, dass wir ein Drittel der Highschool-Schüler für das Team hatten. Wenn man es so sieht, ist es natürlich ziemlich aussichtslos, jemand anderen zu finden.«
    Marlena lässt den Kopf wieder auf das Kissen sinken.
    »Oh. Mist. Jacián wird mich umbringen.«
    Kendall schweigt.
    »Der Trainer hat versucht, einen Scout dazu zu bringen, sich eines unserer Spiele anzusehen, damit Jacián vielleicht an eine der großen Fußball-Schulen kann. Er schwankte noch zwischen UCLA und Stanford. Jetzt habe ich ihm die Chancen für ein Stipendium versaut.« Ihre Stimme zittert. »Ist er sehr wütend gewesen?«
    Kendall muss an die Szene im Pick-up denken und presst die

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