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Cryer's Cross

Cryer's Cross

Titel: Cryer's Cross Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baumhaus
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nicht dem Trainer nach, sondern in den Umkleideraum. Kendall sieht ihn mit seinem Rucksack und seiner Schulkleidung unter dem Arm wieder herauskommen und zum Laster gehen.
    »Warte«, ruft sie ihm nach. Er ist ihre einzige Mitfahrgelegenheit, wenn sie nicht verhaftet werden will. Was für eine irre, chaotische Welt.
    Sie rennt in die Umkleide der Mädchen und holt ihre Sachen. Zu den anderen murmelt sie einen letzten Gruß zum Abschied. Das war’s für sie.
    So viele schöne Dinge gehen zu Ende.
    Sie joggt vom Platz, doch als sie sieht, dass Jacián immer noch im Laster sitzt und auf sie wartet, wird sie langsamer. Sie steigt ein, und für einen Moment sitzen die beiden einfach nur so da. Jaciáns Gesicht ist voller Zorn, doch er sagt nichts.
    »Kannst du mich bitte mit zu euch nehmen?«, fragt Kendall matt. »Ich habe deinem Großvater versprochen, dass ich Marlena besuchen komme.«
    Jacián gibt ihr keine Antwort. Stattdessen startet er den Pick-up und lenkt ihn vom Parkplatz auf die Straße. Er fährt viel zu schnell, der Wagen schlingert über den losen Kies. Kendall schließt die Augen und hält sich krampfhaft an der Armlehne ihrer Tür fest. Er fährt immer schneller, bis es sich für Kendall wie Überschallgeschwindigkeit anfühlt. Erst, als der Pick-up in ein paar Schlaglöchern aufsetzt, verlangsamt er das Tempo.
    Wie aus dem Nichts schlägt Jacián plötzlich mit den Fäusten auf das Lenkrad. »Scheiße!«
    Kendall erschrickt und drückt sich noch enger gegen die Tür.
    Jacián bremst ab und biegt in die Auffahrt der Ranch ein. Er holt tief Luft.
    Sie sieht ihn an. Sein Gesicht wirkt entspannter. Er fährt nun vorsichtig, absichtlich.
    »Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du das nicht erwähnen würdest«, sagt er düster. »Meinen Erziehungsberechtigten geht es am Arsch vorbei, dass sie mir mein Leben versaut haben.«
    Kendall betrachtet ihn. »Vielleicht solltest du dir Hilfe holen. Aggressionsbewältigung wäre eine gute Idee.«
    Er lacht bitter auf. »Meinst du? Und wo sollte ich dafür hingehen? In den Supermarkt oder in die Futter- und Samenhandlung?«
    Kendall ignoriert ihn. Sie schaut nur aus dem Fenster, als Hectors Haus auftaucht. Leise fragt sie: »Warum musst du nur so ein Idiot sein?«
    Er fährt den Pick-up in die große Scheune und gibt keine Antwort. Dann steigt er aus und holt aus einer Ecke ein großes Netz mit Fußbällen, mit denen er zu dem provisorischen Fußballfeld geht, ohne sich umzusehen.
    Kendall geht zum Haus und klopft.
    Kurz darauf reißt Hector die Tür weit auf.
    »Hallo Kendall! Schön, dass du wiederkommst!«
    Kendall lächelt. »Schön, dass Sie mich eingeladen haben.«
    »Glücklicherweise schläft Marlena gerade. Sie hat es wirklich nötig. Aber ich glaube, du hast nichts dagegen, dir die Zeit so lange mit Fußballspielen zu vertreiben, habe ich recht?«
    Kendall starrt ihn an, wie er mit seinem unschuldigen Lächeln vor ihr steht. Sie lässt den Rucksack auf die Veranda plumpsen.
    »Im Ernst, Hector?« Sie klingt angespannt.
    »Natürlich solltest du erst deine Mutter anrufen und ihr sagen, dass du hier bist.« Hector geht in die Küche und kommt gleich darauf mit dem Telefon zurück.
    Kendall seufzt. »Vielleicht sollte sie einfach kommen und mich abholen.«
    »Oh, nein, bitte nicht! Marlena hat sich den ganzen Tag auf deinen Besuch gefreut. Sie hat nur geglaubt, du würdest später kommen, nach dem Fußballtraining.«
    »Na ja, es gibt kein Fußballtraining mehr.«
    Hector wird ernst. »Das tut mir leid. Es ist schade für dich und Jacián. Marlena fühlt sich verantwortlich.«
    »Es ist nicht ihre Schuld«, antwortet Kendall automatisch. Dann ruft sie zu Hause an und hinterlässt eine Nachricht, dass sie bei Hector ist. Für unbestimmte Zeit.
    »Holt mich einfach ab, wenn ihr mich braucht«, sagt sie. »Bis bald.« Sie versucht, nicht allzu verzweifelt zu klingen.
    Hector nimmt ihr das Telefon ab und scheucht sie zum Hof, wo sich Jacián wieder warm macht.
    »Ich gehe in die Stadt, um ein wenig bei meinem Freund zu sitzen«, ruft er ihr nach. »Geh nachher einfach hinein.«
    Seufzend geht Kendall die Veranda hinunter.
    »Okay«, antwortet sie, obwohl sie eigentlich gar nicht hier sein will. Sie wünscht sich, sie könnte einfach bei Nico sein und alles wäre wieder in Ordnung.
    Sie geht auf Jacián zu, darauf vorbereitet, bei ihm abzublitzen. Genau das braucht sie heute noch, dass ein aufgeblasener Idiot ihr sagt, sie solle verschwinden. Blöder Hector. Er sollte es

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