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Cryer's Cross

Cryer's Cross

Titel: Cryer's Cross Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baumhaus
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Lippen aufeinander.
    »Nicht mehr als sonst«, antwortet sie leichthin.
    »Oh Gott, ich fühle mich so mies.« Marlena beginnt zu weinen.
    »Scheiße.« Kendall geht zu ihr rüber und setzt sich auf den Boden. »Komm schon, Marlena, das ist doch nicht deine Schuld. Nico ist auch weg. Wir haben zwei Spieler gleichzeitig verloren, und dabei waren wir sowieso schon einer weniger als letztes Jahr. Es liegt nicht nur an dir.«
    Jacián kommt herein und geht mit seinen dreckigen Fußballschuhen durch den Flur. Kendall hört, wie sich eine Tür schließt und einen Moment später das Wasser rauscht, als er die Dusche anstellt. Ihre Gedanken schweifen ab, und sie schüttelt verlegen den Kopf.
    Marlena schaut traurig aus dem Fenster, während Kendall die Finger verschränkt und wieder auseinanderzieht und in jeder Position bis sechs zählt. Als plötzlich das Telefon klingelt, streckt sie sich, um es vom Tisch zu nehmen und Marlena zu reichen.
    »Hallo?«
    Marlena hörte einen Augenblick lang zu. »Er ist gerade hereingekommen und duscht. Kann er dich zurückrufen?« Nach einer kleinen Pause sagt sie: »Okay. Bye.«
    Kendall sieht sie neugierig an.
    »Seine Freundin«, erklärt Marlena. »Aus Arizona.«
    »Ach so.« Kendall greift nach einer Zeitung und blättert sie lustlos durch. Wie Jacián es geschafft hat, sich eine Freundin zuzulegen, ist ihr ein Rätsel. »Ist er immer so eklig?«
    »Nein, aber er hasst das alles hier.«
    »Und deshalb versucht er, allen anderen auch das Leben zu vermiesen?«
    »Wahrscheinlich«, seufzt Marlena. »Aber im Ernst, seit wir hierhergezogen sind, läuft es für ihn nicht sonderlich gut. In Arizona hatte er einen Wochenendjob in einer Fußballhalle, den er geliebt hat. Er hatte einen Sommerjob in einem Fußballlager in den Bergen, den er aufgeben musste, weil meine Eltern ihn hier auf der Farm arbeiten lassen. Er hatte seine Freundin und eine ausgezeichnete Schule mit einem erstklassigen Fußballteam.
    Nachdem das Schuljahr zu Ende war, sind wir hierhergezogen, und innerhalb einer Woche haben Sheriff Greenwood und die State Police an die Tür geklopft und haben Jacián alle möglichen miesen Dinge vorgeworfen. Dann hat Grandpa ihn Vieh treiben und Fleisch ausliefern lassen. Wir hatten keine Ahnung, was wir hier sollten.« Sie rutscht auf dem Sofa herum, um eine bequemere Lage zu finden. »Als er euch alle hat spielen sehen, war er mit dem Fußballteam sehr zufrieden, denn die meisten sind gar nicht schlecht. Es war auch ziemlich cool vom Trainer, dass er so viel dafür getan hat, einen Scout zu einem Spiel in Bozeman zu bekommen. Aber jetzt ist auch das vorbei.« Sie legt das Telefon wieder auf den Tisch. »Und er hat Streit mit seiner Freundin.«
    »Er hat Streit mit jedem«, entgegnet Kendall. Das Rauschen des Wassers hört auf.
    Marlena zuckt mit den Achseln. »Er ist wirklich kein schlechter Kerl. Eigentlich ist er sogar sehr nett.«
    »Und was ist mit dir?«, fragt Kendall. »Was musstest du zurücklassen? Hasst du es hier auch?«
    Sie fühlt sich, als müsse sie sich verteidigen. Ihr ist sehr wohl bewusst, dass Cryer’s Cross eine merkwürdige Stadt ist und dass die meisten Dinge hier etwas langsamer ablaufen als in anderen Städten. Sie weiß, dass es im Rest des Landes undenkbar wäre, dass jemand zu Pferd in die Stadt reitet, aber hier tun es die älteren Leute gelegentlich.
    Marlena lächelt. »Ich? Oh, mir gefällt es hier. Es ist so schön hier in den Bergen. Die Luft ist so sauber, und man kann die Sterne sehen. Ich bin froh, dass wir hergekommen sind. Das Leben in der heißen, schmutzigen Stadt – das war einfach nicht mein Ding.«
    »Das ist cool. Glaubst du, dass deine Eltern hierbleiben werden? Für ein Jahr oder auf unbestimmte Zeit?« Kendall hört, wie eine Tür geöffnet und gleich darauf eine andere geschlossen wird.
    »Ich glaube, wir bleiben hier, solange mein Großvater lebt. Das ist in unserer Kultur so Tradition, verstehst du? Meiner Mum ist es sehr wichtig, dass wir uns um Grandpa kümmern, jetzt, wo er Hilfe braucht.«
    »Cool. Das gefällt mir.« Kendall schlingt die Arme um die Knie und legt das Kinn darauf. Sie mag Marlena. Es ist gar nicht so schlecht, ab und zu mit einem Mädchen zusammen zu sein.
    Kendalls Mutter ruft an. »Die Batterie im Auto ist leer, und dein Vater ist mit dem Truck ganz hinten auf den Feldern und kommt erst spät zurück. Kannst du Hector bitten, dich nach Hause zu fahren?«
    »Ja, aber er ist im Moment nicht da.«
    »Nun, vielleicht

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