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Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Titel: Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vitali Sertakov
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eignet sich, die Erde zum Wippen zu bringen. Manchmal gelingt es sogar mit einer Pflanze. Das Einzige, worauf es ankommt, ist, die Dunklen Male und die Knoten zu finden. Dunkle Male entstehen an Stellen, an denen Schmutz aus der alten Welt zurückgeblieben ist. Wenn man sie nicht aufspürt und mit Dreck zustopft, wachsen sie derart an, dass niemand mehr etwas gegen sie auszurichten vermag. Dann würde ein neues Gleichgewicht Einzug in die Welt halten, dann würde es für den Menschen überhaupt keinen Platz mehr geben.« Er verstummte und betrachtete den frisch entstandenen Wald. »Manchmal reichen drei von uns, um ein Dunkles Mal zu bekämpfen, manchmal sind neun Brüder notwendig. Und um Tscherepowez zu schmelzen, mussten sich sogar zwei Dörfer Tag und Nacht mühen. Damals war ich erst acht Jahre alt, aber es wurden alle mitgenommen, die bereits die Dunklen Male spüren konnten. Drei Mann sind dabei gestorben, Friede ihrer Asche, aber wir haben den Wind aufgehalten … Es ist nicht schwer, die Erde zum Wippen zu bringen, das bringen wir sogar gewöhnlichen Stadtkindern bei. Aber Hüter gibt es nur wenige. Zu wahren Hütern können nur die Nachfahren derjenigen werden, die in den Großen Brandstätten geboren wurden.«
    Diesen Berder bringt einfach nichts auf die Palme, stellte Artur bei sich fest. Der ist ein echter Fanatiker, der blind an seine wilden Rituale glaubt.
    »Unsere Großväter haben angefangen, das Buch zu schreiben. Damit meine ich nicht eure närrische Bibel, sondern das wahrhaftige Buch der neuen Welt. Sobald wir diese Arbeit beendet haben, heißt es darin, kehrt das Gleichgewicht in die Welt zurück. Und du wirst uns dabei helfen, Erwachter Dämon, denn auch das steht im Buch geschrieben!«
    »Glaubt ihr allen Ernstes, dass ich euch helfen werde, die Bauern zu vertreiben?« In Arturs Kopf herrschte ein einziges Chaos. »Selbst wenn ich kämpfen könnte, würde ich nicht zum Mörder unschuldiger Bürger werden. Ihr müsst mich mit jemandem verwechseln, ich bin nur ein ganz einfacher Mann, nicht irgendein Dämon.«
    Diese kühne Entgegnung machte auf den Wipper allerdings nicht den beabsichtigten Eindruck. Ismail drückte Berder ein paar Trockenfrüchte in die Hand, sein wortkarger Begleiter stopfte sich die Pfeife. Sie ritten über die unter Gras begrabene, einst betonierte Straße, die nun ins Nichts führte. Anstelle der Pfosten mit den Straßenschildern hatte sich undurchdringlicher Tannenwald breitgemacht.
    »Du bist ein einfacher Mann, aber in dir schlummert eine vergessene Gerechtigkeit. Sie fügt sich zu den drei Hauptknoten des Gleichgewichts, schreibt uns indes Bosheit und Tücke zu. Du wirst deinen Samen mit den Müttern teilen und Diejenigen aufziehen, die die Erde zum Wippen bringen. Du wirst in der Gemeinschaft der Hüter leben und lernen, bis du zu unserem Schwert geworden bist. Du bekommst die Frau, die du dir ausgesucht hast. So sagt es das Buch. Und dann, wenn du erkannt hast, dass wir recht haben, wirst du das tun, um dessentwillen du aufgewacht bist …«
    Der Hengst, auf dem Artur und Berder saßen, wieherte, als er die Stuten witterte, die auf einer sonnenüberfluteten Lichtung neben Himbeerbüschen warteten, die aus den Trümmern eines eingestürzten Hauses herauswuchsen. Anna die Erste hing den Tieren, die bereits vor die Kutsche gespannt waren, Heusäcke um. Die Mütter sammelten Beeren und kreischten dabei vor Freude wie Kinder nach Schulschluss. Nadja lebt!, dachte Artur und schloss die Augen. Eine warme Welle durchflutete ihn. Wie wenig ein Mensch doch braucht. Manchmal nur das Lachen einer Frau, mit der er ein paar Stunden im Bett verbracht hat … Verdammte Scheiße aber auch, würden diese Irren ihn etwa wirklich ein paar Jährchen im Wald einsperren? Ach was, sollen sie doch! Hauptsache, Nadja kommt mit!
    »Und weshalb genau bin ich nun deiner Meinung nach aufgewacht?«, fragte Artur und sprang vom Pferd. Nadja kam ihm bereits entgegengerannt.
    »Du wirst die Dunklen Male an dem Ort finden, der uns versperrt ist. In jener stinkenden Stadt, in der das Gleichgewicht stärker als irgendwo sonst zerstört ist. In der alles Böse Russlands konzentriert ist. Du wirst Moskau zerstören, Erwachter Dämon.«

(22)
    FREUND UND FEIND
    Artur hätte nicht zu sagen gewusst, wie lange er eigentlich schon bei den Wippern war. Die ersten zwei Monate hatte er noch täglich mit dem Messer eine Markierung in den Türpfosten seines neuen Heims geritzt, dann musste er diesen Kalender

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