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Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Titel: Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vitali Sertakov
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Begleitung von drei Männern, die sie jedoch nach zwei Tagen verließen, weil sie irgendeine Stadt auslöschen mussten, in der es Hinweise auf einen klirrenden Knoten gab. Die Dunklen Male diffundierten ständig, sodass die Hüter Tag und Nacht über Karten hockten. Sobald drei Knoten ein Dreieck bildeten, stürzten die Wipper Hals über Kopf los. In das Haus des Hüters der Dunklen Male hatte man Kowal ebenfalls noch nicht gebeten, aber man hatte ihm auch nicht verboten, es aufzusuchen.
    Den alten Karten des Landes zufolge hatten die Wipper bereits in weiten Teilen Russlands sämtliche Spuren der Zivilisation beseitigt. Östlich des Urals gab es über tausend Kilometer nicht ein einziges Dorf mehr. Die großen Städte waren irgendwie davongekommen – und darin bestand das faszinierendste Geheimnis für Artur. Warum machten die Wipper um technische Großanlagen einen Bogen? Warum kam die Expansion der neuen Grünen im europäischen Teil des Landes langsamer voran? Und warum hatten sie sich zu dem Gürtel kleiner Städte rund um Moskau noch nicht mal vorgewagt?
    Kowal lernte es, im Sattel zu schlafen, mehr noch, der schwarze Hengst jagte ihm inzwischen nicht mehr die geringste Angst ein. Das Tier trabte vorwärts, ohne je stehen zu bleiben, schwamm durch Flüsse und erklomm jeden Steilhang. Beim ersten Ausflug in den Norden schossen geflügelte Drachen hinter ihnen her, die allerdings immer wieder zurückblieben, um alles zu verschlingen, was sich bewegte. Als die Schuppentiere sich irgendwann allzu sehr dem Vergnügen der Jagd hingaben, saß Berder ab und peitschte gnadenlos auf sie ein. Sobald diese Monster dabei mit ihren Zähnen in die Nähe von Berders Stiefeln kamen, zuckte Artur zusammen. Er hätte es nie gewagt, dem Beispiel des Wippers zu folgen und auf die Biester einzuschlagen.
    Insgesamt ritt Artur dreimal in das Dorf im Norden, jeweils für drei Wochen. Die Wipper dort unterschieden sich radikal von denen im Ural, waren teilweise echte Ungeheuer. Viele von ihnen kamen kahl auf die Welt – und blieben es auch. Selbst in der fünften Generation. Viele litten an angeborener Blindheit, komischerweise sogar die Hüterin des Buches.
    Die große, hagere Frau mit dem langen Wollponcho hieß Mam Rita und fuhr rasch mit ihrer Hand über sein Gesicht. Hinter ihr hatten sich alle Erwachsenen des Dorfes in mit Fellen verhangenen Hütten versammelt. Nach dem einwöchigen wilden Ritt fühlte sich Kowal unendlich müde, aber er durfte sich auch jetzt nicht ausschlafen. Dergleichen kannten die Wipper nicht.
    Er hatte sich die Heilige Schrift der Wipper als wuchtiges Buch vorgestellt. Ein Irrtum, wie sich herausstellte. Nein, man hatte die alten Bücher abgeschrieben und in den einzelnen Dörfern verteilt – während das neue als work in progress entstand. Im Grunde wurde die Geschichte der Wipper jeden Tag aufs Neue geschrieben. Alle großen und kleinen Begebenheiten fanden sofort Eingang in ihr Buch. Zum zweiten Mal nach seinem Aufwachen musste Kowal vor versammelter Mannschaft antreten. Der Vortrag dauerte über vier Stunden. Doch im Unterschied zu dem Auftritt im Passagierwagen unterbrach ihn hier niemand, stellte keiner dämliche Fragen. Manchmal bat man ihn höflich, etwas zu wiederholen, wenn die drei Schreiber nicht mitkamen. Am Ende waren dann die Seiten, die dem Erwachten Dämon gewidmet waren, gefüllt, getrocknet und gebunden.
    Und er aus der Rolle des Redners entlassen. Nun hieß es, in die des Schülers zu schlüpfen: Er musste um fünf Uhr morgens in ein Fass mit eiskaltem Wasser tauchen und mit seiner Körperwärme für einen Temperaturanstieg des nassen Elements sorgen, bis zum Frühstück Kräuter in einem Mörser zerreiben, das Lasso werfen und Hirsche einreiten. Das Essen war der reinste Fraß, dafür aber im Überfluss vorhanden. Nach dem Frühstück zog er sich dicke Handschuhe und Hosen an, um das Training in der Hundeverteidigung aufzunehmen. Am Ende der zweiten Woche hatte er fünf Kilo abgenommen, es aber auch geschafft, erst vier, später fünf Tieren die Beine zu brechen, ohne von ihnen gebissen zu werden. Nach dem Mittagessen durfte er sich eine Stunde aufs Ohr legen, allerdings unter einer Bedingung: Er musste entweder auf einem dürren Ast oder mit einem Strohhalm im Mund in einem Brunnen schlafen. Bevor er wieder in sein Dorf zurückkehrte, brachte er es fertig, auf Befehl im Stehen oder in jeder anderen Position einzuschlafen. Auch das Aufwachen klappte auf Befehl.
    Nach der Siesta

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