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Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition)

Titel: Cryonic: Der Dämon erwacht (Cryonic 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vitali Sertakov
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anders. Aber verwechsle Diejenigen, die die Erde zum Wippen bringen, nicht mit den verachtungswürdigen Banden von Zauberern, die Giftpilze verschlingen. Mein Großvater ist in der Ewigen Brandstätte geboren worden. Hast du davon schon gehört?«
    »Schlägst du mir etwa Verrat an den Museumsleuten vor, Wipper?«, überging Artur die Frage.
    »Ich schlage dir vor, mit denjenigen zu gehen, die auf dich warten. In Moskau wirst du ohnehin niemanden von denen finden, die du zum Leben erwecken möchtest.«
    »Woher weißt du, weshalb ich nach Moskau gehe?« Eine Gänsehaut rieselte ihm über den Rücken.
    In dieser Sekunde schlug Nadja van Gogh die Augen auf. Zunächst blieb sie liegen, ohne zu wissen, wo sie eigentlich war, dann richtete sie sich auf, stützte den Kopf auf die Knie und würgte fürchterlich. Von dem Röcheln geweckt wollte der Arzt aufspringen, fiel jedoch gleich wieder zurück. Die Sohlen seiner Boots rauchten. Der Wipper und die Mutter schienen sich im Epizentrum einer Explosion zu befinden, zu dem niemand vordringen konnte.
    »Mein Großvater ist in der Ewigen Brandstätte geboren worden, zu einer Zeit …« Der Wipper richtete sich ein wenig auf und band sich die kläglichen Reste des Umhangs um die Hüfte. »… da der Boden in der Brandstätte nachts noch leuchtete. Er war einer der Ersten, die es gelernt haben, die Erde zum Wippen zu bringen, einer der Ersten, die das Große Buch verfasst haben. Er hat gesagt, dass es nur einen Erwachten Dämon geben wird. Und mein Großvater, Friede seiner Asche, hat sich nie geirrt. Du bist allein, Artur Schmied. Die Mutter wird leben. Wenn du willst, fessle mir ruhig die Hände. Die Schmeißfliegen haben Angst, sich mir zu nähern. Nur vergiss eins nicht: Du hast mir versprochen, dass ich am Leben bleibe.«

(15)
    TELESCHEWS AUFZEICHNUNGEN
    Ich will auf gar keinen Fall wie ein alter Klugscheißer dastehen, der schon immer alles besser gewusst hat. Niemand hat ahnen können, wie das alles endet, selbst die Leute im Kreml nicht, obwohl die von unserem Tod profitieren. Aber gut, die Interessen des Staates haben bei uns stets über denen des Individuums gestanden. Oder etwa nicht? Wann hätte es denn in Russland je eine Zeit gegeben, in der das anders war? Sollte irgendwann jemand meine Aufzeichnungen lesen, heißt das noch lange nicht, dass die Krankheit besiegt ist. Wenn das jedoch gelingen sollte, wird aus den Trümmern unserer weisen Regierung eine völlig neue Gesellschaft entstehen. Und obwohl ich inständig hoffe, dass sie nichts mit dem verbindet, was wir heute kennen, muss ich selbst über meine Hoffnungen lachen. Alles wird wieder von vorn beginnen …
    Das klingt pathetisch, nicht wahr? Aber das ist wohl verzeihlich für einen Mann, der weiß, wie viel Zeit ihm noch bleibt. Deshalb bitte ich Sie sehr: Lesen Sie diese Zeilen aufmerksam. Genau wie ich am liebsten aus voller Kehle schreien würde: Seien Sie bloß vorsichtig! Nur wären das nicht meine Worte, und solch ein Schrei hätte auch gar keinen Sinn. Wir werden es nie lernen, Augen und Ohren offen zu halten, dazu ist unser Volk viel zu vertrauensselig. Die da oben hätten uns doch noch in zweihundert Jahren gezwungen, nach ihrer Pfeife zu tanzen, wenn es unter ihnen nur ein paar Ökonomen mit Köpfchen gegeben hätte. Die haben sich immer die Filetstückchen einverleibt, während unsereiner abends in den Küchen die Knochen mit dem klangvollen Namen russische Seele abgenagt hat. Etwas Besseres hätten die sich gar nicht einfallen lassen können: Es reicht, um nicht zu verhungern, aber man denkt keine Sekunde mehr an Fleisch …
    Einer der größten Irrtümer dürfte wohl der dumme Glaube an diejenigen sein, die wir gewählt haben, damit sie uns regieren. Man darf niemandem glauben, der behauptet, besser als du selbst zu wissen, was du zum Leben nötig hast. Doch wir haben uns täuschen lassen. Wieder einmal. So hat unser großes Volk seinen Kopf erneut in die Schlinge gesteckt und sich dann verwundert gefragt, warum der Staat ihm nicht den Verlust erstatten will.
    Im Grunde haben wir eine ungeheure Vorliebe für alles, was es umsonst gibt. Der Haken an der Sache ist nur, dass sich die Misere diesmal nicht allein auf Russland beschränkt.
    Die letzten Monate habe ich mich umfassend über HIV informiert und einige interessante Beobachtungen gemacht. Offen gestanden habe ich diese Lektüre erst aufgenommen, als es mich persönlich betraf.
    Und dies ist die erste meiner Beobachtungen, die ich Ihnen

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