Cryptonomicon
Waterhouse. »Nein, die Deutschen haben ihren ganzen weltberühmten mathematischen Scharfsinn darauf verwendet, Geheimcodes zu erfinden, die absolut nicht zu knacken sind. Wir haben nicht die leiseste Ahnung, was sie funken. Aber mit Hilfe von Huffduff können wir herauskriegen, von wo sie es funken, und unsere Geleitzüge entsprechend führen.«
»Ah.«
»Deshalb haben wir vor, große drehbare Antennen auf dem Schloss anzubringen und es dann mit Huffduff-Leuten zu besetzen.«
Der Duke runzelt die Stirn. »Es werden doch wohl angemessene … Vorkehrungen gegen Blitzschlag getroffen?«
»Natürlich.«
»Und Sie sind sich darüber im Klaren, dass Sie... auch noch im August... mit Eisstürmen... rechnen müssen?«
»Die Berichte der Königlichen Wetterwarte auf Qwghlm überlassen insgesamt nicht viel der eigenen Fantasie.«
»Dann ist es ja gut!«, dröhnt der Duke, der sich sichtlich für die Vorstellung erwärmt. »Dann benutzen Sie das Schloss! Und geben Sie ihnen... geben Sie ihnen Saures!«
Electrical Till Corporation
Als Beweis für den sich langsam herausschälenden Plan der Alliierten, die Achsenmächte unter einem Berg von Fabrikgütern zu begraben und sie so zu zermalmen, kann eine Pier im Hafen von Sydney herhalten, auf der sich Holzkisten und Stahlfässer stapeln: Zeug, das aus den Laderäumen von Schiffen aus Amerika, England und Indien ausgespieen wurde und einfach hier stehen geblieben ist, weil Australien noch nicht weiß, wie es die Sachen verdauen soll. Es ist nicht die einzige völlig verstopfte Pier in Sydney. Aber weil sie sich nicht für viel anderes eignet, türmt sich der Kram hier höher und ist älter, rostiger, rattenverseuchter, salzverkrusteter, dicker und auffälliger von Möwenscheiße getüpfelt und gestreift.
Ein Mann sucht sich einen Weg über den Stapel und versucht dabei, keine Möwenscheiße mehr an seine Khakihosen zu kriegen. Er trägt die Uniform eines Majors der Armee der Vereinigten Staaten und wird stark von einer Aktentasche behindert. Sein Name ist Comstock.
In der Tasche befinden sich diverse Ausweispapiere, Referenzen und ein eindrucksvoller Brief aus dem Büro des Generals in Brisbane. Comstock hat Gelegenheit gehabt, dies alles den taperigen und dennoch seltsam Furcht erregenden australischen Wachtposten mit ihren altmodischen Helmen und Gewehren zu zeigen, von denen es im Hafen wimmelt. Die Männer sprechen keinen Dialekt der englischen Sprache, den der Major erkennt, und umgekehrt, aber sie können alle lesen, was in den Papieren steht.
Die Sonne geht gerade unter und die Ratten werden wach. Der Major ist den ganzen Tag über Kaianlagen gekraxelt. Er kennt den Krieg und das Militär zur Genüge und weiß daher, dass sich das, worum es ihm geht, auf der letzten Pier befinden wird, die er absucht, und um die handelt es sich hier. Wenn er mit der Suche am näher gelegenen Ende dieser Pier beginnt, wird sich das Gesuchte am anderen Ende befinden, und umgekehrt. Nachdem er sich mit einem prüfenden Blick in die Runde vergewissert hat, dass in der Nähe keine leckenden Fässer mit Flugzeugtreibstoff gestapelt sind, zündet er sich eine Zigarette an. Der Krieg ist die Hölle, aber das Rauchen macht ihn erträglich.
Bei Sonnenuntergang ist der Hafen von Sydney wunderschön, aber Comstock hat ihn den ganzen Tag anschauen müssen und kann ihn wirklich nicht mehr sehen. In Ermangelung einer besseren Beschäftigung öffnet er seine Aktentasche. Sie enthält ein Taschenbuch, das er bereits gelesen hat. Und sie enthält ein Klemmbrett mit den vergilbten, knisternden, sedimentären Schichten eines fossilen Berichts, den nur ein Archäologe entziffern könnte. Er erzählt, wie der General, kurz nachdem er im April Corregidor geräumt hatte und in Australien eingetroffen war, bestimmte Sachen angefordert hat. Wie diese Anforderung nach Amerika weitergeleitet wurde und, der Kugel eines Flipperautomaten vergleichbar, in unstetem Zickzackurs durch die Unendlichkeit der amerikanischen Militär- und Zivilbürokratie irrte; wie das fragliche Zeug dann irgendwann hergestellt, beschafft, hin und her gekarrt und auf ein Schiff verladen wurde; und schließlich gibt es einen Beleg des Sinnes, dass besagtes Schiff vor mehreren Monaten im Hafen von Sydney angelegt hatte. Es gibt keinen Beleg dafür, dass das Schiff das fragliche Zeug auch entladen hat, aber da Schiffe immer Zeug entladen, wenn sie einen Hafen erreichen, geht Comstock einstweilen von dieser Annahme aus.
Nachdem Major
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