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Cryptonomicon

Cryptonomicon

Titel: Cryptonomicon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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japanischen Hauptinseln« oder »wo immer zum Teufel Sie auch herkommen« meint.
    »Entschuldigen Sie, ich wollte Osaka sagen«, verbessert sich Randy.
    Goto strahlt und scheint die winzige Andeutung einer Verbeugung zu vollführen. »Ja, ich bin heute aus Osaka gekommen.«
    An der Gepäckabfertigung werden Goto und Waterhouse getrennt, tauschen, während sie durch die Passkontrolle gehen, grinsend Blicke und treffen sich zufällig am Fuhrpark der Hotels. Männer aus Kinakuta in leuchtend weißen, marineähnlichen Uniformen mit goldenen Tressen und weißen Handschuhen fangen Passagiere ab und bieten ihnen eine Fahrt zu den örtlichen Hotels an.
    »Wohnen Sie auch im Foote Mansion?«, fragt Goto. Das ist das Luxushotel von Kinakuta. Aber die Antwort kennt er bereits – die Sitzung am nächsten Tag ist so minutiös vorbereitet worden wie der Start einer Raumfähre.
    Randy zögert. Der größte Mercedes-Benz, den er je gesehen hat, ist gerade an der Bordsteinkante vorgefahren, mit Fenstern, die von kondensierter Feuchtigkeit nicht nur beschlagen, sondern triefnass sind. Ein Fahrer in der Livree des Foote Mansion ist ihm entstiegen, um Mr. Goto sein Gepäck abzunehmen. Randy weiß, dass er nur eine kaum merkliche Bewegung auf das Auto zuzumachen braucht und schon wird er zu einem Luxushotel gebracht, wo er duschen, unbekleidet fernsehen und dabei eine Hundert-Dollar-Flasche französischen Wein trinken, schwimmen oder sich massieren lassen kann.
    Aber genau hier liegt gerade das Problem. Er merkt bereits, wie er in der Hitze des Äquators schlapp wird. Es ist noch zu früh, um sich hängen zu lassen. Er ist erst seit sechs oder sieben Stunden wach. Es gibt einiges zu tun. Er zwingt sich, aufrecht dazustehen, und allein diese Anstrengung lässt ihn so spürbar schwitzen, dass er fast erwartet, alles in einem Radius von mehreren Metern um ihn herum anzufeuchten. »Ich würde gerne mit Ihnen zum Hotel fahren«, sagt er, »aber ich habe vorher noch ein, zwei Dinge zu erledigen.«
    Das versteht Goto. »Dann vielleicht zum Drink heute Abend.«
    »Hinterlassen Sie mir eine Nachricht«, entgegnet Randy. Goto winkt ihm durch das Rauchglas des Mercedes zu, als der mit Vollgas von der Bordsteinkante losfährt. Randy macht auf dem Absatz kehrt, geht zurück in das halal Dunkin’ Donuts, wo acht verschiedene Währungen akzeptiert werden, und stillt seinen Hunger. Dann taucht er wieder auf und wendet sich kaum wahrnehmbar einer Reihe von Taxis zu. Ein Fahrer stürzt sich regelrecht auf Randy und reißt ihm die Reisetasche von der Schulter. »Informationsministerium«, sagt Randy.
    Ob es für das Sultanat Kinakuta auf Dauer gesehen eine gute Sache ist, ein gigantisches, gegen Erdbeben, Vulkanausbrüche, Flutwellen und Atomwaffen geschütztes Informationsministerium mit einem höhlenartigen Unter-Untergeschoss zu besitzen, das mit Hochleistungscomputern und Datenschaltern voll gestopft ist, sei dahingestellt. Aber der Sultan hat beschlossen, dass es irgendwie cool wäre. Er hat ein paar dubiose Deutsche engagiert, um es zu entwerfen, und Goto Engineering, um es zu bauen. Mit überwältigenden Naturkatastrophen kennt sich natürlich niemand so gut aus wie die Japaner, abgesehen vielleicht von einigen Völkern, die mittlerweile untergegangen und deshalb nicht mehr in der Lage sind, sich um solche Jobs zu bewerben. Außerdem wissen sie, ebenso wie die Deutschen, was es heißt, total ausgebombt zu sein.
    Subunternehmer gibt es selbstverständlich auch, und eine Unmenge an Beratern. Unter Aufbietung seiner ganzen Überredungskünste hat Avi es geschafft, einen der dicksten Beraterverträge an Land zu ziehen: Epiphyte(2) Corporation ist zuständig für die »Systemintegration«, das heißt dafür, einen Haufen Schrott, den andere Leute fabriziert haben, zusammenzustöpseln und die Installation aller Computer, Schalter und Datenleitungen zu überwachen.
    Die Fahrt zu der Baustelle ist überraschend kurz. Dank seiner Lage inmitten steiler Gebirgszüge ist Kinakuta City nicht besonders groß, und der Sultan hat die Stadt mit zahllosen achtspurigen Autobahnen ausgestattet. Das Taxi schießt über die dem Meer abgerungene Ebene, auf der der Flughafen gebaut worden ist, macht einen weiten Bogen um die Überreste des Eliza Peak, fährt an zwei Ausfahrten nach Technology City vorbei und biegt an einer unbeschilderten Ausfahrt ab. Plötzlich stecken sie in einer Schlange von Kippern fest – japanische Ungetüme, auf denen in fetten

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