Cryptonomicon

Bit-Muster-Designatoren in numerischer Reihenfolge zugewiesen werden sollten, wonach (zum Beispiel) Schwarmbewusstsein eins die Bezeichnung RUUG 0001 bekommen würde und so weiter. Einem anderen Mem zufolge sollten die Nummern nach der Wichtigkeit geordnet werden, wonach (zum Beispiel) die gemeinhin als Planet Erde bekannte RUUG mit RUUG 0001 bezeichnet würde. Ein weiteres semantisches Mem stimmte zwar grundsätzlich damit überein, wollte die Zählung aber nicht bei 0001, sondern bei 0000 beginnen lassen. Sowohl im 0000- als auch im 0001-Lager herrschte Uneinigkeit darüber, welcher RUUG die erste Zahl zugewiesen werden sollte: Die einen behaupteten, die Erde sei die erste und wichtigste RUUG, andere meinten, dieses oder jenes größere System (das Sonnensystem, das Universum, Gott) sei in gewissem Sinne umfassender und von grundlegenderer Bedeutung.
    Das Gerät hat einen E-Mail-Anschluss. Randy benutzt ihn.
    An: [email protected]
    Von: [email protected]
    Betreff: Re(2) Warum?
    Habe Website gesehen. Bin bereit anzunehmen, dass Sie nicht RUUG 9E03 sind. Habe den Verdacht, dass Sie der Dentist sind, der nach einem ehrlichen Meinungsaustausch lechzt. Anonyme digital unterzeichnete E-Mails sind das einzig sichere Medium dafür. Wenn Sie wollen, dass ich Sie nicht für den Dentisten halte, liefern Sie mir eine plausible Erklärung für Ihre Frage, warum wir die Krypta bauen.
    Mit freundlichem Gruß
    - ANFANG ORDO SIGNATUR BLOCK -
    (etc.)
    - ENDE ORDO SIGNATUR BLOCK
    »Wir haben Bits gekriegt«, sagt Cantrell. »Bist du gerade mitten in etwas drin?«
    »Nichts, wo ich nicht gerne sofort rausginge«, antwortet Randy, während er den Palmtop hinlegt. Er erhebt sich vom Bett und stellt sich hinter Pekka. Auf dem Bildschirm von Pekkas Computer sind zahlreiche Fenster zu sehen, von denen das größte und vorderste den Bildschirm eines anderen Computers zeigt. Dieser wiederum enthält diverse andere Fenster und Symbole: ein Desktop. Zufällig ist es eine Windows NT-Benutzeroberfläche, was bemerkenswert und (in Randys Augen) sonderbar ist, weil Pekkas Computer nicht mit Windows NT, sondern mit Finux läuft. Auf diesem Windows NT Desktop fährt ein Cursor herum, zieht Menüs herunter und klickt Symbole an. Doch Pekkas Hand bewegt sich nicht. Der Cursor saust zu einem Microsoft Word Symbol, das die Farbe wechselt und sich zu einem großen Fenster öffnet.
    Dieses Exemplar von Microsoft Word ist lizenziert für THOMAS HOWARD.
    »Du hast’s geschafft!« sagt Randy.
    »Wir sehen, was Tom sieht«, sagt Pekka.
    Ein neues Dokument-Fenster öffnet sich und Wörter beginnen sich darüber zu ergießen.
    Vermerk für mich selbst: Bin gespannt, ob »Briefe an Penthouse« das abdruckt! Ich nehme nicht an, dass Jungakademiker beiderlei Geschlechts wegen ihres großen Talents im Ficken unter Sex-Kennern sonderlich gefragt sind. Alles muss verbalisiert werden. Jemand, der meint, Vögeln sei ein sexueller Diskurs, wird es im Bett einfach nie zu was bringen.
    Ich habe es mit Seidenstrümpfen. Es müssen hauchdünne schwarze sein, am besten mit einer Naht hinten. Mit dreizehn habe ich sogar in einem Lebensmittelgeschäft eine schwarze Strumpfhose geklaut, nur um damit zu spielen. Als ich mit diesen »L’eggs« im Rucksack aus dem Laden kam, schlug mein Herz wie wild, aber die Erregung des Verbrechens selbst war nichts gegen den Moment, als ich die Packung aufmachte, sie herauszog und an meinen flaumigen Halbwüchsigenwangen rieb. Ich habe sogar versucht, sie anzuziehen, aber das sah einfach grotesk aus – vor allem mit meinen haarigen Beinen – und löste absolut nichts bei mir aus. Ich wollte sie gar nicht selbst tragen. Ich wollte, dass jemand anders sie trägt. An diesem Tag habe ich vier Mal masturbiert.
    Wenn ich darüber nachdachte, bekam ich es mit der Angst zu tun. Ich war ein intelligenter Junge. Von intelligenten Jungen erwartet man ein rationales Verhalten. Deshalb fand ich, als ich aufs College ging, eine rationale Erklärung dafür. Auf dem College selbst trugen die wenigsten Frauen hauchzarte schwarze Seidenstrümpfe, aber manchmal bin ich in die Stadt gegangen, habe mir die gut gekleideten Büroangestellten, die in ihren Mittagspausen bummeln gingen, angeschaut und wissenschaftliche Beobachtungen über ihre Beine angestellt. Mir fiel auf, dass der Strumpf dort, wo er sich über einem breiteren Teil des Beins wie zum Beispiel der Wade ausdehnte, blasser wurde, genau wie ein farbiger Ballon, der blasser wird, wenn man ihn