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Cryptonomicon

Cryptonomicon

Titel: Cryptonomicon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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aufbläst. Umgekehrt war er an schmaleren Stellen wie dem Knöchel dunkler. Das ließ die Wade wohlgeformter und den Knöchel schlanker erscheinen. Die Beine insgesamt wirkten gesünder, was unmittelbar über der Stelle, wo die Beine zusammenkamen, eine höhere DNS-Klasse vermuten ließ. Q.E.D. Mein Faible für schwarze Seidenstrümpfe war eine äußerst rationale Anpassungsleistung. Es zeigte nur, wie intelligent ich war, wie rational noch die irrationalsten Teile meines Gehirns waren. Der Sex besaß keine Macht über mich, da hatte ich nichts zu befürchten. Das war eine typische Studentendenkweise, aber heute pflegen die meisten gebildeten Leute ihre typisch studentischen Meinungen bis weit in die dreißig hinein beizubehalten, und so hatte auch ich lange damit zu tun. Meine Frau Virginia hatte sicher eine in ihren Augen ebenso einleuchtende rationale Erklärung für ihre eigenen sexuellen Bedürfnisse – von denen ich erst Jahre später erfahren sollte. So überrascht es auch nicht, dass unser voreheliches Sexualleben mittelmäßig war. Natürlich gab das keiner von uns zu. Wenn ich es zugegeben hätte, hätte ich zugeben müssen, dass es deshalb mittelmäßig war, weil Virginia nicht gerne Seidenstrümpfe trug, und damals war ich zu sehr darum bemüht, ein sensibler New-Age-Typ zu sein, als dass ich eine solche Ketzerei hätte zulassen können. Ich liebte Virginia um ihres Verstandes willen. Wie konnte ich so oberflächlich, so unsensibel, so pervers sein, sie zu verschmähen, nur weil sie keine hauchdünnen Nylonschläuche über ihre Beine ziehen mochte? Als pummeliger Nerd war ich froh, dass ich sie hatte.
    Als wir fünf Jahre verheiratet waren, besuchte ich als Vorstandsvorsitzender einer kleinen neuen Hightechfirma die Comdex. Ich war nicht mehr ganz so pummelig und nicht mehr ganz so nerdhaft wie vorher. Dort lernte ich eine junge Frau aus der Marketingabteilung einer großen Software-Vertriebskette kennen. Sie trug hauchdünne schwarze Strümpfe. Am Ende fanden wir uns vögelnd in meinem Hotelzimmer wieder.
    Es war der beste Sex, den ich je hatte. Verwirrt und beschämt fuhr ich nach Hause. Danach war mein Sexualleben mit Virginia ziemlich erbärmlich. In den darauf folgenden Jahren hatten wir vielleicht ein Dutzend Mal Sex.
    Virginias Großmutter starb und wir fuhren zur Beerdigung hoch in den Norden des Staates New York. Virginia musste ein Kleid tragen, also ihre Beine rasieren und Nylonstrümpfe anziehen – etwas, was sie seit unserer Hochzeit nur bei einer Hand voll Gelegenheiten getan hatte. Ich kippte fast aus den Latschen, als ich sie sah, hatte während der Beerdigung mit einer gewaltigen kratzenden Erektion zu kämpfen und zerbrach mir den Kopf darüber, wie ich wohl mit ihr allein sein könnte.
    Nun hatte Granny bis vor wenigen Monaten, als sie hinfiel, sich die Hüfte brach und in ein Pflegeheim kam, allein in einem großen alten Haus auf einem Hügel gewohnt. Alle ihre Kinder, Enkel und Urenkel kamen zum Begräbnis zusammen, und dieses Haus wurde der zentrale Versammlungsort. Es war ein hübsches Haus voll guter alter Möbel, nur war Granny gegen Ende ihrer Tage so etwas wie eine zwanghafte Buschschwanzratte geworden, die überall haufenweise Zeitungen und gesammelte Briefe bunkerte. Am Ende mussten wir mehrere Lastwagenladungen Müll abtransportieren.
    In manch anderer Hinsicht war Granny ziemlich gut organisiert gewesen und hatte einen sehr präzisen Letzten Willen und ein detailliertes Testament hinterlassen. Jeder ihrer Nachkommen wusste ganz genau, welche Möbel, welche Teile des Geschirrs, welche Teppiche und Raritäten er mit nach Hause nehmen würde. Ihr Besitz war beachtlich, ihre Nachkommenschaft aber auch, sodass der Kuchen in ziemlich dünne Scheiben geschnitten werden musste. Virginia bekam einen schwarzen Geschirrschrank aus Walnussholz, der in einem unbenutzten Schlafzimmer abgestellt war. Wir gingen hoch, um einen Blick darauf zu werfen, und dort vögelte ich sie schließlich. Ich stand, um die Knöchel die heruntergelassene dünne, schwarze Anzughose, während sie, die Beine um mich geschlungen, auf diesem Geschirrschrank saß und ihre mit Nylonstrümpfen überzogenen Fersen in meine Pobacken grub. Das war mit Abstand der beste Fick, den wir je hatten. Zum Glück waren unten eine Menge Leute mit Essen, Trinken und Reden beschäftigt, sonst hätten sie Virginias Stöhnen und Schreien gehört.
    Schließlich gestand ich ihr die Sache mit den Nylonstrümpfen. Das tat gut. Ich

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