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Cryptonomicon

Cryptonomicon

Titel: Cryptonomicon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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Zuckerhut, der sich vom Meeresboden erhebt. Energisch betätigt Amy mehrmals die Joysticks, worauf die Rotation zu einer ganz langsamen Bewegung verebbt. Der Zuckerhut gleitet in die Bildmitte und bleibt stehen. »Schalte jetzt die Gyroskope ein«, sagt Amy und drückt auf einen Knopf. »Volle Kraft voraus.« Der Zuckerhut wird langsam größer. Das ROV bewegt sich auf ihn zu, wobei sein Kurs durch eingebaute Gyroskope automatisch stabilisiert wird.
    »Mach einen weiten Bogen drum herum nach Steuerbord«, sagt Doug. »Ich möchte einen anderen Blickwinkel.« Er konzentriert sich auf einen Videorecorder, der die gewonnenen Bilder aufnehmen soll.
    Amy lässt den Joystick in seine neutrale Position zurückgleiten und vollführt dann eine Reihe von Bewegungen, die zur Folge haben, dass die drei einen Moment lang das Bild des Wracks verlieren. Alles, was sie sehen können, sind Korallenformationen, die unter den Kameras des ROV dahinfliegen. Dann dreht Amy das Unterwasserfahrzeug nach links und da ist sie wieder: dieselbe stromlinienförmige Projektilform. Aus diesem Blickwinkel können sie jedoch sehen, dass sie in einem Winkel von fünfundvierzig Grad aus dem Meeresboden herausragt.
    »Sieht aus wie die Nase eines Flugzeugs. Eines Bombers«, sagt Randy. »Wie eine B-29.«
    Doug schüttelt den Kopf. »Bomber mussten wegen des Druckausgleichs einen runden Querschnitt haben. Das Ding hier hat keinen kreisförmigen Querschnitt. Es ist eher elliptisch.«
    »Aber ich sehe keine Reling, keine Geschütze, kein …«
    » Geraffel , das an einem klassischen deutschen Unterseeboot dranhängen würde. Das hier ist ein moderneres stromlinienförmiges Modell«, sagt Doug. Er ruft einem seiner Crewmitglieder drüben auf der Glory IV etwas in Tagalog zu.
    »Sieht aus wie mit einer Kruste überzogen«, sagt Randy.
    »Es dürfte eine Menge Zeug darauf wachsen«, erwidert Doug, »aber man kann es noch erkennen. Eine Implosion katastrophalen Ausmaßes hat es nicht gegeben.«
    Ein Crewmitglied kommt auf dem Auslegerboot angelaufen, in der Hand einen alten Bildband aus der kleinen, aber erlesenen Bibliothek der Glory IV : eine bebilderte Geschichte deutscher Unterseeboote. Doug blättert die ersten drei Viertel des Buches durch und hält bei dem Foto eines Unterseeboots inne, das eine erstaunlich vertraute Form hat.
    »Das sieht ja aus wie das Yellow Submarine der Beatles«, ruft Randy. Amy zieht den Kopf aus der Haube und schubst ihn weg, um auch einen Blick darauf zu werfen.
    »Nur, dass es nicht gelb ist«, sagt Doug. »Das war die neue Generation. Hitler hätte den Krieg gewinnen können, wenn er ein paar Dutzend davon gebaut hätte.« Er blättert ein paar Seiten weiter. Hier sind Fotos von Unterseebooten mit einem ähnlichem Umriss, allerdings viel breiter zu sehen.
    Ein Querschnittsdiagramm zeigt eine dünnwandige, elliptische Außenhaut, die eine dickwandige, im Querschnitt absolut kreisförmige Innenhaut umschließt. »Der Kreis ist der Druckkörper. Ist stets bei einem at mit Luft gefüllt, für die Mannschaft. Drumherum eine Außenhaut, glatt und stromlinienförmig, mit Platz für Treibstoff- und Wasserstoffsuperoxidtanks...«
    »Es hatte seinen eigenen Sauerstoffträger? Wie eine Rakete?«
    »Klar – für die Unterwasserfahrt. Durch jedes Loch in dieser Außenhaut drang Meerwasser ein und schuf einen Ausgleich zum äußeren Druck des Meeres, um zu verhindern, dass das Unterseeboot zusammengedrückt wurde.«
    Doug hält das Buch unter den Fernsehschirm und dreht es, während er die Umrisse eines Unterseeboots mit der Form auf dem Bildschirm vergleicht. Letztere ist schrundig und pelzartig mit Korallen und anderem Bewuchs überzogen, aber die Ähnlichkeit ist offensichtlich.
    »Ich frage mich, warum es nicht flach auf dem Boden liegt.«
    Doug nimmt eine Plastikwasserflasche, die noch fast voll ist, und wirft sie über Bord. Sie schwimmt mit dem Flaschenhals nach unten.
    »Warum liegt sie nicht flach auf dem Wasser, Randy?«
    »Weil an einem Ende eine Luftblase eingefangen ist«, antwortet Randy verlegen.
    »Das Boot wurde am Heck beschädigt. Der Bug hat sich aufgestellt. Es wurde teilweise zusammengedrückt. Meerwasser, das durch die Bruchstelle am Heck eingeströmt ist, hat die ganze Luft in den Bug verdrängt. Die Tiefe beträgt hier einhundertvierundfünfzig Meter, Randy. Das entspricht einem Druck von fünfzehn at.Was sagt uns das boylesche Gesetz?«
    »Dass das Volumen der Luft um den Faktor fünfzehn reduziert worden sein

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