Cryptonomicon
Carol, Dave, Evan, Fred, Greg und so weiter.«
»Okay.«
»Alfred investiert sein Geld in eine Firma, die von Barney geleitet wird.Wenn ich sage ›geleitet wird‹, meine ich damit, dass Barney letztlich für das, was die Firma tut, verantwortlich ist. In diesem Fall ist Barney also vielleicht Vorstandsvorsitzender. Er ist von Alfred, Alice, Agnes, Andrew und den anderen Investoren ausgewählt worden, die Firma zu führen. Er und die anderen Vorstandsmitglieder stellen Manager ein – so wie Chuck, der Geschäftsführer ist. Chuck und die anderen Manager stellen Drew ein, der für einen bestimmten Unternehmensbereich zuständig ist. Drew stellt den Ingenieur Edgar ein und so weiter und so fort. Militärisch ausgedrückt gibt es also einen ganzen Befehlsweg, der sich bis zu den Männern in den Schützengräben wie zum Beispiel Edgar erstreckt.«
»Und Barney ist der Mann an der Spitze des Befehlswegs«, sagt Doug.
»Richtig. Wie ein General ist er letzten Endes für alles verantwortlich, was unter ihm passiert. Alfred hat Barney persönlich sein Geld anvertraut. Den gesetzlichen Bestimmungen entsprechend muss Barney dafür Sorge tragen, dass das Geld in verantwortungsvoller Weise ausgegeben wird. Lässt Barney die erforderliche Sorgfalt vermissen, drohen ihm massive juristische Probleme.«
»Aha.«
»Ja. Das lässt Barney wachsam werden. Alfreds Anwälte könnten jeden Moment auftauchen und den Nachweis verlangen, dass er die erforderliche Sorgfalt walten lässt. Barney muss immer auf dem Quivive sein und dafür sorgen, dass er jederzeit abgesichert ist.«
»Alfred ist in diesem Fall der Dentist?«
»Genau. Alice, Agnes und die anderen bilden alle zusammen seinen Investmentclub – die Hälfte der Kiefernorthopäden in Orange County.«
»Und Sie sind Edgar, der Ingenieur.«
»Nein, Sie sind Edgar, der Ingenieur. Ich bin ein Manager von Epiphyte. Ich bin eher wie Chuck oder Drew.«
Amy schaltet sich ein. »Aber was kann der Dentist Ihnen denn anhaben? Sie arbeiten doch nicht für ihn.«
»Ich muss Ihnen leider sagen, dass das seit gestern nicht mehr der Fall ist.«
Das lässt Shaftoe aufhorchen.
»Dem Dentisten gehören jetzt zehn Prozent von Epiphyte.«
»Wie ist das passiert? Als ich das letzte Mal etwas darüber gehört habe«, sagt Doug vorwurfsvoll, »hatte dieser Scheißkerl euch gerade eine Klage angehängt.«
»Er hat gegen uns geklagt«, sagt Randy, »weil er rein wollte. Von unseren Aktien stand nichts zum Verkauf und wir hatten auch nicht vor, in absehbarer Zeit zur Publikumsgesellschaft zu werden, sodass ihm, um reinzukommen, eigentlich nichts anderes übrig blieb, als uns mit einer Klage zu erpressen.«
»Sie haben gesagt, das sei keine echte Klage gewesen!«, ruft Amy, die sich als Einzige hier nicht zu schade ist, moralische Entrüstung zu zeigen oder zu verspüren.
»War es auch nicht. Der Prozess hätte uns aber so viel gekostet, dass wir bankrott gegangen wären. Andererseits hat der Dentist, als wir ihm anboten, ihm etwas von unserem Aktienkapital zu verkaufen, die Klage fallen lassen. Dafür bekamen wir etwas von seinem Geld, was ja immer nützlich ist.«
»Nur sind Sie jetzt seinen Due-Diligence-Leuten verpflichtet.«
»Richtig. Jetzt, während wir uns hier unterhalten, sind sie auf dem Kabellegeschiff – sie sind heute Morgen auf einem Leichter hergekommen.«
»Was glauben die denn, was Sie machen?«
»Ich habe Ihnen erzählt, dass das Echolot in der Nähe der Kabeltrasse ein paar frische Ankerspuren angezeigt hätte, die geprüft werden müssten.«
»Ganz routinemäßig.«
»Genau. Due-Diligence-Leute sind einfach zu manipulieren. Man muss sich nur den Anschein größter Sorgfalt geben. Das fressen sie.«
»Wir sind da«, sagt Amy und zieht einen Joystick nach hinten, wobei sie mit dem ganzen Körper mitgeht, um dem Manöver einen gewissen Pep zu verleihen.
Doug und Randy schauen auf den Fernsehbildschirm. Er ist vollkommen dunkel. Ziffern am unteren Bildrand zeigen an, dass der Nickwinkel fünf Grad und der Rollwinkel acht Grad betragen, was bedeutet, dass das ROV nahezu waagerecht liegt. Der Gierwinkel verändert sich rasend schnell, das heißt, das ROV rotiert um seine senkrechte Achse wie ein schleuderndes Auto. »Bei ungefähr fünfzig Grad müsste es ins Bild kommen«, murmelt Amy.
Das Giermoment verlangsamt sich, fällt auf hundert, neunzig, achtzig Grad. Bei etwa siebzig Grad dreht sich vom Rand her etwas ins Bild. Es sieht aus wie ein zerklüfteter, bunter
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