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Cryptonomicon

Cryptonomicon

Titel: Cryptonomicon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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Feuchtigkeitscreme benutzt.
    Randy gelangt zu dem Schluss, dass das alles Tauchbücher für den Normalverbraucher, für trinkfreudige Touristen sind und dass die Verlage außerdem vermutlich Scharen von Anwälten darauf angesetzt haben, sie Wort für Wort durchzugehen, damit es auch ja keine Haftungsprobleme gibt. Demzufolge stellt der Inhalt dieser Bücher wahrscheinlich ungefähr ein Prozent dessen dar, was die Autoren tatsächlich über das Tauchen wissen, und dass sie das nicht einmal erwähnen , dafür haben wiederum die Anwälte gesorgt.
    Okay, Taucher haben sich also eine große Menge okkultes Wissen angeeignet, was ihre allgemeine Ähnlichkeit mit Hackern, allerdings körperlich fitten Hackern, erklärt.
    Doug Shaftoe taucht nicht selbst zu dem Wrack hinunter. Tatsächlich hat er ein überraschtes, fast schon verächtliches Gesicht gemacht, als Randy ihn gefragt hat, ob er nicht hinuntertauchen wolle . Stattdessen geht er die Sachen durch, die von den jüngeren Tauchern heraufgeholt werden. Sie haben das Wrack zunächst mit Digitalkameras erfasst und Doug hat auf seinem Laserdrucker Vergrößerungen vom Inneren des Unterseeboots ausgedruckt und die Wände seiner Privatkabine auf der Glory IV damit bepflastert.
    Nun unterzieht Randy die Tauchbücher einem Sortiervorgang: Er ignoriert alles, was Farbfotos enthält, in den letzten zwanzig Jahren erschienen ist oder auf der Umschlagrückseite Kommentare zitiert, in denen die Worte fantastisch, hervorragend, benutzerfreundlich oder, am allerschlimmsten, leicht verständlich vorkommen. Er sucht nach alten, dicken Büchern mit zerfleddertem Einband und einem Titel wie TAUCHHANDBUCH in schlichter Blockschrift. Alles, was wütende Randbemerkungen von Doug Shaftoe aufweist, bekommt zusätzliche Punkte.
    An: [email protected]
    Von: [email protected]
    Betreff: Pontifex
    Randy, als vorläufigen Arbeitstitel für dieses Kryptosystem schlage ich »Pontifex« vor. Es handelt sich um ein Nachkriegssystem. Ich will damit sagen, dass ich angesichts dessen, was Turing und Konsorten mit Enigma gemacht haben, zu dem (mittlerweile offenkundigen) Schluss gekommen bin, dass ein modernes System sich keinesfalls maschinell entschlüsseln lassen darf. Pontifex benutzt eine aus 54 Elementen bestehende Permutation als Schlüssel – ein Schlüssel pro Nachricht, wohlgemerkt! – und erzeugt mithilfe dieser Permutation (die wir T nennen wollen) einen Strom von Schlüsselzeichen, die wie auf einem Einmalblock modulo 26 mit den Klartextzeichen addiert werden. Der Vorgang, mit dem jedes Zeichen im Schlüsselstrom erzeugt wird, verändert T auf umkehrbare, jedoch mehr oder weniger »zufällige« Weise.
    Zu diesem Zeitpunkt bringt ein Taucher ein Stück echtes Gold herauf, aber es handelt sich nicht um einen Barren, sondern um ein Stück Goldblech von ungefähr zwanzig Zentimetern Kantenlänge, etwa einen Viertelmillimeter dick, in das wie bei einer Lochkarte ein Muster aus winzigen, säuberlichen Löchern eingestanzt ist. Randy verbeißt sich ein paar Tage lang in die Beschäftigung mit diesem Stück. Er erfährt, dass es aus einer Kiste im Laderaum des Unterseeboots stammt und dass es davon noch Tausende gibt.
    Und nun liest er mit einem Mal Sachen von Leuten, vor deren Namen ein Marinedienstgrad, ein Dr.med. oder Dr.phil. steht, und sie verbreiten sich auf Dutzenden von Seiten über die Bildung von Stickstoffbläschen im Knie, um nur ein Beispiel zu nennen. Illustriert mit Fotos von Katzen, die in Druckkammern auf Tischen festgeschnallt sind. Dass Doug Shaftoe nicht auf einhundertvierundfünfzig Meter hinuntertaucht, erfährt Randy, liegt daran, dass bestimmte altersbedingte Veränderungen in den Gelenken die Bläschenbildung während des Dekompressionsvorgangs begünstigen. Er freundet sich mit der Tatsache an, dass der Druck in der Tiefe, in der das Wrack liegt, fünfzehn bis sechzehn at beträgt, was bedeutet, dass sich etwaige Stickstoffbläschen, die beim Auftauchen zufällig in seinem Körper herumblubbern, auf das Fünfzehn- bis Sechzehnfache ihres ursprünglichen Volumens ausdehnen, und das gilt unabhängig davon, ob sich diese Bläschen in seinem Gehirn, seinem Knie, den kleinen Blutgefäßen in seinem Augapfel befinden oder unter seinen Zahnfüllungen eingeschlossen sind. Soweit einem intelligenten Laien möglich, gewinnt er einen Begriff von Tauchmedizin, was nicht viel besagt, da jeder einen anderen Körper hat – weshalb die einzelnen Taucher auch völlig unterschiedliche

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