Pläne brauchen. Randy wird seinen Körperfettanteil ermitteln müssen, ehe er überhaupt damit anfangen kann, sein Millimeterpapier zu beschriften.
Außerdem ist das Ganze pfadabhängig. Bei jedem Tauchgang werden die Körper der Taucher teilweise mit Stickstoff gesättigt und nicht alles davon geht beim Auftauchen wieder heraus – während sie auf der Glory IV herumsitzen, Karten spielen, Bier trinken und über ihre GMS-Handys mit ihren Freundinnen sprechen, geben sie allesamt ständig Gas ab – aus ihren Körpern dringt Stickstoff in die Atmosphäre und jeder von ihnen weiß mehr oder weniger, wie viel Stickstoff sein Körper zu jedem beliebigen Zeitpunkt enthält, und hat auf eine fast intuitive Weise verinnerlicht, inwiefern sich diese Information auf jeden denkbaren Tauchplan auswirkt, den er in dem leistungsstarken Tauchplanungs-Supercomputer, wie ihn jeder dieser Typen offenbar in seinem stickstoffgesättigten Gehirn herumträgt, zusammenbastelt.
Einer der Taucher bringt ein Brett von der Kiste herauf, in der das Goldblech gestapelt war. Es ist in sehr schlechtem Zustand und da es Gas abgibt, zischt es immer noch. Zischt auf eine Weise, wie Randy es sich mühelos von seinen Knochen vorstellen kann, falls ihm bei der Aufstellung seines Tauchplans irgendwelche Irrtümer unterlaufen. Auf dem Holz stehen in Schablonenschrift einige kaum noch lesbare Buchstaben: NIZ-ARCH.
Die Glory IV verfügt über Kompressoren, mit denen sich die Luft zur Befüllung der Sauerstoffflaschen auf einen irrsinnig hohen Druck verdichten lässt. Randy entwickelt ein Bewusstsein dafür, dass der Druck irrsinnig hoch sein muss, damit die Luft in solchen Tiefen überhaupt aus den Flaschen herauskommt. Die Taucher werden von dem unter Druck stehenden Gas durchströmt; Randy würde es gar nicht wundern, wenn irgendwann einmal einer der Taucher mit etwas zusammenstoßen und zu einem rosa Rauchpilz zerplatzen würde.
An:
[email protected] Von:
[email protected] Betreff: Pontifex
R-
Du hast mir eine Nachricht über ein Kryptosystem namens Pontifex geschickt. Hat das ein Freund von dir erfunden? In seinen allgemeinen Merkmalen (d. h. eine aus n Elementen bestehende Permutation, die einen Schlüsselstrom erzeugt und sich langsam verändert) ähnelt es einem kommerziellen System namens RC4, das unter Heimlichen Bewunderern nicht unumstritten ist – es scheint sicher zu sein und ist noch nicht geknackt worden, aber es macht uns nervös, weil es im Grunde ein Einrotor-System ist, wenn auch mit einem Rotor, der sich verändert. Pontifex verändert sich auf sehr viel kompliziertere & asymmetrischere Weise als RC4 und ist deshalb vielleicht sicherer.
Ein paar Dinge an Pontifex sind etwas merkwürdig: (1) Er spricht davon, »Zeichen« im Schlüsselstrom zu erzeugen, die dann modulo 26 mit Klartextzeichen addiert werden. So haben die Leute vor fünfzig Jahren geredet, als Geheimcodes mit Bleistift und Papier entwickelt wurden. Wir sagen heute, dass wir Bytes erzeugen und sie modulo 256 addieren. Ist dein Freund ziemlich alt? (2) Er spricht von T als einer aus 54 Elementen bestehenden Permutation. Dagegen ist nichts einzuwenden – aber Pontifex würde mit 64 oder 73 oder 699 Elementen genauso gut funktionieren; es ist also sinnvoller, von einer Permutation von n Elementen zu sprechen, wobei n 54 oder jede andere ganze Zahl sein kann. Ich komme nicht dahinter, wieso er sich für 54 entschieden hat. Möglicherweise, weil es das Doppelte der Buchstabenanzahl des Alphabets ist – aber das erscheint auch nicht besonders sinnvoll. Schlussfolgerung: Der Autor von Pontifex ist kryptologisch auf der Höhe, wobei einiges darauf hindeutet, dass es sich um einen älteren Spinner handelt. Ich brauche mehr Einzelheiten, um ein Urteil abgeben zu können. -Cantrell
»Randy?«, sagt Doug Shaftoe und winkt ihn in seine Kabine.
Die Innenseite der Kabinentür ziert ein großes Farbfoto von einer wuchtigen Steintreppe in einer staubigen Kirche. Sie stellen sich davor. »Gibt es eigentlich viele Waterhouses?«, fragt Doug. »Ist das ein häufiger Name?«
»Na ja, selten ist er nicht gerade.«
»Gibt es irgendwas in Ihrer Familiengeschichte, was Sie mir mitteilen wollen?«
Randy weiß, dass er als potenzieller Freier Amys einer ständigen, gründlichen Überprüfung unterzogen wird. Die Shaftoes lassen ihm gegenüber die erforderliche Sorgfalt walten. »Was wollen Sie denn hören? Irgendwas Schreckliches? Ich glaube nicht, dass es irgendwas gibt, was