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Cryptonomicon

Cryptonomicon

Titel: Cryptonomicon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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Waterhouses Libido wird ungefähr eine Woche lang von den Schmerzen und der Schwellung in seinem Kiefer unterdrückt. Dann drängen sich die Schmerzen und die Schwellung zwischen seinen Beinen in den Vordergrund, er beginnt, seine Erinnerungen an die Tanzveranstaltung zu durchforsten, und fragt sich, ob er bei Mary cCmndhd irgendwelche Fortschritte gemacht hat.
    Eines Sonntagmorgens um vier Uhr erwacht er plötzlich, von den Brustwarzen bis zu den Knien mit etwas Klamm-Klebrigem überzogen. Rod schläft Gott sei Dank immer noch tief und fest, sodass er wahrscheinlich nichts mitbekommen hat, falls Waterhouse in seinem Traum gestöhnt oder Namen gerufen hat. Waterhouse versucht, sich ohne großen Lärm zu säubern. Er möchte gar nicht daran denken, wie er Der Person, Die Die Laken Wäscht, deren Zustand erklären soll. »Ich konnte nichts dafür, Mrs. McTeague. Ich habe geträumt, ich komme im Pyjama nach unten, und Mary sitzt in Uniform im Salon und trinkt Tee, und sie dreht sich um und schaut mir in die Augen, und da konnte ich mich einfach nicht mehr beherrschen und aaaa-AAAHHH! HUH! HUH! HUH! HUH! HUH! HUH! HUH! Und dann bin ich aufgewacht und nun sehen Sie sich die Schweinerei an.«
    Mrs. McTeague (und andere alte Damen ihresgleichen überall auf der Welt) besorgen nur deshalb die Wäsche, weil das ihre Aufgabe im Rahmen der gewaltigen Ejakulations-Kontroll-Verschwörung ist, die, wie Waterhouse verspätet aufgeht, den gesamten Planeten beherrscht. Zweifellos hat sie unten im Keller, neben ihrer Mangel, ein Klemmbrett, auf dem sie Häufigkeit und Umfang der Ejakulationen ihrer vier Mieter vermerkt. Die Datenblätter werden mit der Post an irgendeine Bletchley Park ähnliche Einrichtung geschickt (Waterhouse vermutet, dass sie als großes Kloster im Norden des Staates New York getarnt ist), wo die aus aller Welt eingehenden Zahlen mit Maschinen der Electrical Till Corporation tabellarisiert und Ausdrucke auf Aktenkarren gestapelt werden, die man in die Büros der Hohepriesterinnen der Verschwörung schiebt, Frauen in kräftig gestärkten weißen Gewändern, bestickt mit dem Emblem der Verschwörung: einem Penis, der in einer Wäschemangel eingeklemmt ist. Die Priesterinnen überprüfen die Daten sorgfältig. Sie vermerken, dass bei Hitler noch immer nichts läuft, und debattieren, ob es ihn ein wenig beruhigen oder ihm nur einen Freibrief zu weiteren Exzessen liefern würde, wenn man ihn zum Schuss kommen ließe. Es wird Monate dauern, bis der Name Lawrence Pritchard Waterhouse an den Anfang der Liste vorgerückt ist, und weitere Monate, bis Befehle nach Brisbane übermittelt worden sind – und selbst dann verurteilen ihn die Befehle vielleicht nur zu einem weiteren Jahr des Wartens auf Mary cCmndhd, in dem sie mit einer Teetasse in seinen Träumen auftaucht.
    Mrs. McTeague und andere Angehörige der EKV (wie zum Beispiel Mary cCmndhd und grundsätzlich alle anderen jungen Frauen) nehmen nicht aus religiösen Gründen Anstoß an leichten Mädchen, Prostituierten und Bordellen, sondern weil diese eine Zuflucht bieten, wo Männer Ejakulationen haben können, die in keiner Weise kontrolliert, gemessen oder überwacht werden. Prostituierte sind Überläuferinnen, Kollaborateurinnen.
    Das alles geht Waterhouse durch den Kopf, während er zwischen vier und sechs Uhr morgens in seinem feuchten Bett liegt und mit der kristallenen Klarheit, die einem nur zuteil wird, wenn man sich richtig ausgeschlafen hat und dann die Spermaproduktion mehrerer Wochen losgeworden ist, über seinen Platz in der Welt nachdenkt. Er ist an einer Wegscheide angelangt.
    Am Vorabend hat Rod, ehe er sich ins Bett legte, seine Schuhe gewienert und erklärt, er müsse am anderen Morgen ganz früh aus den Federn, um zur Kirche zu gehen. Und was das bedeutet, weiß Waterhouse, denn er hat so manchen Sabbat auf Qwghlm damit verbracht, sich mit rotem Gesicht unter den zornigen Blicken der Einheimischen zu winden, die empört darüber waren, dass er die Huffduff-Geräte am Tag der Ruhe zu betreiben schien. Er hat sie am Sonntagmorgen zu ihrem dreistündigen Gottesdienst in ihre morbide, tausend Jahre alte Kapelle aus schwarzem Stein schlurfen sehen. Er hat ja sogar mehrere Monate lang in einer qwghlmianischen Kapelle gewohnt. Ihre Düsternis hat ihn bis ins Mark durchdrungen.
    Mit Rod zur Kirche zu gehen hieße vor der EKV zu kapitulieren, ihr Sklave zu werden. Die Alternative ist das Bordell.
    Obwohl er in Kirchen aufgewachsen und von Kirchenleuten

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