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Cryptonomicon

Cryptonomicon

Titel: Cryptonomicon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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für den nächsten Flug nach Spokane zu verlangen. Marcus Aurelius ist College-Student im zweiten Jahr mit einem ROTC-Stipendium und Robin besucht eine Art Preparatory School der Armee. Aber selbst wenn das nötige Geld in ihren Taschen klimperte, würde es ihrer angeborenen Sparsamkeit zuwiderlaufen, es auch auszugeben. Jedenfalls vermutet Randy das in den ersten Tagen. Angesichts der Tatsache, dass sie ständig Cash Flow im Kopf zu haben scheinen, liegt dieser Schluss nahe. So haben die Jungen zum Beispiel gewaltige Anstrengungen unternommen, den Topf mit dem Haferschleim, den Amy am Morgen nach dem Beben gekocht hat, bis zum letzten Löffel zu leeren, und da sie diesen Magensprenger nicht ganz aufessen konnten, haben sie den Rest sorgfältig in einen Ziploc-Beutel umgefüllt und sich dabei des Langen und Breiten über den horrenden Preis dieser Beutel ausgelassen und Randy gefragt, ob er nicht irgendwo im Keller ein altes Marmeladenglas oder so was habe, das vielleicht unversehrt und für diesen Zweck verwendbar wäre.
    Randy hat genügend Zeit gehabt, sich von dieser falschen Vorstellung (nämlich dass sie Flugzeuge aufgrund finanzieller Zwänge meiden) freizumachen und, nachdem sie Amys U-Haul in der Nähe des SFO zurückgelassen und begonnen haben, mit dem Acura und dem frisierten, dröhnenden Impala in der Karawane nordwärts zu ziehen, den wahren Grund aus ihnen herauszulocken. Jedes Mal wenn sie anhalten, wechseln die Autos ihre Insassen, und zwar nach einem System, das niemand Randy verrät, das aber stets dazu führt, dass er sich entweder mit Robin oder Marcus Aurelius im Wagen wiederfindet. Beide sind zu fein, um sich unter einem unbedeutenden Vorwand auszukotzen, und zu höflich, um davon auszugehen, dass Randy sich auch nur im Mindesten dafür interessiert, was sie denken, und vielleicht Randy gegenüber auch zu misstrauisch, um ihn an allem teilhaben zu lassen. Dazu bedarf es zunächst einmal einer Art Bindung. Erst am Tag 2 der Fahrt beginnt das Eis zu brechen, nachdem sie alle auf einem Rastplatz an der Interstate 5 in der Nähe von Redding auf den Autositzen geschlafen haben (jeder der Shaftoe-Jungs teilt ihm einzeln und in ernstem Ton mit, dass die Motel-6-Kette ein einziger ausgemachter Beschiss sei, dass diese Zimmer, wenn sie jemals sechs Dollar pro Nacht gekostet hätten, was noch fraglich sei, es jetzt bestimmt nicht mehr täten, und dass eine Vielzahl unschuldiger junger Reisender von den sirenenhaften Lockrufen dieser betrügerischen Schilder, die sich über den Kreuzungen der Interstate erheben, angezogen worden seien; sie versuchen, klug und unparteiisch darüber zu reden, aber die Art, wie ihre Gesichter rot anlaufen, ihr Blick zur Seite gerichtet ist und ihre Stimmen lauter werden, weckt in Randy den Verdacht, dass er in Wirklichkeit einer kaum verschleierten persönlichen Geschichte aus neuerer Zeit lauscht).Wieder ohne dass jemand etwas sagt, wird als gegeben hingenommen, dass Amy als Frau ihr eigenes Auto zum Schlafen braucht, was Randy zusammen mit Robin und Marcus Aurelius dem frisierten Schlitten zuordnet. Als Gast bekommt Randy den Sitz mit der verstellbaren Rückenlehne, das beste Bett im Haus, und M.A. rollt sich auf dem Rücksitz zusammen, während Robin, der Jüngste, hinter dem Lenkrad schläft. Ungefähr die ersten dreißig Sekunden nachdem die Innenbeleuchtung ausgegangen ist und die Shaftoes ihr laut gesprochenes Abendgebet beendet haben, liegt Randy da, spürt, wie der Impala vom kräftigen Luftzug der vorbeirauschenden Sattelanhänger auf seiner Federung schwankt, und fühlt sich wesentlich befremdeter als damals in der Dschungelstadt in Nordluzon, als er versuchte, in dem Jeep zu schlafen. Dann schlägt er die Augen auf und es ist Morgen und Robin ist draußen und macht einhändig Liegestütze im Staub.
    »Wenn wir dort sind«, keucht Robin, als er fertig ist, »meinen Sie, Sie könnten mir dann dieses Video-im-Internet-Ding zeigen, von dem Sie mir erzählt haben?« Bei dieser Frage wird er ganz jungenhaft. Dann wirkt er plötzlich verlegen und fügt hinzu: »Wenn es nicht schrecklich teuer ist oder so.«
    »Es ist kostenlos. Ich werde es dir zeigen«, antwortet Randy. »Lasst uns jetzt erst mal frühstücken.« Es versteht sich von selbst, dass McDonald’s und Konsorten unverschämt viel mehr für, sagen wir, eine Portion Bratkartoffeln verlangen als man bei (falls man meint, das Geld wüchse auf Bäumen) Safeway oder (falls man auch nur die geringste Achtung vor dem

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