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Cryptonomicon

Cryptonomicon

Titel: Cryptonomicon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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vage, dass sie breit und flach war und keinerlei Schlaglöcher hatte. Schön gepflastert, sozusagen.«
    »Das«, sagt Chester mit einer Kopfbewegung zu seinem Haus hin, »war das erste Haus, auf das die VLÜH angewandt wurde.«
    »VLÜH?«
    »Die Verordnung über Lächerlich Überdimensionierte Häuser. Ein paar Unzufriedene haben sie durch den Stadtrat geboxt. Du kennst die Typen, Herzchirurgen und Treuhandschaftsschmarotzer, die gerne hübsche große Häuser haben, aber wehe, ein hergelaufener Hacker versucht, ein Haus zu bauen und schickt hin und wieder ein paar Zementlaster durch ihre Straße.«
    »Haben sie dich etwa die Straße neu pflastern lassen?«
    »Die halbe beschissene Stadt haben sie mich neu pflastern lassen«, sagt Chester. »Ein paar von den Nachbarn haben gemeckert, das Haus sei ein Schandfleck, aber nachdem wir uns erst mal auf dem falschen Fuß erwischt hatten, war es mir dann auch egal.« Tatsächlich hat Chesters Haus mit seinem ganz aus Glas gebauten Dach verdächtige Ähnlichkeit mit einem regionalen Speditionszentrum. Mit einer ausladenden Bewegung zeigt Chester auf ein unregelmäßig mit Rasen bedecktes Stück Schlamm, das zum Lake Washington hin abfällt. »Der Garten ist, wie man unschwer erkennt, noch nicht angelegt. Deshalb sieht er aus wie ein Projekt über Erosion auf einer Forschungsausstellung.«
    »Ich wollte gerade sagen, wie die Schlacht an der Somme«, sagt Randy.
    »Der Vergleich hinkt, es gibt nämlich keine Schützengräben«, erwidert Chester. Er zeigt immer noch nach unten zum See. »Wenn ihr aber euren Blick in Ufernähe richtet, könnt ihr noch ein paar halb begrabene Eisenbahnschwellen ausmachen. Da haben wir die Gleise verlegt.«
    »Gleise?« sagt Amy, das einzige Wort, das sie herausgebracht hat, seit Randy seinen Acura durch die Hauptzufahrt gelenkt hat. Auf dem Weg hierher hat Randy ihr erzählt, dass, wenn er, Randy, den Faktor, um den Chesters Vermögen gegenwärtig das seine übersteigt, mit hunderttausend Dollar multiplizierte und das Geld auf der Bank hätte, er (Randy) nie mehr würde arbeiten müssen. Das erwies sich als eine eher geistreiche denn informative Aussage, sodass Amy nicht auf das gefasst war, was sie hier vorgefunden haben, und ihr Gesicht noch immer von größtem Befremden gezeichnet ist.
    »Für die Lokomotive«, sagt Chester. »Da es in der Nähe keine Eisenbahnschienen gibt, haben wir die Lokomotive auf einem Schleppkahn hergebracht und auf einer kurzen Schiene ins Foyer hochgezogen.«
    Amy verzieht nur schweigend das Gesicht.
    »Amy hat die Artikel nicht gelesen«, erklärt Randy.
    »Ach so, tut mir Leid«, sagt Chester, »ich stehe auf veraltete Technologie. Das Haus ist ein Museum für überlebte Technik. Steckt eure Hände in diese Dinger hier.«
    Vor der Eingangstür aufgereiht stehen vier hüfthohe, mit dem Augapfel /Pyramiden-Logo von Novus Ordo Seclorum versehene Sockel, auf deren Abdeckungen die schablonenhaft gezeichneten Umrisse einer Hand und in den Rundungen zwischen den Fingern Knöpfe zu sehen sind. Randy legt seine Hand hinein und spürt, wie die Knöpfe durch ihre Führrillen gleiten und dabei die Geometrie seiner Hand ablesen und speichern. »Das Haus weiß jetzt, wer ihr seid«, sagt Chester, während er ihre Namen auf einer robusten wetterfesten Tastatur eintippt, »und ich gebe euch jetzt eine bestimmte Vorzugsdatenkonstellation, die ich nur für persönliche Gäste verwende – jetzt könnt ihr, ob ich zu Hause bin oder nicht, zum Haupttor hereinkommen, euer Auto parken und auf dem Gelände herumlaufen. Und falls ich zu Hause bin, könnt ihr auch das Haus betreten; bin ich allerdings nicht zu Hause, ist es für euch verschlossen. Und ihr könnt euch frei im Haus bewegen, abgesehen von ein paar Büros, in denen ich Firmenunterlagen aufbewahre.«
    »Haben Sie Ihre eigene Firma oder so was?«, fragt Amy leise.
    »Nein. Nachdem Randy und Avi die Stadt verlassen hatten, habe ich das College geschmissen und mir einen Job bei einer hiesigen Firma geangelt, den ich heute noch habe«, antwortet Chester.
    Die Eingangstür, eine durchscheinende Kristallplatte auf einer Schiene, gleitet zur Seite. Randy und Amy folgen Chester in sein Haus. Wie angekündigt steht im Foyer eine Dampflokomotive in Originalgröße.
    »Das Haus ist nach Art des Flex-Space gebaut«, sagt Chester.
    »Was ist denn das?«, fragt Amy. Sie ist von der Lokomotive völlig angewidert.
    »Viele Hightechfirmen fangen im Flex-Space an, das heißt, in einer großen

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