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Cryptonomicon

Cryptonomicon

Titel: Cryptonomicon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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der Art zu, dass man sich auf den anderen Baustellen derselben Technik bedienen solle. Der Adjutant nickt, macht »Hai!« und notiert es.
    Einen Kilometer tief im Dschungel erheben sich die Flussufer zu senkrechten Felswänden, die sich über dem Wasserspiegel immer höher türmen, bis sie schließlich über den Fluss hinausragen. Der steinerne Kanal höhlt sich zu einer Vertiefung, wo der Fluss sich verbreitert; ein kurzes Stück flussaufwärts liegt der Wasserfall. An dieser Stelle beschreibt die Straße eine Linkskurve genau auf die Felswand zu und ist zu Ende. Alles steigt aus dem Mercedes: Goto Dengo, der General, sein Adjutant und Hauptmann Noda. Der Fluss überspült ihre Füße bis zu den Knöcheln.
    Hier hat man ein Mauseloch in den Felsen gebohrt. Es hat einen flachen Boden und eine gewölbte Decke. Ein Sechsjähriger könnte darin aufrecht stehen, aber jeder Größere wird sich bücken müssen. Ein Gleis läuft in die Öffnung hinein. »Der Haupttunnel«, sagt Goto Dengo.
    »Das ist er?«
    »Die Öffnung ist klein, damit wir sie später tarnen können«, erklärt Hauptmann Noda beflissen, »aber drinnen wird er breiter.«
    Der General wirkt verärgert und nickt. Angeführt von Goto Dengo zwängen sich alle vier Männer, einen stetigen Luftstrom im Rücken, hintereinander geduckt in denTunnel. »Beachten Sie die ausgezeichnete Belüftung«, schwärmt Hauptmann Noda und Goto Dengo grinst stolz.
    Nach zehn Metern können sie sich aufrichten. Der Tunnel hat noch immer die gleiche gewölbte Form, doch hier ist er ungefähr einen Meter achtzig hoch und ebenso breit, abgestützt von Bögen aus Stahlbeton, die man in Holzformen auf dem Boden gegossen hat. Das Gleis verliert sich weit vorn in Schwärze. Ein Zug aus drei Grubenwagen steht darauf – Blechkästen, gefüllt mit zertrümmertem Basalt. »Abraum entfernen wir in von Hand gezogenen Grubenwagen«, erklärt Goto Dengo. »Der Tunnel und das Gleis verlaufen vollkommen waagerecht, sodass die Wagen nicht außer Kontrolle geraten können.«
    Der General knurrt nur. Offensichtlich hat er keinerlei Achtung vor den Feinheiten der Bergbaukunst.
    »Natürlich werden wir dieselben Wagen benutzen, um das, äh, Material in das Gewölbe zu schaffen, wenn es eintrifft«, sagt Hauptmann Noda.
    »Wo kommt der Schutt da her?«, will der General wissen. Er ist verärgert darüber, dass zu diesem späten Zeitpunkt noch gegraben wird.
    »Aus unserem längsten und schwierigsten Tunnel – dem schrägen Schacht zum Grund des Yamamoto-Sees«, sagt Goto Dengo. »Zum Glück können wir diesen Schacht auch dann noch weiter vorantreiben, wenn schon Material in das Gewölbe geschafft wird. Die ausfahrenden Wagen nehmen Abraum von den Ausschachtungsarbeiten mit, die einfahrenden das Material.«
    Er bleibt stehen und steckt den Finger in ein Bohrloch an der Decke. »Wie Sie sehen, sind sämtliche Löcher zur Aufnahme der Sprengladungen vorbereitet. Diese Ladungen werden nicht nur die Decke zum Einsturz bringen, sondern den Felsen drum herum so mürbe machen, dass horizontale Ausschachtungen äußerst schwierig werden.«
    Sie gehen weitere fünfzig Meter den Haupttunnel entlang. »Wir befinden uns jetzt mitten in dem Höhenzug«, sagt Goto Dengo, »auf halber Strecke zwischen den beiden Flüssen. Die Erdoberfläche befindet sich hundert Meter senkrecht über uns.« Vor ihnen endet die Reihe von elektrischen Lichtern in Schwärze. Goto Dengo tastet nach einem Wandschalter.
    »Das Gewölbe«, sagt er und betätigt den Schalter.
    Der Tunnel hat sich unvermittelt zu einer Kammer mit flachem Boden und gewölbter Decke verbreitert, geformt wie eine Nissenhütte und ausgekleidet mit Beton, der sich alle paar Meter zu wuchtigen Rippen vorwölbt. Der Boden des Gewölbes ist ungefähr so groß wie ein Tennisplatz. Die einzige Öffnung ist ein schmaler, senkrechter Schacht, der von der Deckenmitte aufsteigt und gerade so groß ist, dass er einer Leiter und einem menschlichen Körper Platz bieten kann.
    Der General verschränkt die Arme und wartet, während der Adjutant mit einem Maßband umhergeht und die Abmessungen überprüft.
    »Wir klettern hoch«, sagt Goto Dengo und ersteigt die Leiter in den Schacht, ohne abzuwarten, ob der General zornig wird. Sie führt nur ein paar Meter nach oben, dann befinden sie sich in einem zweiten waagerechten Tunnel mit einem Schmalspurgleis auf dem Boden. Dieser Tunnel ist mit Holzstempeln abgesteift, die man aus dem umliegenden Dschungel gewonnen hat.
    »Die

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