Cryptonomicon
Bleistiftstummel und schreibt zum siebten Mal seine Idee nieder: ES BESTEHT GELEGENHEIT FIL-AMERIKANISCHE ELEMENTE IN CONCEPCION ZU KONTAKTIEREN UND ZU UNTERSTÜTZEN STOP MELDE MICH FREIWILLIG STOP ERWARTE ANWEISUNGEN STOP GEZ SHAFTOE.
Er bringt Pedro dazu, das Ganze zu verschlüsseln und zu senden. Danach kann er nur warten und beten. Diese Scheiße mit den Aufklebern muss aufhören.
Er war tausendmal in Versuchung, zu desertieren und auf eigene Faust nach Concepcion zu gehen. Aber dass er draußen in der Wildnis mit einer Bande Huk-Irregulärer zusammensteckt, heißt noch lange nicht, dass er außer Reichweite der Militärgerichtsbarkeit ist. Deserteure können immer noch erschossen oder aufgehängt werden, und obwohl er in Schweden selbst einer war, ist Bobby Shaftoe davon überzeugt, dass sie das auch verdienen.
Concepcion liegt unten im Flachland nördlich von Manila.Von den höher gelegenen Stellen der Zambales Mountains aus kann man die Stadt zwischen den grünen Reisfeldern liegen sehen. Dieses Flachland wird nach wie vor völlig von den Nips beherrscht. Doch wenn Der General landet, wird er es – genau wie die Nips bei ihrer Invasion 41 – wahrscheinlich nördlich von hier, im Lingayen Gulf, tun und dann liegt Concepcion genau auf der Mitte seiner Route nach Manila. Er wird dort ein Paar Augen brauchen.
Und tatsächlich kommt ein paar Tage später der Befehl: TREFFEN SIE TARPON PUNKT GRÜN 5 NOVEMBER STOP BEFÖRDERN SIE SENDER NACH CONCEPCION STOP ERWARTEN SIE WEITERE BEFEHLE STOP.
Tarpon ist das Unterseeboot, das ihnen Munition, Sanitätsbedarf, ICH KOMME WIEDER-Aufkleber, kartonweise amerikanische Zigaretten mit ICH KOMME WIEDER-Einlage in jedem Päckchen, ICH KOMME WIEDER-Streichholzbriefchen, ICH KOMME WIEDER-Untersetzer und ICH KOMME WIEDER-Kondome liefert. Die Kondome hat Shaftoe gehortet, weil er weiß, dass sie in einem katholischen Land nicht gut ankommen. Wenn er Glory findet, wird er in ungefähr einer Woche vermutlich eine Tonne davon verbrauchen.
Drei Tage später sind er und ein Trupp Huks zur Stelle, um sich bei »Punkt Grün« – ihr Codename für eine winzige Bucht an der Westküste von Luzon, unterhalb des Mount Pinatubo, nicht allzu weit nördlich der Subic Bay – mit Tarpon zu treffen. Das Unterseeboot, das auf Elektromotoren läuft, um kein Geräusch zu machen, gleitet gegen Mitternacht in die Bucht und die Huks gehen mit Schlauchbooten und Auslegerkanus längsseits und löschen die Ladung. Der Sender ist tatsächlich dabei. Und diesmal sind keine gottverdammten Aufkleber oder Streichholzbriefchen mitgekommen. Die Ladung besteht aus Munition und ein paar Kämpfern: einige fil-amerikanische Angehörige einer Kommandoeinheit, die geradewegs von einer Besprechung mit MacArthurs oberstem Nachrichtenoffizier kommen, und ein paar Amerikaner – MacArthurs Kundschafter.
Im Verlauf der nächsten paar Tage schleppen Shaftoe und ein paar handverlesene Huks den Sender auf einer Seite der Zambales Mountains hinauf und auf der anderen wieder hinunter. Sie bleiben stehen, als die Ausläufer des Gebirges schließlich flachen Reisfeldern Platz machen. Unmittelbar vor ihnen liegt die Hauptverbindung von Norden nach Süden, die Straße von Manila zum Lingayen Gulf.
Nach ein paar Tagen mühsamen Organisierens können sie den Sender auf einen Bauernkarren laden und mit Mist zudecken. Sie spannen ein erbärmliches Carabao davor, das ihnen ein loyaler, aber armer Bauer leiht, und machen sich durch japanisch besetztes Gebiet auf den Weg nach Concepcion.
An dieser Stelle müssen sie sich allerdings trennen, denn der blauäugige Shaftoe darf sich unter keinen Umständen zeigen. Zwei Huks, die sich als Bauernburschen ausgeben, übernehmen den Karren, während sich Shaftoe, der nur nachts unterwegs ist und in Gräben oder in den Häusern vertrauenswürdiger Sympathisanten schläft, querfeldein durchzuschlagen beginnt.
Er braucht anderthalb Wochen, um die fünfzig Kilometer zurückzulegen, aber schließlich erreicht er mit Geduld und Ausdauer die Stadt Concepcion und klopft gegen Mitternacht an die Tür des dortigen Kontaktmannes. Der Kontaktmann ist ein prominenter Bürger – der Direktor der einzigen Bank in der Stadt. Mr. Calagua ist erstaunt darüber, einen Amerikaner an seiner Hintertür stehen zu sehen. Dies verrät Shaftoe, dass etwas schief gegangen sein muss – die Jungs mit dem Sender hätten schon vor einer Woche ankommen müssen. Aber der Direktor sagt ihm, dass niemand aufgetaucht sei
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