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Cryptonomicon

Cryptonomicon

Titel: Cryptonomicon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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– es gebe allerdings ein Gerücht, die Nips hätten kürzlich ein paar Jungen bei dem Versuch, Konterbande in einem Bauernkarren zu schmuggeln, erwischt und an Ort und Stelle exekutiert.
    Und so sitzt Shaftoe in Concepcion fest und hat keine Möglichkeit, Befehle zu empfangen oder Nachrichten zu senden. Um die Jungs, die gestorben sind, tut es ihm Leid, aber in gewisser Weise ist die Situation gar nicht schlecht für ihn. Er wollte nur deshalb in Concepcion sein, weil die Familie Altamira von hier stammt. Die Hälfte der einheimischen Bauern ist auf irgendeine Weise mit Glory verwandt.
    Shaftoe täuscht einen Einbruch in die Stallungen der Calaguas vor und improvisiert dort ein Nachtlager. Sie würden ihn, wenn er darum bäte, in einem Gästezimmer unterbringen, aber er sagt ihnen, dass die Stallungen sicherer seien – falls er gefasst wird, können die Calaguas sich zumindest auf Ahnungslosigkeit herausreden. Er erholt sich ein, zwei Tage auf einem Strohhaufen, dann versucht er, etwas über die Altamiras in Erfahrung zu bringen. Er kann nicht selbst herumschnüffeln gehen, aber die Calaguas kennen jedermann in der Stadt und haben ein Gespür dafür, wem man trauen kann. Und so gehen Anfragen hinaus und binnen weniger Tage sind Informationen eingegangen.
    Mr. Calagua erläutert sie ihm bei zahlreichen Gläsern Bourbon in seinem Arbeitszimmer. Von Schuldgefühlen geplagt, weil sein verehrter Gast auf einem Heuhaufen in einem Nebengebäude schläft, drängt er ihm ständig Bourbon auf, wogegen Bobby Shaftoe nichts einzuwenden hat.
    »Einige Informationen sind verlässlich, andere sind – äh – weit hergeholt«, sagt Mr. Calagua. »Hier die verlässlichen. Erstens, Ihre Vermutung war richtig. Als die Japaner Manila besetzt haben, sind viele Angehörige der Familie Altamira in die Gegend hier zurückgekehrt und bei Verwandten untergekommen. Sie hielten das für sicherer.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass Glory hier ist?«
    »Nein«, antwortet Mr. Calagua bekümmert, »sie ist nicht hier. Aber am 13. September 1942 war sie zweifelsohne hier.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Weil sie an diesem Tag einen Jungen zur Welt gebracht hat – die Geburtsurkunde liegt beim hiesigen Standesamt bei den Akten. Douglas MacArthur Shaftoe.«
    »Meine Fresse«, sagt Shaftoe. Er beginnt, im Kopf Daten zu berechnen.
    »Viele Altamiras, die hierher geflohen waren, sind mittlerweile in die Stadt zurückgekehrt – angeblich, um Arbeit zu suchen. Aber einige dienen auch als Augen und Ohren für den Widerstand.«
    »Ich wusste, dass Sie die richtige Einstellung haben«, sagt Shaftoe.
    Mr. Calagua lächelt verhalten. »Manila ist voll von Leuten, die behaupten, sie seien die Augen und Ohren des Widerstands. Augen und Ohren zu sein ist einfach. Fäuste und Füße zu sein ist schwerer. Aber einige von den Altamiras kämpfen auch – sie sind in die Berge gegangen, um sich den Huks anzuschließen.«
    »Welche Berge? In den Zambales bin ich keinem von ihnen über den Weg gelaufen.«
    »Südlich von Manila und Laguna de Bay gibt es viele Vulkane und dichten Dschungel. Dort kämpfen einige von Glorys Familie.«
    »Und dort ist Glory? Und das Kind? Oder sind sie in der Stadt?«
    Mr. Calagua ist nervös. »Was ich Ihnen jetzt sage, ist möglicherweise weit hergeholt. Es heißt, Glory sei eine berühmte Heldin im Kampf gegen die Nips.«
    »Wollen Sie damit sagen, sie ist tot?Wenn sie tot ist, dann sagen Sie’s mir einfach.«
    »Nein, ich habe keinerlei Informationen, dass sie tot ist. Aber sie ist eine Heldin. So viel steht fest.«
    Am nächsten Tag kommt Bobby Shaftoes Malaria zurück und er liegt ungefähr eine Woche flach. Die Calaguas schaffen ihn umgehend in ihr Haus und holen den ortsansässigen Arzt, damit er nach ihm sieht. Es ist derselbe Arzt, der zwei Jahre zuvor Glory entbunden hat.
    Als Bobby Shaftoe sich etwas kräftiger fühlt, macht er sich auf den Weg nach Süden. Er springt auf Züge auf, lässt sich von Lkws mitnehmen oder platscht mitten in der Nacht durch Reisfelder, und er braucht drei Wochen, um den nördlichen Stadtrand von Manila zu erreichen. Er tötet lautlos zwei japanische Soldaten und drei weitere bei einem Feuergefecht an einer Kreuzung. Jedes Mal muss er sich ein paar Tage lang verkriechen, um der Gefangennahme zu entgehen. Aber er gelangt nach Manila.
    Ins Herz der Stadt kann er nicht – abgesehen davon, dass es wirklich dumm wäre, würde es ihn nur aufhalten. Stattdessen umgeht er sie und macht sich dabei das

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