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Cryptonomicon

Cryptonomicon

Titel: Cryptonomicon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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(Pause) lang kurz lang,
    was BUNDOK ergeben müsste. Er will die sich daraus ergebende Datei nicht auf dem Bildschirm darstellen, doch später, wenn er sich mitten in einer langen Reihe anderer kryptischer Befehle befindet, kann er folgendes tippen:
    grep ndo (sinnloser Dateiname) – (anderer sinnloser Dateiname),
    und grep wird die erstgenannte Datei auf die Zeichenfolge »ndo« durchsuchen und die Ergebnisse in die zweitgenannte Datei schreiben, die er dann sehr viel später überprüfen kann. Er kann außerdem »grep bun« und »grep dok« eingeben, und wenn die Ergebnisse all dieser Befehle stimmen, kann er ziemlich sicher sein, dass er die Sequenz »Bundok« erfolgreich in die eine Datei kodiert hat. Ebenso kann er »KOORDINATEN« in irgendeine andere Datei, »BREITE« in wieder eine andere und diverse Zahlen in wieder andere kodieren und diese Ein-Wort-Dateien schließlich mithilfe des Befehls »cat« langsam zu größeren Dateien verbinden. Das alles erfordert die gleiche lächerliche Geduld, wie man sie etwa aufbringen muss, wenn man mit einem Teelöffel einen Fluchttunnel aus einem Gefängnis gräbt oder mit einer Nagelfeile Gitterstäbe durchsägt. Aber irgendwann, nachdem er ungefähr einen Monat im Gefängnis verbracht hat, ist er auf einmal imstande, ein Fenster auf dem Bildschirm erscheinen zu lassen, das folgende Mitteilung enthält:
    KOORDINATEN HAUPTLAGERSTÄTTEN
    STANDORT BUNDOK: NÖRDL BREITE VIERZEHN GRAD ZWEIUNDDREISSIG MINUTEN… ÖSTL LÄNGE EINS ZWO NULL GRAD SECHSUNDFÜNFZIG MINUTEN…
    STANDORT MAKATI: (etc.)
    STANDORT ELDORADO: (etc.)
    Das alles ist völliger Quatsch, den er sich gerade ausgedacht hat. Die für den Standort Makati angegebenen Koordinaten sind die eines Luxushotels in Manila, das an einer großen Kreuzung liegt, eine Stelle, an der sich früher ein japanischer Luftwaffenstützpunkt befand. Randy hat die Zahlen zufällig im Computer, weil er sie in seinen allerersten Tagen in Manila erfasst hat, als er die GPS-Vermessungsarbeiten für die Aufstellung der Antennen von Epiphyte durchführte. Die für den STANDORT ELDORADO angegebenen Koordinaten bezeichnen schlicht die Lage des Stapels Goldbarren, den er und Doug Shaftoe sich angesehen haben, plus einem kleinen Zufallsfehler-Faktor. Und die für den STANDORT BUNDOK angegebenen sind die wirklichen Koordinaten von Golgatha plus ein paar Zufallsfehler-Faktoren, die dazu führen müssten, dass Wing ungefähr zwanzig Kilometer vom richtigen Standort entfernt ein tiefes Loch in den Boden gräbt.
    Woher weiß Randy, dass es einen Standort namens Golgatha gibt und woher kennt er dessen wirkliche Koordinaten? Sein Computer hat es ihm gesagt, und zwar unter Verwendung des Morsealphabets. Computer-Tastaturen haben LED-Anzeigen, die im Wesentlichen nutzlos sind: Eine sagt einem, wenn NUM LOCK eingeschaltet ist, eine ist für CAPS LOCK zuständig und an den Zweck der dritten kann sich Randy nicht einmal mehr erinnern. Und aus keinem anderen Grund als der allgemeinen Überzeugung, dass jeder Aspekt eines Computers der Kontrolle von Hackern unterworfen sein sollte, hat irgendwer irgendwo ein paar Bibliotheksprogramme mit Namen XLEDS geschrieben, die es Programmierern ermöglichen, die Dinger nach Belieben an- und abzuschalten. Und Randy hat seit einem Monat an einem kleinen Programm geschrieben, das sich diese Bibliotheksprogramme zunutze macht, um den Inhalt einer Datei in Morse-Code, durch Blinken mit einer dieser LEDs, auszugeben. Und während zur Tarnung aller möglicher nutzloser Mist über den Bildschirm seines Computers lief, starrte Randy vornübergebeugt in den verdeckten Kanal dieses blinkenden LED und las den Inhalt der abgehörten Arethusa-Funksprüche. Einer davon lautet:
    DIE HAUPTLAGERSTÄTTE TRÄGT DEN CODENAMEN GOLGATHA. KOORDINATEN DES HAUPTTUNNELS LAUTEN WIE FOLGT: NÖRDL BREITE (etc.)

Der Keller
    Zu diesem Zeitpunkt der Geschichte (April 1945) lautet das Wort für einen Menschen, der dasitzt und arithmetische Berechnungen durchführt, »Rechner«.Waterhouse hat soeben einen ganzen Raum voller toter Rechner gefunden. Jeder normale Mensch – also jeder andere als Waterhouse und einige seiner sonderbaren Freunde von Bletchley Park, wie zum Beispiel Turing – hätte nach einem einzigen Blick auf diese Rechner angenommen, es handle sich hier um die Buchhaltung und jeder Sklave im Raum rechne für sich allein Zahlen zusammen. Eigentlich müsste Waterhouse diesem Gedanken zugänglich bleiben, weil er auf der Hand liegt. Aber

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