Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cryptonomicon

Cryptonomicon

Titel: Cryptonomicon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
Vom Netzwerk:
Randy. »Und inwiefern haben sich unsere Pläne geändert?«
    »Der Alte kommt aus seinem Schlupfwinkel in Hokkaido herunter. Er will uns zum Essen einladen.«
    »Welcher Alte?«
    »Der Gründer der Firma, Goto Furudenendus Vater«, sagt Avi. »Protegé von Douglas MacArthur. Multi-Multi-Multi-Millionär. Golfpartner und Vertrauter von Premierministern. Ein alter Bursche mit Namen Goto Dengo.«

Projekt X
    Es ist Anfang April im Jahre 1945. Eine japanische Witwe spürt, wie die Erde ins Wanken gerät, und eilt aus ihrem Papierhaus, weil sie ein Beben befürchtet. Ihr Haus liegt nahe am Meer auf der Insel Kiushu. Sie blickt über den Ozean und sieht am Horizont ein schwarzes Schiff, das aus einer selbst geschaffenen, aufgehenden Sonne herausgedampft kommt: Denn wenn seine Kanonen losgehen, ist das ganze Schiff einen Moment lang in rotes Feuer gehüllt. Sie hofft, dass es die Yamato ist , das größte Schlachtschiff der Welt, das vor ein paar Tagen über jenen Horizont davondampfte und nun zur Feier seiner siegreichen Rückkehr seine Kanonen abfeuert. Aber es ist ein amerikanisches Schlachtschiff und es deckt den Hafen, den die Yamato vor kurzem verlassen hat, mit Granaten ein, sodass die Eingeweide der Erde sich umdrehen, als wollte sie sich übergeben.
    Bis zu diesem Moment war die Japanerin überzeugt, dass die Streitkräfte ihres Landes die Amerikaner, die Briten, die Holländer und die Chinesen auf Schritt und Tritt zerschmetterten. Bei dieser Erscheinung muss es sich um eine Art bizarren Selbstmordangriff handeln. Aber das schwarze Schiff bleibt den ganzen Tag da und schleudert Tonne um Tonne Dynamit in heiligen Boden. Es kommen keine Flugzeuge, um es zu bombardieren, keine Schiffe, um es zu beschießen, nicht einmal ein Unterseeboot, um es zu torpedieren.
    In einer empörenden Demonstration schlechten Benehmens ist Patton vorzeitig über den Rhein vorgestoßen, sehr zur Verärgerung von Montgomery, der umständliche Pläne gemacht und Vorbereitungen getroffen hat, dies als Erster zu tun.
    Das deutsche Unterseeboot U-234 ist im Nordatlantik und hält Kurs auf das Kap der Guten Hoffnung, im Laderaum zehn Behälter mit insgesamt zwölfhundert Pfund Uranoxid. Das Uran ist für Tokio bestimmt, wo es bei einigen – noch in der Anfangsphase steckenden – Experimenten zur Entwicklung eines neuartigen und extrem starken Sprengkörpers verwendet werden soll.
    General Curtis LeMays Luftwaffe hat den Großteil des vergangenen Monats damit verbracht, gefährlich tief über japanische Städte hinwegzufliegen und Brandbomben auf sie herabregnen zu lassen. Ein Viertel von Tokio ist dem Erdboden gleichgemacht worden; 83 000 Menschen sind ums Leben gekommen, und ähnliche Angriffe auf Nagoja, Osaka und Kobe sind dabei noch nicht mit eingerechnet.
    In der Nacht nach dem Angriff auf Osaka haben ein paar Marines auf Iwo Jima eine Flagge aufgepflanzt, und sämtliche Zeitungen haben ein Bild davon gebracht.
    In den letzten paar Tagen hat die Rote Armee, mittlerweile die Furcht erregendste Streitmacht auf Erden, Wien und die Ölfelder von Ungarn erobert, und die Sowjets haben erklärt, dass sie ihren Nichtangriffspakt mit Japan eher auslaufen lassen als erneuern werden.
    Die Landung auf Okinawa hat begonnen. Die Kämpfe sind die bisher verlustreichsten. Der Angriff wird von einer riesigen Flotte unterstützt, gegen die die Japaner alles aufgeboten haben, was sie noch besitzen. Ihre 18-Zoll-Kanonen schussbereit, hat die Yamato Kurs auf die Landungskräfte genommen, in den Bunkern nur genügend Treibstoff für eine Strecke. Doch die Kryptoanalytiker der US Navy haben die an das Schiff übermittelten Befehle abgefangen und entschlüsselt, und es wurde mit 2500 Mann an Bord in den Grund gebohrt. Die Japaner haben den ersten ihrer so genannten »Schwebende Chrysanthemen«-Angriffe gegen die Invasionsflotte gestartet: Wolken von Kamikaze-Flugzeugen, menschlichen Bomben, menschlichen Torpedos, mit Sprengstoff vollgepackten Schnellbooten.
    Zur Verärgerung und Verblüffung des Deutschen Oberkommandos hat die japanische Regierung in einem Funkspruch darum ersucht, dass die Kriegsmarine, falls sämtliche europäischen Flottenstützpunkte Deutschlands verloren gehen, Befehl bekommt, im Fernen Osten mit den Japanern zusammen weiter zu operieren. Der Funkspruch ist in Indigo verschlüsselt. Dementsprechend wird er von den Alliierten abgefangen und gelesen.
    Im Vereinigten Königreich hat Dr. Alan Mathison Turing, der den Krieg für effektiv

Weitere Kostenlose Bücher