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Cryptonomicon

Cryptonomicon

Titel: Cryptonomicon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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weiß, dass wir beide die Kenntnisse haben, um ein solches Gerät zu bauen. Also ist es das Erste, von dem er annehmen würde, dass wir es benutzen.«
    »Ah«, seufzt Lawrence. »Aber davon mal abgesehen, wäre die Zeta-Funktion vielleicht trotzdem eine gute Methode.«
    »Vielleicht«, sagt Alan zurückhaltend, »aber ich bin dem nicht weiter nachgegangen. Du denkst doch nicht etwas daran, sie zu benutzen, oder?«
    Lawrence erzählt Alan von den Abaki. Selbst durch das Rauschen und das Summen hindurch erkennt er, dass Alan wie vom Donner gerührt ist. Es tritt Schweigen ein, während die Techniker an beiden Enden ihre Schallplatten umdrehen. Als die Verbindung wieder steht, ist Alan noch immer sehr aufgeregt. »Ich muss dir noch einiges erzählen«, sagt Lawrence.
    »Ja, nur zu.«
    »Du weißt doch, dass die Japaner eine Vielzahl verschiedener Codes benutzen und wir nach wie vor nur einige davon geknackt haben.«
    »Ja.«
    »Es gibt einen ungeknackten Code, den Central Bureau Arethusa nennt. Er ist unglaublich selten. Es sind überhaupt nur etwas über dreißig Arethusa-Funksprüche abgehört worden.«
    »Irgendein Firmencode?«, fragt Alan. Eine plausible Vermutung; jede größere japanische Firma hatte vor dem Krieg ihren eigenen Code und es ist, um nur ein Beispiel zu nennen, viel Mühe darauf verwendet worden, etwa durch Diebstahl der Code-Bücher und auch auf andere Weise den Mitsubishi-Code zu knacken.
    »Wir kommen nicht hinter Quelle und Bestimmungsort der Arethusa-Funksprüche«, fährt Lawrence fort, »weil sie von ständig wechselnden Orten aus gesendet werden. Wir können nur mithilfe von Huffduff Vermutungen über ihren Ursprung anstellen. Und Huffduff sagt uns, dass die meisten Arethusa-Funksprüche von Unterseebooten ausgegangen sind. Möglicherweise auch nur von einem einzigen Unterseeboot, das die Route zwischen Europa und Südostasien befährt. Wir haben auch welche von Schweden, von London, Buenos Aires und Manila aus gehabt.«
    »Buenos Aires? Schweden?«
    »Ja. Und deshalb, Alan, interessiere ich mich für Arethusa.«
    »Tja, das kann ich dir nicht verdenken!«
    »Das Nachrichtenformat entspricht dem von Azure/Pufferfish.«
    »Rudis System?«
    »Ja.«
    »Das war übrigens gute Arbeit von dir.«
    »Danke, Alan. Wie du mittlerweile sicher gehört hast, beruht es auf Zeta-Funktionen. Die du für Delilah gar nicht erst erwogen hast, weil Rudi deiner Ansicht nach daran denken würde. Und das wirft die Frage auf, ob Rudi von vornherein wollte, dass wir Azure/Pufferfish knacken.«
    »Ja, das stimmt. Aber warum sollte er das wollen?«
    »Keine Ahnung. Die alten Azure/Pufferfish-Funksprüche enthalten vielleicht irgendwelche Hinweise. Ich lasse gerade meinen Digitalen Rechner rückwirkend gültige Einmalblöcke erzeugen, damit ich diese Funksprüche entschlüsseln und lesen kann.«
    »Tja, dann lasse ich Colossus das Gleiche tun. Im Moment ist er gerade mit der Arbeit an Fish-Entschlüsselungen beschäftigt. Aber ich glaube nicht, dass Hitler noch viel länger durchhält.Wenn er am Ende ist, kann ich wahrscheinlich nach Bletchley fahren und diese Funksprüche entschlüsseln.«
    »Ich arbeite außerdem weiter an Arethusa«, sagt Lawrence. »Ich vermute, dass das alles irgendetwas mit Gold zu tun hat.«
    »Warum sagst du das?«, fragt Alan. Doch an dieser Stelle erreicht der Tonarm des Plattenspielers das Ende der spiralförmigen Rille und hebt sich von der Schallplatte. Die Zeit ist um. Bell Labs und die Macht der Alliierten Staaten haben das Netzwerk von Projekt X nicht installiert, damit Mathematiker endlosem Geplauder über obskure Funktionen frönen können.

Land in Sicht
    Das Segelschiff Gertrude kraucht kurz nach Sonnenaufgang in die kleine Bucht, und Bischoff kann sich nicht helfen, er muss einfach lachen. Ihr Rumpf ist so dicht mit Muscheln überkrustet, dass man ihn (so nimmt er an) vollständig entfernen, die Form aus Muscheln mit einem Mast und Leinwand ausstatten und nach Tahiti segeln könnte. Sie schleppt einen hundert Meter langen, in den Muscheln verhakten Algenstrang hinter sich her, der für eine lange, schlierige Trübung in ihrem Kielwasser sorgt. Ihr Mast ist offensichtlich mindestens einmal abgeknickt. Er ist durch ein primitives, mit Nottakelung versehenes Provisorium ersetzt worden, einen Baumstamm, der sich einiger Aufmerksamkeit von Seiten eines Abziehmessers erfreut hat, an dem jedoch stellenweise immer noch Rinde und, wie Wachsspuren an einer Kerze, lange goldene Safttropfen

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