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Cryptonomicon

Cryptonomicon

Titel: Cryptonomicon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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philippinischen Miniatur-Limonen, und zwar haufenweise, mit mehr Vitamin C, als du je verbrauchen kannst.«
    »Das bezweifle ich«, sagt Rudi.
    Otto sieht Bischoff nur vorwurfsvoll an, denn er macht ihn persönlich dafür verantwortlich, dass er das ganze Jahr 1944 und die ersten vier Monate des Jahres 1945 zwangsweise mit den anderen vier Männern zusammen gewesen ist. Schließlich meldet er sich zu Wort: »Ist dieser Schweinehund Shaftoe auch hier?«
    »Dieser Schweinehund Shaftoe ist tot«, sagt Bischoff.
    Otto wendet den Blick ab und nickt.
    »Ich nehme an, du hast meinen Brief aus Buenos Aires bekommen?«, fragt Rudi von Hacklheber.
    »Mr. G. Bishop, poste restante, Manila, Philippinen«, rasselt Bischoff herunter. »Natürlich habe ich ihn bekommen, mein Freund, sonst hätten wir ja nicht gewusst, wo wir euch treffen sollen. Ich habe ihn abgeholt, als ich in der Stadt war, um meine Bekanntschaft mit Enoch Root zu erneuern.«
    »Er hat es also geschafft?«
    »Er hat es geschafft.«
    »Und wie ist Shaftoe ums Leben gekommen?«
    »Mit Glanz und Gloria, natürlich«, sagt Bischoff. »Und von Julieta gibt es auch Neuigkeiten: Die Verschwörung hat einen Sohn! Glückwunsch, Otto, du bist Großonkel.«
    Das entlockt Otto sogar ein Lächeln, wenngleich ein finsteres und lückenhaftes. »Wie heißt er?«
    »Günter Enoch Bobby Kivistik. 3714 Gramm – für ein Kriegsbaby großartig.«
    Es folgt allgemeines Händeschütteln. Rudi, stets Mann von Welt, zaubert zur Feier des Tages ein paar honduranische Zigarren hervor. Er und Otto stehen in der Sonne, rauchen und trinken Calamansi-Saft.
    »Wir warten schon seit drei Wochen auf euch«, sagt Bischoff. »Was hat euch aufgehalten?«
    Otto spuckt etwas aus, was ziemlich übel aussieht. »Tut mir Leid, dass ihr euch drei Wochen lang am Strand habt bräunen müssen, während wir diese Wanne voll Scheiße über den Pazifik gesegelt haben!«
    »Wir haben bei der Umsegelung von Kap Horn unseren Mast verloren, außerdem drei Männer, mein linkes Auge, zwei von Ottos Fingern und auch sonst noch so einiges«, sagt Rudi entschuldigend. »Unsere Zigarren sind ein bisschen nass geworden. Das hat unseren Zeitplan über den Haufen geworfen.«
    »Egal«, sagt Bischoff. »Das Gold läuft ja nicht weg.«
    »Wissen wir denn, wo es ist?«
    »Nicht genau. Aber wir haben jemanden aufgetrieben, der es weiß.«
    »Wir haben vieles zu besprechen, so viel steht fest«, sagt Rudi, »aber zuerst will ich sterben. Am liebsten in einem weichen Bett.«
    »Schön«, sagt Bischoff. »Gibt es noch irgendetwas aus der Gertrude auszuladen, bevor wir ihr den Hals durchschneiden und sie von ihren Muscheln auf den Grund befördern lassen?«
    »Versenk das blöde Ding bitte gleich«, sagt Otto. »Ich bleibe sogar hier und sehe zu.«
    »Zuerst musst du noch fünf Kisten mit der Aufschrift Eigentum des Reichsmarschalls ausladen«, sagt Rudi. »Sie sind unten in der Bilge.Wir haben sie als Ballast verwendet.«
    Otto macht ein verblüfftes Gesicht, dann kratzt er sich voller Staunen den Bart. »Ich hatte ganz vergessen, dass die da unten sind.« Langsam nimmt die anderthalb Jahre alte Erinnerung vor seinem geistigen Auge Gestalt an. »Es hat einen ganzen Tag gedauert, sie einzuladen. Ich hätte dich umbringen können. Mir tut jetzt noch der Rücken davon weh.«
    »Rudi – du hast dich mit Görings Pornographie-Sammlung davongemacht?«, fragt Bischoff.
    »Seine Art von Pornographie würde mir nicht gefallen«, antwortet Rudi gelassen. »Es sind Kulturschätze. Beute.«
    »Sie werden vom Bilgenwasser ruiniert sein!«
    »Es ist alles Gold. Goldfolieplatten mit Löchern drin. Wasserundurchlässig.«
    »Rudi, wir sollen Gold aus den Philippinen exportieren, nicht importieren.«
    » Keine Sorge. Eines Tages werde ich es wieder exportieren.«
    »Bis dahin haben wir dann Geld, um Schauerleute anzuheuern, damit sich der arme Otto nicht wieder den Rücken verrenken muss.«
    »Wir werden keine Schauerleute brauchen«, sagt Rudi. »Wenn ich das, was auf diesen Platten ist, exportiere, dann über Kabel.«
    So stehen sie alle dort an Deck der V-Million in der tropischen Bucht, sehen zu, wie die Sonne untergeht und die fliegenden Fische springen, und hören aus dem blühenden Dschungel um sie herum Vögel und Insekten schreien und summen. Bischoff versucht sich vorzustellen, von hier nach Los Angeles wären Kabel gespannt und Goldfolieplatten würden daran entlanggleiten. Es funktioniert irgendwie nicht richtig. »Komm unter Deck,

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