Cryptonomicon

Titel: Cryptonomicon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson

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gesorgt, dass die Kirche es kauft.«
    Doug Shaftoe sagt: »Sie haben Enochs Frage noch nicht beantwortet, Randy: Was nützen Sie Ihren Anteilseignern hier?«
    Eine rote Libelle schwebt über einem toten Arm des Flusses und ihre Flügel bewegen sich so schnell, dass das Auge keine Flügel in Bewegung, sondern, Elektronenbahnen gleich, eine Wahrscheinlichkeitsverteilung dessen wahrnimmt, wo die Flügel sein könnten: ein quantenmechanischer Effekt, der vielleicht erklärt, warum sich das Insekt anscheinend von einem Ort zum anderen teleportieren kann, indem es von einem Punkt verschwindet und ein paar Meter weiter wieder auftaucht, scheinbar ohne sich durch den Raum dazwischen zu bewegen. Im Dschungel gibt es wirklich einen Haufen Zeug in leuchtenden Farben. In der Natur, vermutet Randy, muss etwas, das so leuchtend gefärbt ist, ein ernst zu nehmender evolutionärer Fiesling sein.
    »Wir haben das Gold, das Sie aus dem Unterseeboot geborgen haben, in elektronisches Geld verwandelt, richtig?«, sagt Randy.
    »Das behaupten Sie. Ausgegeben habe ich von diesem elektronischen Geld allerdings noch nichts«, sagt Doug.
    »Das Gleiche wollen wir auch für die Kirche tun – oder für Wing – oder wer immer letztlich in den Besitz dieses Goldes gelangt.Wir wollen es in der Krypta deponieren und als elektronische Währung nutzbar machen.«
    Amy fragt: »Ist dir eigentlich klar, dass man, um das Gold von hier wegzuschaffen, Land durchqueren muss, das von Wing kontrolliert wird?«
    »Wer sagt, dass wir es wegschaffen müssen?«
    Eine Zeit lang herrscht Schweigen oder was in einem Dschungel als Schweigen gilt.
    »Sie haben Recht«, sagt Doug Shaftoe. »Wenn nur die Hälfte der Geschichten stimmt, dann liegt es hier sicherer als in jedem Tresorraum.«
    »Die Geschichten stimmen alle – und es gibt noch mehr«, sagt Randy. »Der Mann, der Golgatha entworfen und gebaut hat, ist Goto Dengo.«
    »Scheiße!«
    »Er hat uns Pläne davon gezeichnet. Und die allgemeinere Frage der lokalen und nationalen Sicherheit stellt hier kein Problem dar«, fügt Randy hinzu. »Natürlich war der Staat hier manchmal instabil. Aber jeder Angreifer, der physisch von dem Gold Besitz ergreifen will, muss sich durch diesen Dschungel hier kämpfen, wo sich ihm zehn Millionen schwer bewaffnete Filipinos in den Weg stellen.«
    »Jeder weiß, was die Huks gegen die Nips ausgerichtet haben«, sagt Doug, heftig nickend. »Oder auch der Vietcong gegen uns. Keiner wäre so blöd, es zu versuchen.«
    »Zumal wenn wir Ihnen die Verantwortung dafür übertragen, Doug.«
    Amy hat den größten Teil des Gesprächs hindurch vor sich hin geträumt, doch bei dieser Bemerkung wendet sie sich ihrem Vater zu und grinst ihn an.
    »Einverstanden«, sagt Doug.
    Randy wird sich allmählich bewusst, dass sich die meisten Vögel und Insekten, die hier leben, so rasch bewegen, dass man den Kopf gar nicht schnell genug drehen kann, um sie genau in den Blick zu bekommen. Sie existieren nur als peripher wahrgenommene, flitzende Bewegungen. Einzige Ausnahme scheint eine Spezies von Mücke zu bilden, die sich in eine spezielle ökologische Nische hineinentwickelt hat, in der es darum geht, mit knapp unter Schallgeschwindigkeit liegendem Tempo in das linke Auge von Menschen zu sausen. Randy hat vier Treffer ins linke und keinen ins rechte abgekriegt. Eben bekommt er wieder einen, und während er sich noch davon erholt, zuckt die Erde unter ihnen. In seinen psychischen Auswirkungen gleicht das Phänomen ein wenig einem Erdbeben: ein Gefühl der Ungläubigkeit und dann des Verratenwerdens angesichts der Tatsache, dass der feste Boden die Kühnheit besitzt, sich zu bewegen. Aber bis die Empfindung über die Wirbelsäule ins Gehirn gelangt, ist alles schon wieder vorbei. Der Fluss fließt nach wie vor, und die Libelle jagt noch immer.
    »Das hat sich genau wie eine Sprengstoffexplosion angefühlt«, sagt Doug Shaftoe, »aber ich habe nichts gehört. Hat irgendeiner was gehört?«
    Keiner hat etwas gehört.
    »Das bedeutet«, fährt Doug fort, »dass irgendjemand tief im Boden Sprengungen auslöst.«
    Sie beginnen, sich flussaufwärts vorzuarbeiten. Randys GPS zeigt an, dass Golgatha weniger als zweitausend Meter entfernt liegt. Der Fluss bildet langsam richtige Ufer aus, die stetig höher und steiler werden. John Wayne erklettert das linke und Jackie Woo das rechte Ufer, damit das höhere Gelände zu beiden Seiten gedeckt oder zumindest erkundet wird. Sie treten wieder in den Schatten des