Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cryptonomicon

Cryptonomicon

Titel: Cryptonomicon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
Vom Netzwerk:
Sie werden reden. Bestimmt ist das Geheimnis schon heraus.« Rudi drückt seine halb gerauchte Zigarette aus, als wäre er im Begriff zu gehen. »Man hat dich also geschickt, um uns ein Angebot zu machen – wir ergeben uns auf zivilisierte Weise und werden dafür gut behandelt. So was in der Art.«
    »Ganz im Gegenteil, Rudi. Außer mir weiß niemand Bescheid. Ich habe allerdings einen versiegelten Umschlag in meinem Schreibtisch zurückgelassen, der geöffnet wird, falls ich auf dieser kleinen Wanderung in den Dschungel auf rätselhafte Weise ums Leben kommen sollte. Dieser Otto hat einen Furcht erregenden Ruf.«
    »Ich glaube dir nicht. Es ist unmöglich«, sagt Rudi.
    »Ausgerechnet du. Ja, begreifst du denn nicht? Ich habe eine Maschine, Rudi! Die Maschine nimmt mir die Arbeit ab. Ich brauche keinen Raum voller Rechner – jedenfalls keiner menschlichen. Und sobald ich die entschlüsselte Nachricht gelesen hatte, habe ich sämtliche Karten verbrannt. Also bin ich der Einzige, der Bescheid weiß.«
    »Ah!«, sagt Rudi, tritt zurück und blickt zum Himmel auf, während er diese neuen Tatsachen verarbeitet. »Dann bist du also hierher gekommen, um dich uns anzuschließen? Otto wird deswegen Theater machen, aber du bist durchaus willkommen.«
    Lawrence Pritchard Waterhouse muss tatsächlich darüber nachdenken. Das überrascht ihn ein wenig.
    »Der größte Teil wird auf die eine oder andere Weise Kriegsopfern zugute kommen«, sagt Rudi, »aber wenn wir nur ein Zehntelprozent als Provision nehmen und es unter der gesamten Mannschaft des Unterseeboots aufteilen, werden wir alle zu den reichsten Menschen der Welt zählen.«
    Waterhouse versucht sich vorzustellen, er sei einer der reichsten Menschen der Welt. Es passt irgendwie nicht.
    »Ich habe einen Briefwechsel mit einem College in Washington State geführt«, sagt er. »Ich bin über meine Verlobte an die Leute gekommen.«
    »Verlobte? Glückwunsch.«
    »Sie ist Australierin qwghlmianischer Herkunft.Wie es scheint, gibt es auch in den Palouse Hills, wo Washington, Oregon und Idaho zusammentreffen, eine Kolonie von Qwghlmianern. Größtenteils Schafhirten. Aber es gibt dort eben auch dieses kleine College und es braucht einen Mathematik-Professor. Ich könnte in wenigen Jahren Leiter der Abteilung sein.« Da steht Waterhouse im philippinischen Dschungel, raucht seine Zigarette und stellt es sich vor. Nichts hört sich exotischer an. »Es hört sich nach einem schönen Leben an!«, ruft er aus, als hätte er zum ersten Mal an derlei gedacht. »Für mich hört es sich ganz prima an.«
    Die Palouse Hills scheinen in weiter Ferne zu liegen. Er brennt darauf, endlich damit anzufangen, die Entfernung zu verkleinern.
    »Das tut es allerdings«, sagt Rudi von Hacklheber.
    »Du klingst nicht sehr überzeugend, Rudi. Ich weiß, für dich wäre es nicht das Richtige. Aber für mich ist es etwas Besonderes.«
    »Willst du damit sagen, du machst nicht mit?«
    »Ich sage dir Folgendes. Du hast gesagt, der größte Teil des Geldes würde für wohltätige Zwecke verwendet. Eine Stiftung kann das College immer gebrauchen. Wie wäre es, wenn du mir an diesem College einen Lehrstuhl stiftest, falls euer Plan funktioniert? Das ist eigentlich alles, was ich will.«
    »Abgemacht«, sagt Rudi, »Und für Alan stifte ich auch einen, und zwar in Cambridge, und ich richte euch beiden Laboratorien voller elektrischer Rechner ein.« Rudis Blick schweift zurück zu dem Loch im Boden, wo die Deutschen – die den Großteil ihrer Wachen zurückgezogen haben – stetig vorankommen. »Weißt du, das hier ist nichts weiter als eines der Außenverstecke. Investitionskapital, um die Arbeit an Golgatha zu finanzieren.«
    »Ja. Genau wie die Nips es geplant haben.«
    »Wir werden es sehr bald ausgegraben haben. Jetzt, wo wir uns um das Krokodil keine Gedanken mehr machen müssen, wird es noch schneller gehen«, sagt Rudi und lacht. Es ist ein aufrichtiges, echtes Lachen, das erste Mal, dass Waterhouse ihn je seine Reserve hat aufgeben sehen. »Dann werden wir untertauchen, bis der Krieg vorbei ist. Vielleicht bleibt bis dahin noch genug übrig, um dir und deiner qwghlmianischen Braut ein schönes Hochzeitsgeschenk zu kaufen.«
    »Unser Porzellanmuster ist Lavender Rose von Royal Albert«, sagt Waterhouse.
    Rudi zieht einen Briefumschlag aus seiner Tasche und schreibt es sich auf. »Es war sehr nett von dir, hierher zu kommen und hallo zu sagen«, murmelt er um seine Zigarette herum.
    »Diese

Weitere Kostenlose Bücher