Crystall (German Edition)
steigst du nicht einfach aus?“
„Das kostet uns zu viel Zeit.“
„Die Straße ist doch breit genug“, eröffnete ihr Maxot schamlos.
Das Mädchen starrte die verrückte Bande an, als zweifle sie entgültig an ihrem Verstand. „Ihr seid mir ja Helden. Ich kann doch nicht einfach auf die Straße scheißen ... für so was gibt’s bei uns Hütten.“
„Im Ernst?“ Shou blieb ausdruckslos, er meinte das wirklich so, wie er es sagte. „Ihr baut Tempel nur für diese Sache? Mann, wenn ihr sonst keine Probleme habt.“ Er schüttelte den Kopf.
Mandy rettete sich in ein Lächeln. Sie hatte keinen blassen Schimmer, was sie darauf antworten sollte. Außerdem hatte sie damit zu tun, dem Druck stand zu halten. Bis sie hier etwas gefunden hatte, wäre es im Notfall sowieso zu spät gewesen.
„Wie weit noch?“
Statt zu antworten, blickte Mandy zum ersten Mal auf das Wagendisplay. Und sie erschrak, als sie die Tankanzeige sah. Der Balken leuchtete bereits rot auf, sie würden allerhöchstens noch fünf Kilometer fahren können. Das war zu wenig.
„Was hast du?“
Mandy starrte die Anzeige wütend an. „Auch das noch, wir müssen tanken.“
„Brauchst du Wasser?“, fragte Shou.
„So ähnlich.“ Mandy sah nur wenige Meter vor sich eine Querstraße und las auch das Schild der Nummer. Das war die Bundesstraße. Und wie es das Glück wollte, stand direkt vor der Kreuzung eine Tanke, die grell in die Nacht hinein leuchtete.
„Brennt da ein Lagerfeuer?“ Lyhma beobachtete alles mit kriegerischer Wachsamkeit.
„Nein, dort drinnen gibt es...“ Mandy suchte nach geeigneten Worten für ihre Freunde. „Etwas zu trinken für unser Gefährt.“
„Ah“, machte der Troll. „Können wir mit?“
„Aber verhaltet euch ruhig.“ Mandy steuerte das Taxi schweißgebadet um die Kurve und zwischen zwei Spritsäulen hindurch. Dann fuhr sie an eine näher heran, schrammte sogar noch den Schlauch, der beinahe abgebrochen wäre. Der Rückspiegel des Beifahrers brach ab und flog lautkrachend zu Boden.
„So ein Mist“, fluchte Mandy wieder einmal. Musste denn jeder gleich mitkriegen, dass sie kamen.
„Toll, jetzt gehen wir in das bunte Ding, da.“ Maxot sprang hastig aus dem Wagen und hüpfte mit großen Sätzen zu dem Tankstelleneingang. Lyhma huschte dagegen darauf zu und inspizierte die Gegend, während Shou wie ein aufgeblasenes Muskelpaket hinterher stampfte, als wolle er eine Prügelei beginnen.
Mandy sah durch das Fenster, dass der Tankwart mit blassem Gesicht ihre Freunde beobachtete. Wenigstens sie bemühte sich, nicht aufzufallen.
Wie die letzte, durchgeknallte Bande stürmten die Freunde die Tankstelle, als wollten sie eine Festung erobern.
Hinter allen betrat Mandy den Nachtshop. Auf ihrem Gesicht stand ein Ausdruck von Besorgnis und der Schweiß glitzerte auf ihrer Stirn. Sie betrachtete den Verkäufer nur heimlich aus den Augenwinkeln, bis sie zaghaft zu ihm hinüber lief. Sie versuchte zu lächeln, doch es misslang kläglich.
„Kann ich helfen, junge Lady?“
„Was?“ Mandy sah ihn unbeholfen an und räusperte sich. „Äh, ja ... ich, könnten Sie unseren Wagen voll tanken, bleifrei bitte.“
„Kein Problem.“ Der Mann in vermutlich mittlerem Alter kam hinter seiner Theke hervor und verließ sein Geschäft, um sich an dem Taxi zuschaffen zu machen. Er äußerte sich diesbezüglich nicht.
Mandy atmete erleichtert auf. Sie war erstens froh, dass der Mann keine Fragen stellte und zweitens, sie musste nicht das Auffüllen übernehmen. Um diese Zeit war es den meisten Tankwärtern ohnehin lieber, die Arbeit selbst machen zu dürfen. So war die Chance geringer, dass die Kundschaft davon brauste.
Sie fuhr herum und lief durch die Regalreihen hindurch. Es gab so gut wie alles hier. Getränke, Essen, Kurzsnacks, Zeitungen und einfache Dinge für den Haushalt. Eben ein Allroundladen. Aber für das meiste hatte sie nur einen flüchtigen Blick und eilte stattdessen zu ihren Freunden, die bereits aus großen Augen über die Einrichtung herfielen. Sie waren vergnügt.
Mandy blieb hinter ihnen und schwieg die längste Zeit über. So lange der Verkäufer nicht zurück war, konnten sie sich doch nach Herzenslust austun.
„Sieh mal, Wasser“, rief der kleine Troll begeistert und wollte nach der Flasche mit Sprudelwasser greifen.
„Lass das, dass darfst du nicht“, belehrte ihn Mandy, jedoch ohne Zorn. Woher sollten die Wesen auch wissen, dass anfassen alleine bei manchen schon Diebstahl
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