Crystall (German Edition)
rechts zu behalten. Sie schaukelte hin und her.
„Weißt du schon, wo du hin fährst?“
Mandy antwortete Nawarhons Schwester mit einem Kopfschütteln. „Nicht genau. Zumindest suchen wir die Bundesstraße und müssen dann zum Zoll. Wie es weitergehen soll, keine Ahnung. Wenn Maxot nichts Näheres weiß, dann...“
„Ich denk ja schon nach“, fuhr der Troll dazwischen. „Ich bin doch auch keine Glühbirne.“
Das Mädchen zog eine Augenbraue hoch, erwiderte aber nichts.
„Sind wir da?“ Niestchen lugte zitternd aus Mandys Tasche, ehe sie gleich wieder verschwand.
„Noch nicht.“ Abermals seufzte sie. Auf Grund der nächtlichen Verhältnisse kam sie vielleicht ein gutes Stück vorwärts, weil es kaum Gegenverkehr gab und es war somit egal, dass sie keine Straßenregeln beherrschte. Schwerer wurde es da schon beim Zoll. Sie hatte noch keine Ahnung, wie sie das schaffen wollten. Niemals würden die ein Mädchen durchlassen, das wie eine Betrunkene daher bretterte und vielleicht noch ein oder zwei Grenzbeamte über den Haufen fuhr.
Shou spielte an seinem Fach herum, bis die Klappe aufsprang. Er lehnte sich erschrocken zurück, um dann aus neugierigen Augen den Inhalt zu durchsuchen. „Seht nur, ein Geheimgang.“
„Was ist drin?“, fragte Maxot und beugte sich nach vorn. Der kleine Kerl hatte alle Hände voll damit zu tun, nicht vom Sitz zu fallen.
„Weiß nicht...“ Shou griff in das Fach und zog etwas Schwarzes heraus. „Sieh mal, eine verkohlte Banane.“
Mandy sah überrascht zur Seite und erschrak in derselben Sekunde. „Leg das weg, das ist ne Pistole.“ Sie wurde völlig aufgebracht, konnte das Lenkrad aber nicht los lassen.
„Piste?“ Shou beäugte die Waffe.
„Quatsch, das ist ein Messer“, sprach sich Lyhma wieder einmal wichtig. „Mit einer verbogenen Klinge.“
Elende Besserwisser , dachte Mandy spöttisch. „Leg endlich zurück, damit kannst du dich umbringen.“
„Umbringen?“
„Klar“, bestätigte sie hemmungslos. „Das funktioniert wie ein Pfeil auf weite Distanz, nur viel extremer ... furchtbare Schmerzen.“
„Oh je.“ Trotzdem griffelte er noch immer an der Pistole herum und hielt sich das Schussrohr an den Kopf. „Ha, ein Lockenwickler.“
„Spinnst du.“ Mandy ließ entgültig eine Hand los und schnappte sich die Waffe, um sie zurück ins Handschuhfach zu werfen. Doch sie kam zu spät wieder hoch. Sie packte zwar das Steuer, erkannte aber den Gegenverkehr nicht rechtzeitig. Sie war auf die falsche Bahn geraten und sah entsetzt zu, wie der Mann in dem schwarzen Mercedes auf sie zu hielt. Der andere Fahrer konnte seinen Wagen auf den Fußweg reißen, knallte aber gegen einen leeren Obststand. Einmal mehr krachte es aus vollen Tassen. „Ihr Idioten, passt doch auf!“, schrie der Mann und lenkte den Wagen aus dem Chaos.
„Verzeihung!“, brüllte Mandy zurück, lächelte verlegen und atmete durch, dass nichts Schlimmes geschehen war. Unbehelligt konnten sie weiter fahren. „Puh, gerate noch mal gut gegangen.“
„Wieso?“ Maxot tobte wie ein Irrer auf dem Sitz. „Der Kerl ist auf der falschen Seite geritten. Er hat doch gesehen, dass wir beschäftigt waren.“
„Wir...“ Mandy ersparte sich den Rest ihres Kommentars und sah wieder nach vorne. Wenn sie ihr Gedächtnis nicht verließ, mussten sie sehr bald auf die Hauptstraße kommen. „Und in Zukunft benehmt euch, wir wollen schließlich nicht auffallen.“
„Tun wir doch gar nicht“, meinte Lyhma überzeugt und saß noch immer unbeeindruckt da, als wäre nichts geschehen. Für sie war das vielleicht Spaß.
Mandy dankte insgeheim dafür, dass die nächsten Minuten Ruhe war. Sie konnte sich in aller Unbeschwerlichkeit auf die Straße konzentrieren. Es kostete sie eine Menge Konzentration, in der Dunkelheit auch alles zu sehen. Jedenfalls beachtete sich nicht eines der Schilder. Wen störte um diese Zeit, wenn sie eine Einbahnstraße entgegen fuhr.
Dennoch machte sie sich so ihre Sorgen. Sie konnten sich nicht jeden Blödsinn erlauben. Das letzte, was sie gebrauchen konnten, waren die Bullen. Sie hatten in den paar Minuten mehr Aufsehen erregt, als es eine Horde Elefanten geschafft hätte.
Mandy rutschte nervös auf ihrem Sitz hin und her und verzog dabei das Gesicht.
„Was ist los?“, fragte der Troll besorgt.
„Was ist?! Ich könnte schreien. Ausgerechnet jetzt müsste ich mal einer dringenden Beschäftigung nachgehen.“
„Verstehe.“ Shou erkannte das Problem. „Und warum
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