Crystall (German Edition)
Rücksitz und sprang hinterher.
Lyhma eilte auf den Beifahrersitz und schlug platzend die Tür zu.
Mandy stolperte nur so in den Wagen. Ihre Gedanken drehten sich und sie brachte kein Wort mehr zu Stande. Sie war letztlich schon froh, überhaupt zum Taxi gefunden zu haben, immer mit dem Wissen, der Verkäufer könnte gerade die einseinsnull wählen.
„Mach los.“
Mandy krachte die Tür ebenfalls zu, schnallte sich hastig an und hämmerte den Gang rein. Der Motor heulte auf und die Taxe sprang mit durchdrehenden Reifen vor. Quietschend brach sie um die Ecke, fuhr den zweiten Spiegel zu Schrott und schleuderte regelrecht auf die Hauptstraße zu. Der Wagen schlug auf, als würde er jeden Moment zerfallen. Von einer Spur zur anderen schwenkend pfiff das Taxi in die Nacht hinaus, entlang der Bundesstraße in Richtung Zoll. Wenn sie wirklich niemand bemerkt haben sollte, dann musste die ganze Stadt taub und blind sein.
Nach annähernd fünf Minuten wagte es Mandy in ihrem Verdruss, den zweiten Gang einzulegen und schließlich den dritten. Sie war noch so aufgewühlt, dass sie dabei nicht sanft umging und verräterische Geräusche ertönten. Bei fünfzig Stundenkilometer belies sie es vorsichtshalber, denn sie war alles andere als eine sichere Fahrerin. Im Grunde war sie Anfänger und es grenzte an ein Wunder, dass sie das Auto überhaupt zur Bewegung brachte. Dennoch glänzte der Schweiß auf ihrer Stirn und der Atem ging unregelmäßig. Für sie war dieses Tempo bereits sehr hoch. Wäre nur ein Auto entgegen gekommen, hätte sie vermutlich die Nerven verloren und in den Straßengraben gelenkt.
Mandy konzentrierte sich voll und ganz auf die Straße. So gut es ging unterband sie ihren Ärger und schaffte es, wenigstens auf der rechten Spur zu bleiben. Verbissen starrte sie umher und gab sich die größte Mühe, nicht von den bunten Lichtern abgelenkt zu werden.
Das Taxi fuhr noch eine Viertelstunde wie ein betrunkener Hase die Straße entlang. Es war seltsam, aber nicht ein Auto kam ihnen entgegen. Lediglich ein mieser Drängler hatte sie unter wilden Hupzeichen überholt. Dabei fuhr Mandy recht gut und selbst das Abblendlicht strahlte in die Nacht. Unglaublich, wie viel sie sich von einer Fahrt mit ihrem Vater vor mindestens zwei Jahren gemerkt hatte.
Am linken Fahrbahnrand stand ein Schild mit großen Buchstaben: Novodomské rašeliniste , ein tschechisches Territorium mit einem Pfeil etwa zwanzig Kilometer. Es würde also nicht mehr lange dauern.
Mandy überlegte verkrampft, was sie nachher tun sollten. Ein Mädchen am Steuer eines Taxis? Was würde die Polizei davon halten? Aber genauso wenig konnte sie einfach durchrasen.
„Alles klar, Mandy?“
Das Mädchen schrak unter Maxots Worten so zusammen, dass sie Mühe hatte, ihren Wagen wieder unter Kontrolle zu bringen. Sie verschnaufte. „Noch ja ... ihr verrückten Chaoten, was habt ihr euch eigentlich dabei gedacht?“
„Wobei?“
Mandy verdrehte die Augen. „Im Laden. Du kannst doch den Verkäufer nicht mit einer Knarre bedrohen, das bringt uns ziemlichen Ärger.“
„Aber es hat doch funktioniert, oder?“ Maxot schien kein bisschen beeindruckt.
Mandys Herz raste. „Ich hätte fast einen Kreislaufzusammenbruch gehabt. In Zukunft benehmt ihr euch, wir werden noch genügend Probleme bekommen, ist das klar?“
„Ja, Mami.“
Sie seufzte, schüttelte aber lediglich den Kopf. „Weißt du inzwischen mehr über den Kristall?“
„Logo“, antwortete Maxot zufrieden. „Ich habe einen Zettel gefunden, darauf steht...“ Der Troll kramte aus Shous Kleidern ein zusammengerolltes Stück Papier heraus und überlas den kurz. „Ah ja, der dritte Kristall befinden sich im Reich der Menschen in einer Stadt, die sich Pohranicni nennt. Dort, irgendwo unter dem Asphaltweg, befindet er sich.“
„Pohranicni? Das Nest kenne ich, gar nicht weit weg vom Zoll.“
„Wenn du es sagst“, erwiderte Lyhma gelangweilt. Wahrscheinlich verstand sie ohnehin kein einziges Wort. Sie starrte grimmig aus dem Fenster.
Mandy entdeckte ein weiteres Schild, welches auf Grenzgebiet hinwies. Sie bremste vorsorglich ein Stück ab und kuppelte einen Gang niedriger. Sie wollte nicht Gefahr laufen, in die Zollschranken zu düsen. Aufmerksam beobachtete sie die Straße vor sich.
In einen schweigsamen Mantel gehüllt fuhr das Taxi noch ein Stück, bis die ersten Grenzhäuser auftauchten, niedrige Bauten, geduckt aneinandergereiht. Unter einem Überbau der Straße sah Mandy zwei
Weitere Kostenlose Bücher