Crystall (German Edition)
Schranken, die gesenkt den Weg versperrten.
Kalter Schweiß brach auf ihrem Körper aus. Was sollte sie tun? Niemand würde ihr abkaufen, dass sie achtzehn war. Hoffentlich ging das gut.
Das Taxi schlich bis vor die Schranken und hielt perfekt an. Mandy saß wie paralysiert im Wagen und zitterte, nachdem ein Polizist auf sie zukam. Er sah zum Seitenfenster herein und forderte Mandy auf, es herunter zu kurbeln. Sie tat es und versuchte den Beamten anzulächeln.
„In jungen Jahren schon im Taxi?“
Mandy erschrak vor den Worten, ließ sie sich durch den Kopf gehen und lächelte nervös. „Jaja ... Geld ist immer gut, Herr Wachtmeister.“
Der Polizist zog eine Augenbraue hoch und streckte sein eckiges Gesicht noch weiter in den Wagen. Zum Glück konnte er den kleinen Troll nicht sehen. „Dann Reisepass oder Personalausweis bitte.“
„Sicher.“ Mandy kramte in ihrer Kleidung und versuchte sich zu beruhigen. Doch das war zu viel gesagt, denn sie hatte im Reich der Fabelwesen neue Kleidung bekommen. „Mist, verdammter“, flüsterte sie und kam bereits wieder in Panik. Ihre Gedanken drehten sich wie in einem Karussell. Aber ihr kam dennoch eine Idee. Hastig riss sie die Fahrzeuglade auf und wühlte darin herum. Schließlich und glücklich fand sie den Ausweis des Fahrers. Sie sah ihn kurz an. Die Daten konnten schon hinhauen, der Mann war ziemlich jung gewesen und das Bild war zur Unerkenntlichkeit verschmiert. Zudem war es dunkel, vielleicht hatten sie Glück.
Der Beamte nahm den Ausweis an sich. „Viel viele fahren mit?“
„Drei ... mit, mit mir drei“, verbesserte sich Mandy keuchend. Ihr Puls raste und die Halsschlagader pochte, dass es weh tat.
„Irgendwelches Gepäck dabei?“, wollte der Mann in Uniform wissen, wobei er sorgsam las. Das Bild schien ihn gar nicht zu interessieren, auch wenn er etwas verwirrt zu dem Mädchen herab sah.
„Keines“, antwortete sie mit einiger Verspätung. Angespannt beobachtete sie den dunkeläugigen Mann. Noch war keine Reaktion zu schließen.
„Hier.“ Der Polizist reichte Mandy den Ausweis zurück und verzog etwas das Gesicht. „Sagen Sie, sind Sie wirklich schon sechsundzwanzig?“
„Ja, Meister ... ich trinke viel Wasser.“
„Aha.“ Er runzelte die Stirn und gab mit einem Wink zu bedeuten, dass sie fahren konnte. Wenige Augenblicke später hob sich die Schranke. Mandy atmete kräftig aus und startete den Motor. Aber statt zu kuppeln, trat sie auf die Bremse und alles ging wieder aus.
Der Polizist sah sie an. „Schwierigkeiten?“
„Nein“, grinste Mandy, startete erneut und fuhr los, zu ihrer eigenen Erleichterung sehr sauber. Noch immer mit klopfendem Herzen rollte sie vor die nächste Schranke und sah zum zweiten Mal aus dem Fenster. Ein tschechischer Polizist kam heran. Er trug ein Schild mit der Aufzeichnung: Policie ... 158 . Der bärtige Mann beugte sich zu ihr herein und grinste breit. „Witamy Was w Czechotowacji!“
Mandy überlegte hastig und kam zu der Überzeugung, dass das wohl so etwas wie eine Begrüßung war. „Hy, Sir.“ Sie reichte ihm den Ausweis.
Der Tscheche untersuchte aufmerksam die Personalien und grinste dabei immer noch. „Zyczymy Panstwu milego pobytu naszym kraju.“
Das musste wohl soviel bedeuten wie: Angenehmen Aufenthalt - oder so ähnlich. „Vielen Dank.“
Der Mann nickte und studierte noch immer den Ausweis. Dabei verfinsterte sich sein Gesicht plötzlich. Er laberte etwas in seiner Heimatsprache herunter, das Mandy bei aller Mühe nicht mehr verstand. Doch der Officer zeigte ihr das Bild und fuchtelte wild mit den Händen. „Das Mann“, stammelte er. Intensiv beäugte er das Mädchen und hängte seinen Hals noch weiter in das Fahrzeug. Er stierte genüsslich auf ihren Busen, bevor er wieder meckerte.
„Perverse Sau“, giftete ihn Mandy an, gab ihm einen Stoß und der Tscheche taumelte zurück. Dann brüllte er weiter und stürmte durch die Gegend.
Sie schloss hastig das Fenster, jagte gnadenlos die Gänge rein und brauste davon. Erbarmungslos brach das Taxi durch die Schranke, fuhr dabei fast noch zwei tschechische Polizisten über den Haufen und düste die Bundesstraße im Ausland weiter. Hinter sich vernahm sie bellende Rufe durch Megaphon und die ersten Streifenwagen sprangen an, um ihr zu folgen.
Mandy unterband dennoch den Impuls, schneller als fünfzig zu fahren, dafür beherrschte sie den Wagen nicht gut genug. Besser verhaftet als tot. Nahezu lächerlich langsam fuhr sie ins Innland,
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