Crystall (German Edition)
Auge dein Talent prüfen, deine Sinnesfähigkeit und dein Herz. Habe keine Angst. Ich weiß genügend über die Stationen, um dich sicherer zu machen ... wir sind gleich bei der ersten.“
Er hatte Recht. Sie waren am Ende der Treppe angelangt und liefen in einen Raum, der dem unten aufs Haar glich. Nur war dieser nicht leer. Hinter einem Metallpult führte ein Gang in den nächsten Raum. Doch dieser schmale Gang war nicht kahl, sondern durchzogen von Lichtschranken, die einem Netz aus roten Laserstrahlen glichen. Zwischen diesen einzelnen Schranken war gerade genug Platz, um vielleicht Maxot hindurch zu lassen.
Maxot blieb unbekümmert und trat an das Pult heran. „Ich erkläre dir die Situation.“
Mandy gesellte sich zu ihm und musterte misstrauisch das Pult mit den seltsamen Zeichen.
„Hier drauf stehen drei Fragen, die du beantworten musst. Jeder dieser Fragen besitzt einen Anschluss zu einem Drittel der Lichtschranken. Das heißt, beantwortest du alle Fragen, dann werden sich auch alle Schranken auflösen. Ist eine falsch, dann musst du dich entweder durch das Lasernetz schlängeln oder...“ Maxot wand den Blick zu dem Mädchen. „Umkehren.“
„Nur zu“, antwortete Mandy selbstbewusst. Erst einmal die Fragen, den Rest konnte sie sich später überlegen. Innerlich war sie dennoch völlig aufgewühlt. Sie konnte sich nur zu gut vorstellen, dass die Aufgaben keine leichten sein würden.
„Die erste“, begann Maxot deutlich und langsam. „Ein Wortspiel: Beugst du es, erhebt es sich – erhebst du es, so beugt es sich! Finde das gesuchte Wort, Mandy.“
„Oh je.“ Das Mädchen senkte den Kopf zu Boden und dachte angestrengt darüber nach. Sie merkte selbst, dass sie hin und wieder an ihrem Finger herum biss. „Was soll das sein?“
„Ruhig, du hast genug Zeit.“
Mandy trat nervös auf der Stelle, ließ sich den Satz in allen Varianten durch den Kopf gehen und schrak dann auf. „Natürlich, die Ehre.“
Maxots Antwort war gar nicht nötig, denn fast zeitgleich erklang ein dumpfes Klacken, bevor ein ansehnlicher Teil der Strahlen erlosch.
„Gut gemacht, Mandy.“
Sie lächelte und atmete erleichtert aus. „Hast du die Antwort gewusst?“ Sie freute sich wie ein kleines Kind und starrte auf die Schranken.
„Nein, nur du musst die Aufgaben lösen. Und selbst wenn ich es gewusst hätte, dürfte ich es nicht sagen. Aber kommen wir zur zweiten. Nenne mir das Elixier des Lebens! “
„Ganz klar, das Blut natürlich.“
Nichts geschah. Keine der Infrarotschranken löste sich in Luft auf, kein Geräusch.
„Die Antwort war leider falsch, tut mir leid.“ Maxot sah sie traurig an.
„Ja, verdammt auch. Es wäre doch das Wasser gewesen!“ Sie schüttelte den Kopf. „Wasser spendet Leben, es ist auch im Blut. Es ist alles vorbei.“
„Nein“, widersprach der Troll überzeugt. „Du hast noch eine letzte Frage. Was ist der Sinn des Lebens? “
„Der Sinn des Lebens?“ Mandy war völlig zerzaust und durch den Wind. Die falsche Antwort hatte sie so sehr geschockt, dass sie erst warten musste, um wieder klar denken zu können. „Was denn nur. Es gibt doch keinen richtigen Sinn. Das Leben gestalten wir selbst, jeder für sich bestimmt sein Schicksal und dessen Inhalt ... der Sinn des Lebens ist der, den wir selbst wollen und schaffen.“
Die letzten Schranken erloschen augenblicklich, von einem Moment zum anderen. Lediglich der Mittelbalken blieb erhalten.
„Sehr gut, Mandy. Nur wenige können diese Frage beantworten. Und nun frage ich dich, willst du zurück?“
„Nein.“ Wild entschlossen trat Mandy bis an die Schranken heran, beugte sich vor schob ihren Körper durch die Mitte der Strahlen, hob ihr Bein über den untersten hinweg und sprang dann vollkommen hindurch. Der heiße Atem der Gefahr brannte ihr im Nacken und selten hatte Mandy so viel Angst verspürt. Aber es ging gut. „Wer sagt´s denn, war gar nicht so schwer.“
Für Maxot war das Hindernis kein Problem. Er verschnaufte etwas und überwand den Schock. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie so rasch entscheiden würde. So folgte er diesmal dem Mädchen in den nächsten Raum, wo die zweite Überraschung wartete.
Oder warten sollte? Im Grunde war nämlich nicht sehr viel zu erkennen, um nicht zu sagen, gar nichts. Vor ihnen lag ein tiefer, in Finsternis getauchter Gang.
„Sehr seltsam. Will man hier meine Geduld prüfen?“
Maxot lachte leise. „In gewissem Sinne, ja. Der Raum birgt mehr Leben, als es dir im
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