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Crystall (German Edition)

Crystall (German Edition)

Titel: Crystall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enrico Mahler
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gesehen zu werden. Aber Mandy hatte sich nicht grundlos das Zelt ausgesucht, vor dem ein breiter Schatten die Sonne vertrieb.
    Der Troll war winzig und hatte kaum Probleme, ihr zu folgen. Natürlich war es nicht ausgeschlossen, auch ihn zu erkennen.
    Mandy wollte gerade auf ein nächstes Zelt zusprinten, als sie ein Murmeln wahr nahm. Es erklang aus dem Inneren dieses Zeltes, ohne Zweifel. Und das kam ihr vor wie Laute von jemandem, der versuchte zu sprechen, aber den Mund verbunden hatte.
    Ein Gefangener?
    „Worauf wartest du?“, drängte der Troll gestresst. „Wir müssen den Kristall finden.“
    „Da drinnen ist vielleicht jemand gefesselt, wir müssen helfen“, widersprach Mandy.
    „Wir fallen so schon genug auf“, gab Maxot zu bedenken. „Einen dritten Mann können wir uns nicht leisten. Überhaupt, wer sagt dir, dass dort drinnen ein Gefangener ist?“
    Mandy gab sich gar nicht erst die Mühe, darauf zu antworten. Schweigend und so elegant leise wie vorhin huschte sie geduckt um das Zelt herum, suchte die Öffnung und sprang mit einem – wie es ihr erschien – rettenden Satz durch die Plane.
    Der Gefangene – oder besser gesagt, es war eine Sie – sah erschrocken auf und blinzelte den Ankömmling mit einer Mischung aus Furcht und Misstrauen an.
    Mandy kroch auf das Mädchen zu. Sie schätzte, dass sie kaum alter als sie selbst sein würde. „Keine Angst, wir wollen dir helfen.“ Sie riss dem Mädchen den Knebel aus dem Mund und versuchte die Handfesseln zu zerreißen. Es ging nicht, sie waren zu straff. „Darum kümmern wir uns später, kannst du laufen?“
    „Wer sagt dir, dass ich weg will?“, stellte das Mädchen dagegen. In ihrer Stimme schwang ein kräftiger, rollender Akzent.
    Mandy überhörte die Worte einfach. „Wie ist dein Name, Mädchen?“
    „Nirrka“, antwortete diese.
    Einen Moment musterte Mandy das neue Mädchen. Abgesehen von ein bisschen Ruß sah sie ordentlich aus. Nirrka hatte ein ausgesprochen hübsches Gesicht, mit glänzenden, dunklen Augen. Ihr blondes Haar hing leicht gewellt bis auf die Schulter. Von der Kleidung her glich sie tatsächlich beinahe einem Tuareg. Sie trug einen schwarzen, hauchdünnen Umhang.
    „Was hast du vor?“, fragte das Mädchen.
    „Dich hier raus bringen, natürlich“, antwortete Mandy, als hätte Nirrka etwas Dummes gefragt. Sie half der Fremden auf die Beine und gemeinsam traten sie aus dem Zelt.
    Maxot stand ein gutes Stück abseits der Behausung. Sein Blick war finster. „Mandy, verschwinde!“
    Sie blieb geschockt stehen. „Was hast du?“
    „Du hättest besser auf ihn hören sollen!“
    Mandys Kopf flog überrascht nach rechts. Die Worte kamen von einem fremden Mann, zwei Köpfe größer als sie. Er trug ebenfalls ein schwarzes Gewand, aber dazu einen elegant geschwungenen Turban. Nur das im Sonnenlicht aufblitzende Schwert gefiel ihr nicht.
    „Tut mir leid, Mandy.“
    Sie sah zu dem Troll hinüber und dann wieder auf den Wüsteneinwohner. Sein braungebranntes Gesicht zeigte keinerlei Regung.
    Und plötzlich kam Bewegung in das Lager. Der Mann blieb nicht alleine. Seinem Beispiel folgten noch andere. Schon nach Kurzem sah sich Mandy einem Halbkreis aus dunkel gekleideten Männern und Frauen gegenüber. Sie alle waren bewaffnet.
    Ein auffallend großer Mann trat ein Stück hervor. „Komm zu mir, Nirrka.“
    Das Mädchen löste sich aus Mandys Griff und ging mit langsamen Schritten zu dem Sprecher hinüber. Nun klammerte sie sich an dessen Arm.
    Mandy blieb die Sprache weg. Verzweifelt wechselte sie ihren Blick zwischen Maxot und Nirrka.
    „Ich habe nie gesagt, dass ich weg will“, rief Nirrka ruhig und beherrscht, als wäre gerade nichts geschehen.
    Mandy begriff gar nichts mehr.

    Die Reise musste sie letztendlich doch mehr Kraft gekostet haben, als sie zugeben wollte. Sie hatte unglaublich lange geschlafen, denn als sie erwachte, war schon wieder ein neuer Tag am Laufen, insofern Mandy das in ihrer Behausung beurteilen konnte.
    Sie blinzelte sich die Müdigkeit aus den Augen, gähnte genüsslich und brachte irgendwie das Kunststück fertig, mit auf den Rücken gefesselten Armen in eine sitzende Haltung zu gelangen. Sie lehnte sich gegen den Stützpfeiler des Zeltes und hoffte, dass dieser nicht nachgeben möge. Andernfalls würde es recht ungemütlich werden.
    Gerade, als sie bequem saß, überfiel sie auch schon neue Müdigkeit. Statt sie zu nehmen, ließ sie der Schlaf nur noch brutaler erfahren, wie erschöpft sie gewesen

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