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Crystall (German Edition)

Crystall (German Edition)

Titel: Crystall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enrico Mahler
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auf dem Beschwörungsplatz hören können. Dennoch schienen Mandys Knochen zu beben. Und diesmal lief sie drei Schritte zurück. Schweiß glänzte auf ihrer Stirn, die Angst steigerte sich nahezu ins Unermessliche. Sie wartete auf einen Angriff.
    Er kam nicht.
    Mandy wich trotzdem mehrere Schritte zurück und sah sich flüchtig nach einem Fluchtweg um. Als ihr Kopf wieder herum fuhr, war der Hund verschwunden.
    Oh Gott, was geschieht hier?
    Mandy kämpfte die aufkeimende Panik nieder und schluckte einen widerlichen, bitteren Brocken hinter. Schaudernd sah sie sich um, doch nirgendwo gab es ein Lebenszeichen des seltsamen Hundes.
    Was war das gewesen? Mandy kamen Zweifel, dass dies tatsächlich ein natürlicher Hund sein sollte. Niemals!
    Nur, um sich überhaupt irgendwie abzulenken, blickte das Mädchen wieder auf den Platz der Nachtschwärmer. Sie war weiter entfernt und Einzelheiten verschwammen beinahe vor ihren Augen.
    Eines sah sie trotzdem!
    Der seltsame Fremde starrte sie an. Seine unmenschlichen Augen sprühten aus einem inneren Feuer, sie wirkten spöttisch und sie kreuzten genau ihren Blick.
    Mandy erschrak, als sie ein schallendes und zugleich hauchzartes Lachen vernahm. Es war ein spöttisches Kichern und hatte den Klang, als wolle jemand aus dem Jenseits zu ihr Kontakt aufnehmen.
    Der Bann der Reglosigkeit brach.
    Das Mädchen schrie auf, wirbelte gleichzeitig herum und raste die Straße zurück. Sie warf nicht einmal einen Blick über die Schulter, geschweige denn zur Seite. Sie stürmte nur geradeaus und ihre Beine griffen unglaublich weit aus. Die Angst trieb sie wie eine Peitsche voran. Vor ihrem geistigen Auge sah sie die Gestalten, Wesen, die sie umbringen wollten. Aber in Wahrheit tat das niemand. Irgendwann und irgendwie erreichte sie das Gasthaus. Ohne Rücksicht auf Schlafende schlug sie die Tür auf, hechtete in Rekordzeit die Steinstufen empor und polterte auch noch den Gang entlang. Erst vor ihrer Tür zum Schlafgemach bremste sie sich ein wenig. Ihr Atem ging rasselnd und sie war so schweißdurchnässt, als wäre sie in platzenden Regen geraten. Ihr Herz jagte.
    Im Gegensatz zu ihren aufgewühlten Gefühlen betätigte sie den Türgriff sachte und trat nahezu lautlos in die Kammer ein. Ihre Freunde lagen da und schliefen unbekümmert.
    Einen Moment spielte sie mit dem Gedanken, ihre Freunde zu wecken, beschloss dann aber, dass es unnötig gewesen wäre. Sie musste selbst erst darüber schlafen.
    Mandy legte sich auf das unbequeme Bett, das in Wahrheit ein plumper Steinquader war, und versuchte wieder einzuschlafen. Aber so leicht, wie sie glaubte, ließ sich das Erlebte nicht verdrängen. Auch wenn sie plötzlich dachte, dass sie alles nur geträumt hatte, konnte sie dennoch nicht wirklich einschlafen.
    Die Dunkelheit wurde ihr zum Feind.
    Sie fürchtete sich irgendwie. Das Zittern kam ohne Garantie nicht von der Kälte. Und mit einem Mal war sie sich gar nicht mehr so sicher, dass die Bewegungen in den Schatten, die glotzenden Augen und die hauchenden Stimmen nur Einbildung waren.
     
    Am Ende musste sie doch noch tief und fest eingeschlafen sein, denn als sie geweckt wurde, hatte die Sonne bereits ihren Zenit erreicht. Der lange Schlaf nach der grausigen Nacht hatte ihr gut getan, sie fühlte sich seit Wochen mal wieder richtig ausgeruht. Sie streckte sich genüsslich und setzte sich augenblicklich an den Bettrand, die Müdigkeit war aus ihren Augen gewichen.
    „Guten Morgen, du Murmeltier.“
    Mandy blinzelte den Troll fast verlegen an. „Haben wir schon Mittag?“
    „Seit geraumer Weile“, erwiderte Maxot mit gutmütigem Spott. „Ich dachte schon, du wärst tot.“
    Im selben Augenblick ging die Tür auf und Nirrka trat ein. Erst jetzt fiel Mandy auf, dass sie gar nicht dabei gewesen war.
    „Nirrka hat Proviant besorgt“, erklärte der Troll auf Mandys fragenden Blick hin.
    „Na, ist unser Dornröschen endlich wach geküsst.“
    „Macht euch nur lustig“, verteidigte sich Mandy, die sich keiner Schuld bewusst war.
    Das Mädchen und der Troll lachten ausgiebig.
    Mandy warf abermals einen flüchtigen Blick auf Nirrkas Bündel, in dem sich der Kristall befand. Sie stellte glücklich fest, dass er noch da war. Sie wusste eigentlich gar nicht, weshalb sie vom Gegenteil überzeugt gewesen war.
    Nirrka lächelte ihr zu und legte ihr zweites Bündel mit dem erworbenen – wie auch immer – Proviant auf den Holztisch. Sie öffnete es nicht. „Das wird für unsere Reise sein, dürfte

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