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Crystall (German Edition)

Crystall (German Edition)

Titel: Crystall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enrico Mahler
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mit den Schultern und ging ebenfalls ins Zimmer. Neugierig ließ sie als erstes den Blick durch den gesamten Raum wandern. Er war nicht besonders groß, bestand aus glattem Stein und war aus irgendeinem unerklärlichen Grund dennoch angenehm warm. Das Steingemäuer wurde durch ein einziges Fenster hell ausgeleuchtet. Es gab einen Tisch, darauf eine Schale mit Obst. Allerdings musste diese schon länger stehen. Auf diesem Essen hingen bereits Spinnweben. Außerdem gab es eine unbenutzte Kerze, zwei Stühle – aus Holz, wohlbemerkt! – ein Schränkchen und zwei schmale Betten, ausgelegt mit halb vermodertem Stroh.
    Mandy seufzte, aber ihre Müdigkeit war ohnehin stärker als der Widerwillen. Draußen schien noch die Sonne und sie hatte keine Ahnung, wie es den anderen erging. Sie sank einfach auf das Bett und schlief ein.
     
    Mandy erwachte mitten in der Nacht. Als sie die Augen öffnete, lag die Kammer in seichte Dunkelheit getaucht. Durch das kleine Fenster drang ein weißer Strahl des Mondes und verteilte sich hier drinnen mit der Schwärze zu einer mystischen Aura. Es war totenstill.
    Sie reckte sich lautlos und warf einen Blick zu den anderen. Der Troll und auch Nirrka schliefen tief und fest, Maxot ertappte sie sogar beim Schnarchen. So schnell würden die beiden nicht mehr aufstehen.
    Unglaublich, sie war vollkommen wach und ausgeruht, dabei musste es gerade Mitternacht sein. War sie denn gestern so zeitig eingeschlafen? Wie auch immer, sie fühlte sich bestens und irgendwie überflüssig im Bett. Deshalb richtete sie sich auf und schwang die Beine über den Rand. Erst jetzt schien sie zu bemerken, wie unbequem ihr Nachtlager gewesen war. Ihr Rücken war steif und der Nacken verspannt. Hastig stand sie entgültig auf und streckte sich noch einmal, verbunden mit langen Dehnübungen. Sie kam schnell wieder in Schuss und lief lautlos durch das kleine, graue Zimmer. Sie inspizierte es noch einmal, als erwarte sie tatsächlich, es könne etwas anders sein. Nirrka schlief sehr tief, aber auch sehr unangenehm. Bei jeder Bewegung auf dem steinharten Bett stöhnte sie. Maxot dagegen lag friedlich und lächelnd auf dem Boden.
    Das Mädchen spielte einen Moment mit dem Gedanken, ihre Freunde zu wecken, doch das wäre unfair gewesen. Sie besann sich eines Besseren und warf stattdessen einen Blick auf Nirrkas Ledertasche. Er lag unberührt in der Ecke und enthielt glücklicherweise noch immer Sators Kristall. Es wäre gar nicht auszudenken gewesen, hätten sie diesen wieder verloren. Die Zeit musste allmählich knapper werden.
    Da sie ohnehin keine Müdigkeit mehr verspürte, wollte sie spazieren gehen und gleichzeitig Nadju erkunden. Sie schlich zur Tür und öffnete sie so leise es möglich war. Sie quietschte nur leicht und weckte die beiden Murmeltiere zum Glück nicht. Sachte schloss sie diese wieder und ging weiter, hinab in den Wirtsraum. Sie warf einen flüchtigen Blick in die Runde. Wo am Tage alles zum Zerbrechen gefüllt gewesen war, herrschte nun gähnende Leere. Die Stühle waren provisorisch – und sie meinte es so, wie sie es sagte – auf die Tische geworfen worden. Vereinzelte Gläser und Becher standen noch herum, lediglich alle Gäste waren verschwunden. Dabei hätte es Mandy gar nicht verwundert, wenn die in den Ecken des Gasthauses herum gelungert hätten. Dafür aber war der Wirt noch anwesend – mehr oder weniger. Er befand sich hinter der Theke, Kopf und Arme auf den Tisch gebeugt und schlief grunzend. In der Hand hielt er sogar noch einen Becher und einen Putzlappen.
    Mandy verzog amüsiert das Gesicht und durchquerte den Raum. Diesmal kam es ihr zu gute, dass in dieser Stadt scheinbar alles aus Stein bestand. Sie musste sich nicht einmal sonderlich anstrengen, um leise zu sein. Ehrlich gesagt verursachte sie nicht den mindesten Laut. Und so verließ sie die Taverne schließlich auch.
    In Nadju herrschte eine tiefe, aber klare Nacht. Am Sternenhimmel prangte ein fülliger und weißer Mond, dessen Licht die gröbste Dunkelheit vertrieb. Das Netz aus Sternen sah gigantisch aus.
    Mandy sah sich flüchtig um. Die Straßen waren vollkommen leer. Der Gegensatz von Tag zu Nacht war schon regelrecht krass. Während sie sich gestern fast gänzlich erdrückt fühlte, war sie heute einsam. Dennoch wollte sie spazieren gehen, Schlaf finden würde sie ohnehin nicht mehr. Zudem war es eine Gelegenheit, Nadju einmal vollständig erleben zu können, denn am Tage verhüllten Unmengen von Leibern die meiste

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