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Crystall (German Edition)

Crystall (German Edition)

Titel: Crystall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enrico Mahler
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konnte niemanden verurteilen, nur weil sie vielleicht ein Gebet oder derartiges ausübten.
    Es war nur ... hier und um diese Zeit?
    Die beschwörenden Formeln hielten an und innerhalb des Kreises erschien eine Gestalt. Sie schien empor zu schweben, aber nur so weit, dass sie gerade über die Köpfe der anderen hinwegblicken konnte.
    Mandy hielt entsetzt den Atem an. Sie erkannte das meiste nur als schwarze Schemen, aber die Kreatur schon. Sie sah aus, als käme sie aus der Hölle empor, oder aus einem schlechten Alptraum. Das Wesen war in eine dunkle Kutte gehüllt, die über dem Kopf fast spitz wurde. Und das Gesicht ... war keines, wie sie es jemals zuvor gesehen hatte. Es war verborgen hinter Schwärze, nur die glühenden Augen stachen darin hervor.
    Mandy wich unmerklich einen Schritt zurück. Wen beschworen die bloß herauf? Und weshalb? Sie erfuhr es nicht mehr, obwohl die Bewohner begannen, in einer ihr verständlichen Sprache auf den – ja was eigentlich, Geist? – einzureden, doch sie verstand die Worte aus der Entfernung nicht.
    Es war unglaublich, Mandy hatte so etwas noch nie zuvor erlebt.
    Und sie wollte mehr wissen.
    Die Gasse lag noch längst nicht hinter ihr und sie erreichte den Schauplatz nicht mehr – zumindest nicht heute. Wie aus dem Dunkel entsprungen baute sich plötzlich ein Schatten vor ihr auf. Er stand am Ende der Gasse, auf vier Beinen. Die Augen schienen zu glühen.
    Mandy lief mit klopfendem Herzen zwei weitere Schritte, bis das Mondlicht auf das Geschöpf fiel. Ihr Atem machte einen heftigen Satz und sie blieb stehen, als wäre sie eine steinern gewordene Statue. Sie brachte nicht einmal den Mut auf, den kleinsten ihrer Finger zu regen. Entsetzt und gleichzeitig hypnotisiert starrte sie in die unnatürlichen Augen des Tieres. Dieser Hund war ungewöhnlich groß und massig, sein Schwanz blieb im Ruhezustand und sein schmaler Kopf lag flach, die Ohren zurück gelegt. Wären nicht diese dämonischen Augen gewesen, hätte der Vierbeiner durchaus vertauenswürdig erscheinen können.
    Mandy wagte keine Bewegung, weder vor noch zurück. Sie hatte niemals Angst vor Hunden gehabt, doch diesmal spürte sie, wie ihre Pulsader den Hals hinauf jagte und ihre Hände zitterten und vor Schweiß feucht wurden. Es war nicht allein der Umstand, dass sie dem Hund überrascht und völlig auf sich gestellt gegenüber stand, sondern etwas anderes, etwas, das sie spürte, aber nicht nachvollziehen konnte. Eine seltsame telepathische Fähigkeit ging von diesem Tier aus. Es war nicht zufällig hier.
    Gegen jede Vernunft trotzend, starrte sie dem Vierbeiner in die Augen. Der blieb ruhig und bewegte sich nicht von der Stelle, aber Mandy hatte ein merkwürdiges Gefühl. Ihr wurde plötzlich schwindelig, sie schien sich in den Augen des Hundes zu verlieren.
    Sie sah weg. Und tatsächlich, der Bann brach ruckartig. Dennoch behielt sie die Kreatur – ja, das war wohl der richtige Begriff – im Auge, ohne ihr dabei in die Pupillen zu blicken.
    Das Tier machte keine Anstalten, irgendetwas zu tun. Es stand einfach nur da.
    Mandy besiegte ihre Angst, denn die Reglosigkeit des Hundes machte ihn gleichzeitig fast bemitleidenswert, sie konnte sich nicht erklären, weshalb. Sie schöpfte noch einmal tief Atem und sah dann über den Hund hinweg auf den Schauplatz. Noch immer war das Ritual am Laufen, der fremde Kuttenträger in der Mitte.
    Sie fasste allen Mut und ging zwei Schritte. Wie auf Kommando stellte sich der Hals des Tieres auf. Aus großen Augen starrte er dem Mädchen entgegen. Seine Sinne waren geweckt.
    „Ganz ruhig, mein Kleiner“, murmelte Mandy mit so fester Stimme, wie es ihr möglich war. Sie hatte keine Ahnung, woher sie den Mut nahm, dem Tier entgegen zu laufen. Etwas in ihr flüsterte, dass sie umkehren und wegrennen sollte.
    Die Neugier siegte.
    Mandy tat einen weiteren Schritt und kam dem Tier damit bedrohlich nahe. Aber diesmal blieb ihre schon fast unerhörte Art nicht unbelohnt. Ein tiefes Knurren drang aus dem Magen des muskulösen Hundekörpers, er zeigte dabei nicht einmal seine Zähne.
    Das Mädchen blieb abrupt wieder stehen und sah den Hund erschrocken an. Einen Moment sah sie eine schwarze Höllenbestie auf vier Pfoten. Doch der Hund blieb, wie er war. Nur diesmal näherte er sich Mandy auf halbe Distanz, seine Pfoten hinterließen ein leises Tappen auf dem Kopfstein. Abermals erklang ein markerschütterndes Knurren, obwohl es nicht annähernd so laut war, damit es hätten die Bewohner

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