Crystall (German Edition)
eigentlich reichen, bis wir euren Prinzen treffen.“
Mandy fuhr fast unmerklich unter den Worten zusammen. Ihr wurde bewusst, dass sie Nawarhon noch immer nicht gefunden hatten. Ohne seine Travelertruppe dürften sie chancenlos sein. Sie sollten ihn bald finden, die Zeit wurde allmählich knapp.
„In Nadju herrscht schon wieder heilloses Chaos“, bemerkte Nirrka zwischen rein und lachte spitz. Sie verzog amüsiert das Gesicht. „Unglaublich, ich frage mich, wie es die Menschen aushalten. Dabei verpennt nicht jeder den ganzen Tag.“
Das Mädchen brummte beleidigt. „Habt ihr wohl wieder Gesprächsstoff, wie?“
Der Troll grinste breit. „Naja, so wird uns wenigstens nicht langweilig.“
„Wollen wir uns dem bunten Wirrwarr da draußen anschließen?“, fragte Nirrka plötzlich. „So ein kleiner Stadtbummel zwischen verrückten Leuten macht bestimmt ne menge Spaß.“
„Ganz sicher“, entgegnete Maxot murrend.
Mandy dachte über diese verrückten Leute nach. Wenn die beiden auch nur annähernd eine Vorstellung davon besaßen, wie verrückt die waren. Einen Moment war sie versucht, von den nächtlichen Entdeckungen zu berichten, tat es aber letztlich nicht. Sie wollte niemanden grundlos in Aufruhr versetzen, insofern die beiden ihre Geschichte überhaupt geglaubt hätten. Selbst wenn, die Bewohner Nadjus konnten doch anbeten, wen immer sie wollten.
„Begleitet Ihr uns, teure Prinzessin?“
Mandy starrte das ehemalige Sklavenmädchen erschrocken an. „Wie?“
„Vergiss es, komm einfach mit“, seufzte Nirrka und fuhr herum. Den Behälter mit Sators Kristall nahm sie an sich und verstaute ihn gut. Entschlossen öffnete sie die Tür und war bald um die Ecke verschwunden. Maxot huschte auf leisen Sohlen hinterher.
„He, so wartet doch, verdammt.“ Mandy sprang auf und hetzte flink den beiden nach. „Sagt mal, wie lange wollen wir eigentlich hier bleiben?!“, schrie sie den mit Stein gemauerten Gang vor. Ihre Worte schienen an Kraft zuzunehmen, dass es der Wirt einen Stock tiefer hören musste.
„Wenn ich daran denke, wie gut du schläfst!“, brüllte Nirrka hemmungslos zurück. „Dann sollten wir drei, vier Tage stationieren. Wir werden alle Kraft benötigen!“
Mandy knurrte. „Ich meinte es ernst!“
„Ich auch!“
Sie erreichten die Treppe, die hinab zum Gastraum führte. Sie konnten von Glück reden, wenn sie niemand beobachtete oder hörte.
„Oh Gott, ihr seid doch total behämmert!“, beschwerte sich Maxot und sprang auf Mandys Arm, damit er in dem Gewimmel da draußen nicht verloren gehen konnte.
„Schrei hier nicht so rum!“, rief Nirrka zurück und sauste die Treppe hinab.
Mandy musste sich beeilen, um sie nicht vollends zu verlieren. Hastig stürmte sie die Stufen hinab, wäre beinahe noch gestürzt, und rannte fast aus der Taverne, die momentan nur halb so überfüllt war, wie noch am gestrigen Abend. Glücklicherweise wurden sie auch hier nicht beachtet.
Mandy erschrak förmlich, als sie den ersten Fuß draußen auf die Pflasterstraße setzte. Im Vergleich zu der nächtlichen Einsamkeit, empfand sie diesen Trubel beinahe als empörend. Der Lärm schlug ihr um die Ohren, Nirrka war schon beinahe wieder in den Massen verschwunden und sie wurde mehr als nur einmal fast über den Haufen gerannt, wobei sie noch nicht einmal ganz die Tür hinter sich zugezogen hatte. Sie fluchte leise.
„Kommt schon.“
„Drängle nicht so“, schimpfte Maxot. „Am Ende lässt mich Mandy noch fallen.“
Diesmal grinste sie spöttisch. „Glaubst du, dass sie nach Säuglingen fahnden werden?“
„Das ist nicht komisch.“ Maxot hob seine winzigen Fäuste und wäre tatsächlich um ein Haar gestürzt. Mit aller Mühe hielt er sich an Mandy fest, die nicht daran dachte, stehen zu bleiben. Hastig trat sie an Nirrkas Seite und kämpfte sich neben ihr durch den Tumult.
„Wir sollten uns besser nicht aus den Augen verlieren“, schlug Nirrka überflüssig hinzu.
„Wo willst du überhaupt hin?“
Nirrka zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, einfach umsehen. Vielleicht lernen wir die Stadt besser kennen oder finden etwas. Es könnte durchaus sein, dass Nadju unsere letzte, angenehme Raststätte sein wird.“
Sie schwiegen wieder, denn sie benötigten alle Konzentration, um sich durch die Massen zu kämpfen. Gestern hatten die meisten wenigstens ein bisschen Respekt vor dem Pferd gezeigt, aber heute war das anders, Fußgänger waren ganz einfach nicht da für sie. Es wurde
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