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Cthulhu-Geistergeschichten

Cthulhu-Geistergeschichten

Titel: Cthulhu-Geistergeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cthulhu-Geistergeschichten
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fest, war alles andere als leicht zu entschlüsseln, und erst nach langen Bemühungen glaubte er mit Sicherheit zu wissen, daß der Text nicht in Englisch, noch in Latein, Griechisch, Deutsch, Französisch, Spanisch oder Italienisch abgefaßt war. Wahrscheinlich würde er, um sein Ziel zu erreichen, aus den tiefsten Quellen seines seltsamen Wissens schöpfen müssen.
    Jeden Abend fühlte er wieder den unerklärlichen Drang, seine Blicke nach Westen zu richten, dort, wo der uralte dunkle Turm drohend aus dem Dachgewirr einer blaufernen und nicht mehr recht existenten Welt ragte. Jetzt aber empfand er bei diesem Anblick ein Gefühl würgender Bangigkeit, er wußte nun, welch ein Erbe unheiliger Wissenschaft sich darin verbarg, und in dieser Erkenntnis fing seine Phantasie an, immer tollere Sprünge zu machen.
    Die Zugvögel waren zurückgekehrt, und wenn er ihren Flug im Licht der Sonnenuntergänge betrachtete, war es ihm, als mieden sie den dämmerschwarzen Turm mehr als je zuvor. Kam ein Schwarm einmal zufällig in seine Nähe, dann zerstreute er sich, Blakes Einbildung nach, in panischer Verwirrung - und er glaubte, ihr erregtes Flattern und Zwitschern zu vernehmen, obgleich doch einige Meilen zwischen ihm und jener sinistren Stelle lagen.
    Es war im Juni, daß Blake in seinem Tagebuch über die Entzifferung der Geheimschrift berichtete. Der Text war, das hatte er schließlich herausbekommen, in der dunklen Aklo-Sprache abgefaßt, einem Idiom, das von gewissen grausigen Kulten der Vorzeit benutzt worden war. Das Tagebuch gibt sich jedoch darüber ziemlich zurückhaltend, läßt aber irgendwie erkennen, daß er die Entdeckungen offenkundig grauenerregend und schrecklich fand. Es gibt Hinweise über ein Ding aus der Tiefe, das durch einen Blick in den Leuchtenden Trapezoeder erweckt werde; und er stellte wahnsinnige Vermutungen über die schwarzen Schlünde und Strudel des Chaos an. Dieses Ding soll allwissend sein und monströse Blutopfer verlangen. Einige Notizen lassen erkennen, daß Blake fürchtete, das Ding könne eines Tages beginnen, umzugehen, nachdem es nun heraufbeschworen sei, fügte aber hinzu, daß die Straßenbeleuchtung der Stadt ein nahezu unüberwindliches Hindernis darstelle.
    Von dem Leuchtenden Trapezoeder spricht Blake häufig und nennt ihn das Fenster nach Zeit und Raum, dessen Spuren bis in die Zeit zurückzuverfolgen sind, da es im Dunklen Yuggoth erschaffen worden war, bevor es die Alten auf die Erde brachten. Dort wurde es von den Haarsterngeschöpfen der Tiefsee in der Antarktis in einer Schatulle aufbewahrt und umhegt, später von den Schlangenmännern aus den Ruinen Valusias geborgen, bis schließlich, Äonen später, die ersten Menschen von seiner Existenz Kunde erhielten und ihn wieder anzustarren begannen. Er überquerte seltsame Länder und noch seltsamere Ozeane, versank mit Atlantis, wurde im Netz eines minoischen Fischers gefunden und an die dunkelhäutigen Händler des Dämmerlandes Chem verkauft. Der Pharao Nephren-Ka errichtete ihm einen Tempel mit einer fensterlosen Krypta, ehe er das beging, dessentwegen sein Name aus allen Monumenten und Chroniken gestrichen wurde. Dann schlief er in den Ruinen jenes unheiligen Bauwerks, das die Priester und der neue Pharao hatte zerstören lassen, bis ihn der Spaten des Ausgräbers zum Fluche der Menschheit ans Licht brachte.
    Anfang Juli ergänzten einige Artikel in den Tageszeitungen die Aufzeichnungen Blakes Tagebuch, allerdings auf so kurze und allgemeine Weise, daß nur Blake selbst sie als Ergänzungen auffassen konnte. Es schien, daß die Bewohner von Federal Hill von einer neuen Angst ergriffen worden seien, nachdem ein Fremder in die gefürchtete Kirche eingedrungen war. Und die Italiener flüsterten von ungewohnten Geräuschen, von Gescharre und Getappe, das aus dem fensterlosen Turmhelm drang, und sie hatten ihre Pfarrer gebeten, sie sollten dieses Wesen, das bereits wie ein Nachtmahr durch ihre Träume kroch, bannen. Irgendetwas, so hieß es, stünde hinter den verschlossenen Türen und warte auf den Augenblick, in dem es finster genug sei, um hervorzusteigen. Diese kurzen Artikel erwähnten zwar, daß es sich hier um einen schon seit Jahrzehnten herrschenden Aberglauben handle, gingen jedoch nicht auf die Ursachen ein, die zu seiner Entstehung herbeigeführt hatten. Während er diese Dinge in sein Tagebuch schrieb, bedauerte Blake, daß er es nicht über sich bringen könne, den Leuchtenden Trapezoeder zu vergraben, um damit das

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