Cubuyata - Die Rückkehr des Propheten (Science Fiction Thriller) (German Edition)
Polizeifunk annahm.
Markus trat näher an die von zwei Fahnenmasten eingerahmte Fensterfront. Zur Linken hing die cubuyatische Stadtflagge und zur Rechten jene der Cubuyata City Police. Die Projektionen änderten ihre Lage auf der Scheibe in Abhängigkeit zu seinen Augen, so dass auch während der Bewegung die Augmentierungen an der richtigen Stelle waren.
Von seiner Position aus waren Varlas und Feng nur kleine Punkte, umrandet von einem orangen und einem lila Kreis. Ein Monitor oberhalb des Beobachtungsfensters zeigte beide in Großaufnahme. Varlas war mittlerweile an das Mikrofon getreten und deutete mit seinen Händen dem Publikum an, dass er etwas sagen wollte. Markus bewegte sich ihm instinktiv einen Schritt entgegen. Dann blendete ihn ein kurzer Blitz.
Ein Flackern erhellte die Projektion. Varlas brach zusammen. Markus erstarrte und hörte für eine Sekunde nur seinen eigenen Atem. Er blinzelte auf den Monitor und sah Feng, wie er von der Kanzel sprang. Von Varlas war nichts zu sehen. Markus schüttelte die Schockstarre aus seinen Gliedern und brüllte Befehle an die Gruppenleiter in sein Mikrophon. "Die komplette Nord sichert die Objekte, der Rand ordnet die Massen und die Mitte findet den Verantwortlichen!" Scheisse, scheisse, scheisse. Die Augmentierungen schwirrten über die Fensterfront. Ohne ein weiteres Wort warf er sich seinen schwarzen Polizeimantel über und stürzte aus der Kanzel.
Kaum unten angekommen registrierte er die umgreifende Panik. Frauen in dunkelroten Kleidern, weißbärtige Männer, sie alle flüchteten vom Platz. "Steht nicht so rum, findet ihn", herrschte er seine Untergebenen über das Mikrophon an. Er musste einen kühlen Kopf bewahren. Er hatte schon schlimmere Situationen bewältigt, redete er sich ein. Einige Augenblicke später bemerkte er, dass er rannte.
Alle paar Schritte rempelte er einen Flüchtigen an und sprintete weiter. Instinktiv suchte er die Mitte des Platzes, das Zentrum der Dinge. Dort wo alle anliegenden Häuser im Blick und in gleicher Entfernung standen. Wenn es ein Schuss war, konnte er nur aus einem der hunderten Fenster und dutzenden Dächer kommen. Er blieb stehen und ließ seinen Blick wandern. Über sein InEar Set hörte Markus Han, Gruppenleiter tief im Norden. Dieser berichtete von Varlas Tod.
Markus Herzschlag pochte gegen sein Trommelfell, ein Kribbeln breitete sich über seinen Rücken aus. Der Adrenalinstoß klärte seine Sinne. Seine Gruppenleiter funkten ihn in einem wilden Durcheinander an. Es habe sich um einen Laserstrahl gehandelt, abgefeuert im Südwesten.
"Varlasnocheins. Yang, Wong, bewegt Eure Ärsche hier her", brüllte er in das Mikro und rannte weiter. Kurz bevor er am Rand des Messplatzes angekommen war, schoss ein junger Mann an ihm vorbei, der laut rief: "Da oben, da oben ist er!"
* * *
Der Zivilist mit der grauen Jacke und den Blue Jeans jagte durch die wild umherlaufenden Zuschauer auf ein einzelnes Gebäude zu. Markus, in Ermangelung konkreterer Hinweise seiner Erfahrung vertrauend, folgte ihm. Er konnte jedoch in keinem der Fenster etwas Verdächtiges erkennen. Er rannte an Verwundete vorbei, die zwischen zerrissenen Fahnen und Getränkebechern lagen. Alle paar Schritte rempelte er jemanden an. "Yang, Wong, heftet euch an mich dran." Jeder seiner Männer bekam seine aktuellen Positionsdaten augmentiert.
Sie bogen außerhalb des Messplatzes in eine der Straßen, die wie Sonnenstrahlen aus dem Ring um den Messplatz in die Häuserschluchten der Stadt führten. Die meisten Besucher der Messe flüchteten über die breiten Strassen Richtung Innenstadt, was der Hatz zusätzliches Tempo verlieh.
Der Verfolgte sprang in den Eingang eines noblen Gebäudes, als ihm von dort ein schwarz gekleideter Mann mit Sturmhaube entgegenkam, ihn umstieß und die Straße weiter hinauf rannte. Nach einigen Metern warf er den schwarzen Stoff von seinem Kopf auf die Straße. Er rannte wie der Teufel. Das muss der Schütze sein, dachte sich Markus, diese Scheissrebellen machen mir alles kaputt. Mit Wut im Bauch heftete er sich an seine Fersen.
Gerade als der andere junge Mann wieder aufgestanden war und die Verfolgung wieder aufgenommen hatte, traf auch Markus vor dem Hauseingang ein und hielt nun einen geringeren Abstand zu dem Mann in der grauen Jacke, den er nur mit Mühe verteidigte. Markus hätte die Verfolgung vor zehn, fünfzehn Jahren vor keine Herausforderung gestellt. Er wirkte dem körperlichen Verfall des Alterns mit seinen
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