Cubuyata - Die Rückkehr des Propheten (Science Fiction Thriller) (German Edition)
retten können, die durch ihren Obolus die Fertigstellung der Kathedrale mutmaßlich unterstützt hatten.
Die junge Empfangsdame kam nach einem kurzen Anruf hinter der Theke hervor.
"Sie sind Christopher Harmon, nehme ich an?"
"Ja, Guten Tag. Nüshi...?" Er suchte ein Namensschild an ihrer Brusttasche, fand aber keins. Daher nutzte er die chinesische Ansprache für eine Frau.
"Chan. Herzlich willkommen in der Prophetenkatedrahle. Sind Ihnen die Abläufe und Riten einer Audienz mit dem Großmeister bekannt?"
Christopher schüttelte den Kopf und unterdrückte ein Seufzen. Er hoffte, weder in gebückter Haltung gehen, noch kniend vor Feng sitzen zu müssen. Investigativer Journalismus fiel ihm unter solchen Voraussetzungen schwer.
Sie hatte eine Broschüre in Händen, die sie Christopher gab. Ihm fiel auf, dass sie keinerlei Schmuck trug. Das dunkelrote Kostüm inklusive der flachen, klobigen Schuhe erinnerte ihn an die strenge kommunistische Arbeitskleidung aus alten Geschichtsbüchern.
"Hier stehen Regeln für einen Zivilbesuch. Da Sie den Großmeister nicht als Kirchenoberhaupt sondern als Parteichef besuchen, sind die Regeln weniger strikt."
Christopher durchblätterte den großbedruckten vierseitigen Flyer in wenigen Augenblicken. Keiner der Hinweise gingen über gutes Benehmen hinaus.
Chan Nüshi geleitete ihn hinter einer Seitentür durch einen Gang mit Scanner und Sicherheitpersonal eine lange, gewundene Holztreppe empor.
Nach einigen Minuten des Aufstiegs standen sie in einem kleinen, stilvoll in Vollholz eingerichteten Vorzimmer. Es führte zu einer ebenso massiven Vollholztür, die zwei Wachen in schwerer, dunkelroter Rüstung beflankten. Ohne ein einziges Wort mit ihnen zu wechseln öffnete die junge Frau die schwere Tür und trat vor Christopher in Fengs Büro.
Christopher verbarg sein Erstaunen so gut es ihm möglich war. Der riesige Raum verfügte über eine noble, schwarzbraune Einrichtung aus edelstem Holz. Wände und Dekoration bestanden aus einem dunklen Karmesinrot. Schränke und Regalwände prägten die rechte Seite, davor stand ein kleiner, mit Unterlagen überfüllter Schreibtisch. Die linke Seite nahmen ein Flügel und eine Harfe ein, dahinter schmückte ein einzelner kleiner Schrank die Wand, eine Art Sekretär. Den beiden Besuchern direkt gegenüber am anderen Ende des leicht länglichen Büros dominierte ein wuchtiger Schreibtisch und ein darüber prangender Wappenteppich an der Wand. An jenem Tisch saß der Mann, den Christopher am Vortag auf der Kanzel gesehen hatte.
Der Großmeister trug eine Art dunkelroten Zeremonienmantel, der auch im Sitzen seinen fülligen Körper nur unzureichend kaschierte. Seine wenigen noch verbliebenen Haare trug er je nach Sichtweise militärisch oder mönschisch kurz. Er brütete über einem mächtigen Buch, das mehrere kleinere Bücher wie Planeten ihre Sonne umringten. Die junge Dame stellte Christopher namentlich vor, Feng blickte auf.
"Willkommen." Der Kirchenoberste stand auf und wies auf den schweren, freien Holzstuhl vor seinem Schreibtisch. "Bitte setzen sie sich doch, Harmon Xiansheng. Kann ich ihnen etwas anbieten? Einen Tee etwa?"
Christopher widerstand dem rebellischen Gedanken, sich Gyokuro, feinsten japanischen Grüntee zu wünschen und bestellte stattdessen eine chinesische Variante: "Mao Feng wäre sehr nett"
Die Mundwinkel von Feng dem Dritten formten etwas in seinem vernarbten Gesicht, das einem Lächeln ähnelte. Seine Augen waren gerötet. Auch er hatte getrauert. Die junge Dame nickte und verließ das Zimmer.
"Sie kennen sich mit chinesischem Tee aus? Woher kommen sie?" Christopher glaubte keine Sekunde daran, dass Feng sich nicht über seine Vita informiert hatte, beschloss aber das Spiel fürs Erste mit zu spielen.
"Geboren und aufgewachsen bin ich in der deutschen Provinz in der EU als Christopher Harmann, vor acht Jahren zog ich in die Vereinigten Staaten. Ich befasste mich über die Jahre aber ausgiebig mit China, Russland, Indien und Japan."
Feng sah Christopher an, Blick und Körpersprache verrieten Aufmerksamkeit und Interesse an seinem Gegenüber. Schon nach zwei Sätzen machte Feng auf Christopher den Eindruck eines guten Zuhörers. Er legte sein PD auf den Tisch.
"Sind sie mit einer Tonaufnahme einverstanden? Das Interview legen wir ihnen vor Druck noch einmal vor."
"Aber selbstverständlich." Feng setzte sich aufrecht hin und sagte: "Waren sie überrascht, wie viele japanischstämmige Menschen auf Cubuyata
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