Cugel der Schlaue
Stern kamen, erklärten, daß hiesige Fischer eine Auseinandersetzung mit einer Gruppe neuangekommener Reisender hätten, und daß auch Varmous und seine Fuhrleute etwas damit zu tun hatten.
Schließlich wurde es wieder ruhig. Nicht lange danach schauten zwei Männer in die Gaststube des Grünen Sterns. Einer rief mit finsterer Stimme: »Ist hier jemand namens Cugel?«
Der andere sagte mit etwas mehr Zurückhaltung: »Cugel wird dringend gebraucht. Wenn er hier ist, möge er sich melden.«
Als niemand darauf achtete, gingen die beiden Männer wieder, und Cugel zog sich in seine Schlafkammer zurück.
Am nächsten Morgen ging Cugel zu einem nahen Viehhändler, wo er sich ein Reittier für seine Reise nach Süden kaufte. Der Stallknecht führte ihn danach zu einem Laden. Dort erstand Cugel eine neue Geldbörse, zwei Sattelbeutel und Wegzehrung. Sein Hut wirkte inzwischen etwas mitgenommen, außerdem haftete ihm von der Berührung mit Nissifer ein abscheulicher Gestank an. Cugel nahm Sprühlicht ab, wickelte es in ein dickes Tuch und schob es in seinen neuen Beutel. Er kaufte sich eine Kappe aus grünem Samt, die ihm ihrer unauffälligen Eleganz wegen gefiel.
Er bezahlte mit Terces aus dem Lederbeutel von Nissifers Kajüte, der ebenfalls nicht gerade gut roch. Er wollte sich schon einen neuen kaufen, als der Stallknecht ihn davon abhielt. »Warum gute Terces vergeuden?« meinte er. »Ich habe einen Beutel, der sogar so ähnlich aussieht, Ihr könnt ihn kostenlos haben.«
»Das ist sehr großzügig«, dankte Cugel, und die beiden kehrten zu dem Viehhändler zurück, wo Cugel seine Terces in den neuen Beutel gab.
Das Reittier wurde herbeigebracht. Cugel stieg auf, und der Stallknecht befestigte die Sattelbeutel. In diesem Augenblick kamen zwei Männer von finsteremÄußeren in den Stall und näherten sich schnellen Schrittes. »Heißt Ihr Cugel?«
»Keineswegs«, antwortete Cugel. »Ganz sicher nicht. Ich bin Tichenor! Was wollt Ihr von diesem Cugel?«
»Das geht Euch nichts an. Kommt mit, Ihr habt keine überzeugende Art.«
»Ich habe keine Zeit für dumme Possen«, erklärte Cugel von oben herab. »Bursche, Ihr dürft mir meinen Lederbeutel geben.« Der Stallknecht gehorchte, und Cugel hängte ihn an den Sattelknauf. Er wollte wegreiten, doch die Männer stellten sich ihm in den Weg. »Ihr müßt mit uns kommen!«
»Unmöglich!« entgegnete Cugel. »Ich muß nach Torqual.« Er trat einen der Männer in die Nase und den anderen in den Bauch. In vollem Galopp ritt er die Straße der Dynastien entlang und aus Kaspara Vitatus hinaus.
Nach einer längeren Weile hielt er an, um zu sehen, ob man ihn verfolgte.
Ein schauderlicher Gestank stieg ihm in die Nase – er kam von dem Lederbeutel. Zu seiner Verblüffung erwies er sich als derselbe, den er aus Nissifers Kajüte mitgebracht hatte.
Besorgt öffnete ihn Cugel und mußte bestürzt feststellen, daß er keine Terces, sondern winzige Stücke verrosteten Metalls enthielt.
Cugel stöhnte erschrocken. Er drehte sein Reittier, um nach Kaspara Vitatus zurückzukehren, doch nun sah er, daß ein Dutzend Männer, tief im Sattel kauernd, im Galopp hinter ihm her waren.
Er stieß einen wilden Schrei der Wut und Verzweiflung aus, warf den stinkenden Lederbeutel in den Straßengraben, riß sein Reittier noch einmal herum und gab ihm die Fersen.
5 . Von Kaspara Vitatus nach Cuirni f
Die siebzehn Jungfrauen
Die Verfolger waren hartnäckig und jagten Cugel in jenes trostlose knochenfarbige Hügelland, das als Bleichrunzeln bekannt war. Schließlich bediente er sich eines Schlichs, um seine Verfolger zu verwirren. Er rutschte aus dem Sattel und versteckte sich zwi schen Felsblöcken, während seine Feinde dem reiterlosen Tier nachhetzten.
Solange verbarg er sich, bis die wütenden Männer, auf ihrem Rückweg nach Kaspara Vitatus untereinander streitend, ahnungslos an ihm vorbeikamen.
So grimmig und unwirtlich wie die Oberfläche einer toten Sonne war dieses Gebiet, doch deshalb mieden es glücklicherweise solche Kreaturen wie Sindiks, Shamben, Erbs und Vispen – das einzige, worüber Cugel froh war.
Schritt um Schritt marschierte er, setzte ein Bein vors andere: einen Hang hoch, um über die endlose Reihe von kahlen Hügeln zu spähen, dann wieder hinunter in die Mulde, wo hin und wieder einmal ein Rinnsal den schwächlichen Pflanzen ein bißchen Kraft schenkte. Hier fand Cugel dann Ramp, Kletten, Squallix und vereinzelte Eidechsen, was ihn vor dem Verhungern
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