Cugel der Schlaue
sich an die Versammelten, »hält man mich wegen meines Interesses an Wundern und dem Übernatürlichen für einen Exzentriker. Analysiert man jedoch mein Stekkenpferd, findet man es dann immer noch so absurd?Versetzt euch Äonen zurück in die Zeit der Vapurialen, des Grünen und Purpurnen Kollegiums, der mächtigen Magier, zu denen wir Amberlin, den Zweiten Chidulen von Porphyhyncos, Morreion, Calanctus den Stillen, und selbstverständlich den Großen Phandaal rechnen. Das waren die Tage der Macht, und es ist wohl unwahrscheinlich, daß sie je wiederkehren. Deshalb also meine Ausstellung der Wunder, nur ein bleicher Abklatsch der Dinge, wie sie einst waren.
Doch alles in allem ersehe ich aus meiner Aufstellung, daß wir ein recht anregendes Programm haben, und ganz sicher wird es mir nicht leichtfallen, den Gewinner des Großen Preises zu bestimmen.«
Herzog Orbal warf einen schnellen Blick auf seine Aufstellung. »Wir werden uns Zaraflams ›Behende Truppe‹ ansehen, Bazaards ›Unwahrscheinliche Musikanten‹, Xallops und sein ›Kompendium universalen Wissens‹. Dann wird Iolo uns mit seinem ›Beutel voller Träume‹ erfreuen, und schließlich beabsichtigt Cugel, uns zu unserem Staunen etwas vorzuführen, dem er den neugierig stimmenden Titel ›Nirgendwo‹ gegeben hat. Ja, wahrlich, ein beeindruckendes Programm. Und nun wollen wir uns ohne weitere Worte an die Begutachtung von Zaraflams ›Behender Truppe‹ machen.«
Die Menge drängte sich in den ersten Pavillon, und Zaraflam brachte seine ›Behende Truppe‹ zum Vorschein: Kakerlaken in roten, weißen und schwarzen Uniformen paradierten vor den Zuschauern. Die Unteroffiziere trugen Säbel, die einfachen Soldaten Musketen. Die Truppe marschierte und schwenkte zackigen Schrittes.
»Halt!« brüllte Zaraflam.
Die Kakerlaken gehorchten und schlugen die Hakken zusammen.
»Präsentiert die Waffen!«
Die Kakerlaken taten es.
»Ehrensalut für Herzog Orbal!«
Die Unteroffiziere hoben die Säbel, die Soldaten legten die Musketen an. Die Säbel schwangen hinab, und aus den Gewehren drangen kleine weiße Rauchwölkchen.
»Ausgezeichnet!« freute sich Herzog Orbal: »Zaraflam, ich muß Euch loben! Ihr habt Euch erstaunliche Mühe gemacht!«
»Tausend Dank, Euer Gnaden. Darf ich daraus schließen, daß der Große Preis an mich geht?«
»Das ist noch zu früh zu sagen. Und jetzt zu Bazaard und seinen ›Unwahrscheinlichen Musikanten‹!«
Die Zuschauer machten sich zum zweiten Pavillon auf, aus dem Bazaard mit unglücklicher Miene herauskam. »Euer Gnaden und edle Bürger von Cuirnif! Meine ›Unwahrscheinlichen Musikanten‹ waren Fische aus dem Canticmeer. Ich war überzeugt, daß ich mit ihnen den Großen Preis gewinnen würde, als ich sie hierher brachte. Doch da widerfuhr mir heute nacht das große Pech eines Lecks im Tank – und nun sind alle meine Fische eingegangen … Ich möchte aber trotzdem noch am Wettbewerb teilnehmen, also werde ich den Gesang meiner hingeschiedenen Truppe simulieren. Bitte bewertet ihn auf dieser Basis.«
Herzog Orbal wehrte ab. »Unmöglich! Bazaards Beitrag wird hiermit gestrichen. Wir sehen uns nun Xallops’ erstaunliches Kompendium an.«
Xallops trat aus seinem Pavillon. »Euer Gnaden, Damen und Herren von Cuirnif! Mein Beitrag zu dieser Ausstellung ist wahrlich bemerkenswert, doch im Gegensatz zu Zaraflam und Bazaard brauchte ich nichts dazu zu tun. Ich habe es mir zum Beruf gemacht, alte Grüfte nach Wertgegenständen abzusuchen. Die Risiken hier sind groß und der Gewinn klein. Durch wirklich großes Glück stieß ich auf jeneGrabkammer, wo vor zehn Äonen der Zauberer Zinqzin zur Ruhe gebettet wurde. Aus dieser Gruft rettete ich dieses Werk, das ich nun euren bewundernden Augen vorlege.«
Xallops zog ein Tuch zur Seite und deckte einen gewaltigen, in schwarzes Leder gebundenen Wälzer auf. »Auf Befehl gibt dieses Buch Auskunft über alles und jedes. Es kennt die unbedeutendste Einzelheit vom Augenblick, da die Sterne Feuer fingen, bis zum heutigen Tag. Fragt, und ihr erhaltet Antwort.«
»Großartig!« rief Herzog Orbal. »Tut uns die Verlorene Ode von Psyrme kund!«
»Gern«, versicherte ihm das Buch mit kratziger Stimme. Es schlug eine bestimmte Seite auf, die mit dichtgedrängten, nicht entzifferbaren Glyphen bedeckt war.
»Das kann ich nicht lesen«, gestand Herzog Orbal. »Sei so gut, lies du uns die Ode vor.«
»Dem Verlangen kann nicht stattgegeben werden«, lehnte das Buch ab. »Eine Poesie wie
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